Hundetrainer Fährtenarbeit ist in jedem Alter gut

Hundetrainer Thorsten Schedwill beantwortete etliche Leserfragen am Expertentelefon.

Kaum hatte Thorsten Schedwill am Expertentelefon Platz genommen, kamen auch schon die ersten Anrufe: Das Interesse an der Telefonaktion, zu der die Rheinische Post vergangenen Samstag eingeladen hatte, war groß. Der Düsseldorfer Hundetrainer wusste Rat bei etlichen Fragen zum Thema des Tages "Die richtige Beschäftigung für den Hund". Aber auch in anderen Zusammenhängen konnte der Inhaber der Düsseldorfer Hundeschule "Richtig verknüpft" den Anrufern Tipps geben.

So hatten einige Halter Probleme mit der Sauberkeit ihrer Hunde. Der Besitzerin einer älteren, nachts inkontinenten Hündin riet Schedwill, sie zunächst beim Tierarzt vorzustellen. Sollte sie tatsächlich aus gesundheitlichen Gründen unsauber sein, so könnten über Nacht Windeln helfen. Ansonsten könne die Halterin auch versuchen, ihrem Tier Alternativen wie einen stets offenen Auslauf in den Garten anzubieten.

Anders beurteilte er den Fall zweier Havaneser. Die beiden Rüden - knapp einjährige Geschwister - markieren zu Hause. Um das zu beenden, empfahl Schedwill, bereits beim Spazierengehen aktiv zu werden. "Man sollte das ständige Markieren stören, indem man einfach zügig weitergeht." Dann entleere sich das Tier dort vollständig, wo der Halter stehenbleibt. "Der Mensch muss immer einen Punkt Vorsprung vor dem Hund haben, damit die Rangordnung funktioniert. Also beginnt und beendet der Halter jede Aktion."

Bei einem Hund, der unaufhörlich bellt, sobald es an der Tür klingelt, riet er zur Gegenkonditionierung. "Anzuschlagen ist zwar sein Job, aber er muss Ruhe geben, sobald sein Halter es von ihm fordert", betonte Schedwill. "Hunde denken nicht logisch, sondern verknüpfen ihr Verhalten mit dem des Menschen." So kann der Hund beschwichtigendes Zureden als positive Bestätigung für sein Bellen halten. "Deshalb sollte man das lassen. Viele der menschlichen akustischen Signale sind für den Hund nur undifferenzierte Geräusche." Weil Hunde eine Assoziationszeit von maximal drei Sekunden haben, sei es ratsam, die Situation zu simulieren, indem man jemanden bittet, in Abständen zu klingeln. Den Hund sollte der Halter an die Leine nehmen und ihn sofort belohnen, sobald er auf ein Kommando wie "Nein" zu bellen aufhört. "Wenn er das gelernt hat, wacht der Hund stets genau so lange, wie es sein Halter will", erklärte Schedwill.

Apropos Gehorsam: Auch eine sinnvolle Beschäftigung für den Hund kann ein Grundbaustein fürs Folgeleisten sein. So riet der Hundetrainer der Halterin eines dreimonatigen Welpen, ihn an die Fährtenarbeit heranzuführen - langsam, versteht sich. Schließlich brauchen junge Hunde viel Ruhe. Dafür legt man alle zehn bis 20 Zentimeter ein winziges Leckerchen auf einer etwa fünf Meter langen Geraden im Garten aus. Dann lässt man den Hund an der Leine Sitz machen und geht mit ihm auf ein Kommando wie "Such" die Fährte ab. Später kann der Halter die Fährte ausdehnen, kann zunächst ein L legen und schließlich auch ein Quadrat. "Auch dabei ist wichtig, dass der Hund ein Lob bekommt: Wenn er es gut gemacht hat, die Schulter klopfen und beispielsweise ,super' sagen. Dann kann man nach und nach auch die Leckerchen weglassen, und der Hund wird seine Aufgabe dennoch gerne erledigen", sagte Schedwill. "Fährtenarbeit ist übrigens auch sehr gut für ältere und sogar richtig alte Hunde geeignet. Denn auch die brauchen eine Beschäftigung für ihren Kopf." Und neben dem Apportieren sei es die anspruchsvollste Beschäftigung.

Halbstarken Hunden, die sich ausprobieren wollen, sollte man konsequent begegnen. Zwickt ein junger Hund schon mal, sollte man ihm auf keinen Fall das Maul zudrücken, wie es manchmal geraten wird. Denn dabei könnte er sich mit einem Milchzahn am Zahnfleisch verletzen. Auch den Hund am Nacken zu packen und zu schütteln, sei schlecht: "Das ist im Hundereich eine extreme Drohgebärde." Man sollte grundsätzlich im Umgang mit dem Hund keinerlei Gewalt anwenden. "Es reicht vollkommen, den Hund in einer solchen Situation mit einem nicht zu harten Strahl einer Blumenspritze zu stören und dabei ,Nein' zu sagen", betonte Schedwill.

(RP)
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