Diensthunde der Bundeswehr: Schnüffeln für die Streitkräfte

Sie bewachen Kasernen, spüren Minen, Sprengstoff oder Menschen auf. Diensthunde spielen bei der Bundeswehr an vielen Stellen eine wichtige Rolle - auch bei Auslandseinsätzen. Ausgebildet werden sie auf einem abgelegenen Gelände in der Eifel.

 Diensthundeschule der Bundeswehr

Diensthundeschule der Bundeswehr

Foto: dpa, tfr rho

<p>Sie bewachen Kasernen, spüren Minen, Sprengstoff oder Menschen auf. Diensthunde spielen bei der Bundeswehr an vielen Stellen eine wichtige Rolle - auch bei Auslandseinsätzen. Ausgebildet werden sie auf einem abgelegenen Gelände in der Eifel.

Gewissenhaft schnüffelt Xanto Schließfächer ab, vor einem setzt er sich hin und zeigt an: Achtung Sprengstoff! Der Schäferhund absolviert mit seinem Herrchen, einem Oberfeldwebel der Fallschirmjäger aus Zweibrücken, eine besondere Ausbildung - Xanto die zum Kampfmittelspürhund, sein ständiger menschlicher Begleiter die zu einem Spezialdiensthundeführer. Monate verbringen beide dafür an einem abgelegenen Flecken mitten im Wald, unweit des Eifel-Örtchens Ulmen im rheinland-pfälzischen Kreis Cochem-Zell. Hier sitzt in einem ehemaligen Munitionsdepot mit vielen Bunkern und reichlich Gelände die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr.

Tierische Experten

Schon seit Jahrzehnten baut die Bundeswehr auf tierische Experten wie Xanto, eingesetzt werden sie als Schutz-, Wach-, Sprengstoff-, Rauschgift-, Minen- oder Kampfmittelspürhunde bei den Feldjägern, den Fallschirmjägern, den Pionieren, in der Luftwaffe oder dem Kommando Spezialkräfte. Auch bei Auslandseinsätzen werden ihre Dienste geschätzt. Die längste Ausbildung ist die der Minenspürhunde.

Die Hundeführer bekommen auch theoretischen Unterricht, zum Wesen und Körperbau der Tiere. Benötigt werden ruhigere Zeitgenossen, etwa als Minenspürhund, aber auch aggressivere, als Personenspürhund. Die meisten sind deutsche oder belgische Schäferhunde. "Sie sind besser als jedes technische System", sagt Oberstleutnant Rene Rudolph. Er ist stellvertretender Kommandeur der Schule mit ihren rund 90 Beschäftigten, davon 52 Soldaten. Nüchtern ausgedrückt seien die Hunde ein "Einsatzmittel unterhalb der Schwelle von Schusswaffen". Derzeit hat die Bundeswehr 313 Spezialhunde, bald sollen es nur noch 247 sein.

Zugute kommt den Hunden, dass sie viel mehr Riechepithel - also Riechzellen - besitzen als Menschen. Das Riechorgan sei bei ihnen vom Volumen her etwa so groß wie das Gehirn, erklärt Oberstleutnant Rudolph. Auf dem Gelände der Schule sind in 52 Bunkern mit schweren Stahlrolltoren verschiedene Szenarien nachgebaut, in denen Hunde und Hundeführer trainieren - mal ist eine Wohnung nachempfunden, mal eine Ansammlung von Koffern wie auf einem Flughafen.

Bei einer Übung muss ein Tier einen Mann in Schutzanzug aufspüren und festhalten, "Stellen und Verbellen", nennen das die Ausbilder. Nebenan dringen an einem Maschendrahtzaun lärmende Unbekannte mit Schlagstöcken auf ein Grundstück ein. Der Hund muss sie attackieren, tut dies mit fletschenden Zähnen und verbeißt sich im gepolsterten Arm eines Eindringlings. Es geht laut zu, Schreien und Bellen immer wieder. Nach getaner Arbeit folgt eine Spieleinlage als Belohnung.

Allein mit solchen Übungen ist es aber nicht getan, es fehlt das Unerwartete, wie Oberstabfeldwebel Guido Heinzen erklärt. "Hier läuft kein Fremder rum, das ist nicht die Realität." Deswegen gehe es während der Ausbildung auch regelmäßig in die Umgebung, etwa in die Koblenzer Innenstadt oder den Hauptbahnhof. "Die Tiere und Hundeführer müssen raus, sie müssen umweltfest werden."

Ihr ganzes Diensthundeleben lang ist die medizinische Betreuung der Tiere sehr intensiv, sagt Heinzen. "Es wird ein hoher Aufwand betrieben, damit die Tiere sechs Jahre durchhalten." Der Tierschutz stehe über allem. "Wir brauchen selbstbewusste Hunde, die Situationen lösen wollen." Sie müssten einen Trieb haben, Erlerntes zu zeigen.

In der Regel liebten die Hundeführer ihre Tiere abgöttisch, sagt der zivile Ausbilder Gerhard Gail. "Dazu gehört auch, dass ein Hund mal in den Zwinger macht und einen morgens mit beschissenen Pfoten anspringt." Der Oberfeldwebel aus Zweibrücken drückt das so aus: "Man muss dem Tier rund um die Uhr gerecht werden." Nötig sei ein besonderes Verantwortungsbewusstsein. "Es baut sich schnell eine enge Bindung auf." Von seinem ersten tierischen Begleiter vor Xanto musste er sich trennen, weil der nicht diensttauglich war. "Das war schwer."

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