Hunde behutsam ans Alleinsein gewöhnen

Kaum ist Herrchen aus der Tür, wütet der Hund. Deshalb müssen schon Welpen vorschichtig ans Alleinsein gewöhnt werden.

Hunde behutsam ans Alleinsein gewöhnen
Foto: Eva Nimtschek

<p>Kaum ist Herrchen aus der Tür, wütet der Hund. Deshalb müssen schon Welpen vorschichtig ans Alleinsein gewöhnt werden.

Die Schuhe fliegen im Flur umher, auch im Schlafzimmer herrscht Chaos, und der teure Teppich im Wohnzimmer ist völlig zerfetzt. Was wie ein Einbruch aussieht, war in Wirklichkeit der eigene Hund, der die Wohnung in Abwesenheit seiner Besitzer verwüstet hat.

"Das gehört nicht zum normalen Verhaltensmuster von Hunden", sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen. Passiert es dennoch, müssen die Halter nach den Gründen suchen. "Das Tier zu bestrafen, weil es die Wohnung verwüstet hat, bringt nichts", sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt). "Ein Welpe zum Beispiel nimmt ständig Dinge auseinander, das ist völlig normal", sagt Kopernik. Allerdings müsse man als Besitzer dem Hund schon früh klarmachen, was er dürfe und was nicht. "Zum Beispiel sollten das Nagen an Elektrokabeln und das Kratzen an Tapeten von Anfang an tabu sein."

Doch auch ältere Hunde können eine Wohnung zerlegen. "Das kann zum einen daran liegen, dass sie es als Jungtiere nicht gelernt haben, weil es toleriert wurde", erläutert Kopernik. "Zum anderen kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Hund nicht ausgelastet ist, sich langweilt oder Trennungsangst hat. Möglicherweise hat die Familie das Tier verhätschelt, und auf einmal ziehen die Kinder aus dem Haus und beide Eltern gehen arbeiten."

Verwüstet ein Hund die Wohnung, kann das für das Tier sehr gefährlich sein. "Durch Nagen oder Kauen an Holz wie Stuhlbeinen können Holzsplitter in den Mund- oder Rachenraum gelangen und den Hund verletzen", erklärt Tierärztin Astrid Behr. Kopernik warnt außerdem vor Nylonstrümpfen. "Wenn Hunde die herunterschlingen, werden sie nicht verdaut, was zu einem möglicherweise tödlichen Darmverschluss führen kann."

Das Alleinsein müssen Hunde erst lernen, wie Behr sagt. "Hunde sind Rudeltiere, Alleinsein bedeutet Gefahr." Deswegen müsse man die Tiere langsam daran gewöhnen. "Einfach aus dem Zimmer zu gehen, funktioniert nicht. Anfangs zeige ich dem Hund seinen Platz und bewege mich erst einen Schritt weg", erklärt Hundetrainerin Konny Borutta. Das könne man nach und nach ausbauen und immer weiter weggehen. Und auf keinen Fall dürfe ein Hund acht Stunden oder länger alleine zu Hause gelassen werden, so Behr.

Wichtig ist auch, dass ein Hund ausgelastet ist. "Er muss körperlich und geistig herausgefordert werden", sagt Borutta. "Morgens nur kurz rausgehen und den Hund dann stundenlang alleine lassen, reicht nicht."

"Außerdem muss man etwas für den Geist tun", sagt die Trainerin. Nach Auslauf und Training sei die Chance groß, dass der Hund keinen weiteren Tatendrang verspüre und die Wohnung in Ruhe lasse.

(areh)
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