Wenn Haustiere zu Models werden

Ob ein Tier Spaß am Modeln hat, lässt sich an seinem Verhalten ablesen. Aber auch wenn das der Fall ist, sollte sein Besitzer sich ausschließlich an seriöse Agenturen wenden und genau beobachten, ob der Vierbeiner nicht überfordert wirkt.

Tiere als Model, darauf sollten Sie achten
Foto: Jagodka / Shutterstock.com

<p>Ob ein Tier Spaß am Modeln hat, lässt sich an seinem Verhalten ablesen. Aber auch wenn das der Fall ist, sollte sein Besitzer sich ausschließlich an seriöse Agenturen wenden und genau beobachten, ob der Vierbeiner nicht überfordert wirkt.

Hauskatze Bällchen präsentiert Kratzbäume, Setter Anouk hat einen Auftrag für Tiermode und Rauhaardackel Biene shootet mit Spielzeug: In der Kartei von Trixie Heimtierbedarf in Tarp in Schleswig-Holstein sind die tierischen Models mit Foto, Maßen und Spezialgebiet gelistet. „Wir sind immer auf der Suche nach ausdruckstarken Charakterköpfen“, erklärt Trixie-Fotografin Fanny Melzer.

Auch Ute Woelki aus Nürnberg stellt für ihre Tiermodellagentur Vierbeiner vor die Kamera. Angefangen hat die Fotografin und Tiertrainerin mit ihren eigenen Golden Retrievern. Mittlerweile umfasst ihre Kartei 230 Hunde, 22 Katzen sowie diverse Kleintiere. An manchen Wochenenden bekommt Woelki bis zu 100 Anfragen von Tierbesitzern. Bei einem Testshooting klärt sie, ob sich ein Tier vor der Kamera wohl fühlt, ob es mit fremden Menschen, Studiolicht und Blitzgeräuschen klarkommt.“

Auch ob die Chemie zwischen mir und dem Besitzer stimmt, ist wichtig.“ Ein Raster, welche Tiere sich als Models eignen, haben die Fotografinnen nicht. Beliebt seien derzeit Golden Retriever und Labradore, Australian Shepherds und Border Collies sowie West Highland Terrier. Auch Mischlinge sind in der Werbung immer gefragter: „Sie haben oft einen höheren Wiedererkennungswert“, erklärt Woelki.

„Bei Tiermodels geht es nicht zwingend ums Aussehen, sondern mehr um den Charakter.“ Wichtig sei jedoch, dass die Tiere gesund und gepflegt sind. „Nicht infrage kommen für uns Tiere mit Übergewicht, kupierte Tiere und Qualzuchten wie Möpse oder Bulldoggen mit Atemproblemen“, ergänzt Melzer. Im Vorteil sind Tiere, die Kommandos beherrschen. „Je besser die Tiere trainiert sind, desto leichter fällt die Arbeit am Set.“ Generell seien Hunde in der Werbung gefragter als Katzen, erklärt Woelki.

Doch sein Tier ins Scheinwerferlicht zu stellen, ist nicht unumstritten. So erklärt Caterina Mühlhausen vom Deutschen Tierschutzbund: „Wir sind grundsätzlich gegen das Modeln von Tieren, da es für Tiere einen enormen Stress bedeutet.“ Tierpsychologin Tina Messjetz in Oldenburg räumt ein: „Es gibt auch gute, seriöse Agenturen.“ Wer sein Tier zum Werbestar machen möchte, dem empfiehlt sie, einen Fachmann zu befragen. Professionelle Tiertrainer könnten einschätzen, ob sich ein Tier für diese Beschäftigung eigne.

So erkennen Sie seriöse Agenturen

Seriöse Agenturen erkenne man daran, dass ausschließlich Heimtiere fotografiert werden und keine Wildtiere, erklärt Birgitt Thiesmann von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in München. Außerdem dürften Tiere nicht zu unnatürlichen Posen gezwungen werden. Bevor über das Geschäftliche gesprochen wird, sollte sich der Anbieter für das Tier, seine Vorlieben und Schwächen interessieren. Ansonsten sei von einer Zusammenarbeit abzuraten, sagt Thiesmann.

Wer vorab um das Überweisen einer hohen Gebühr bittet, sei ebenso zweifelhaft wie Agenturen, bei denen man das Tier abgeben und nach ein paar Stunden wieder abholen soll, findet Woelki. Auch ein Blick auf Referenzen der Agentur oder auf die nötige Erlaubnis nach §11 des Tierschutzgesetzes zeigt, wer vertrauenswürdig ist.

Eine offene Kommunikation und verständliche Verträge seien Merkmale einer seriösen Agentur, ergänzt Melzer. Bei Trixie kosten weder das Probeshooting noch eine Aufnahme in die Kartei Geld. Woelki erhebt eine Gebühr für ihre Testfotos, erstattet sie aber mit dem ersten Auftrag. „Ich mache das, damit Leute nicht nur kommen, um kostenlose Bilder zu ergattern“, erklärt sie.

Bekommen ihre Models Aufträge, erhalten die Halter ein Honorar. Ob ein Tier Spaß am Modeln hat, lässt sich an seinem Verhalten ablesen. „Besitzer sollten ihren Liebling während des Shootings stets beobachten und sofort mit ihm nach Hause fahren, sobald er unwillig oder müde wird“, betont Thiesmann. „Grundsätzlich ist dringend davon abzuraten, schüchterne und ängstliche Tiere zu einem Shooting zu bringen“, sagt sie.

Wenn sich ein Hund dagegen ohnehin gern fotografieren lasse oder eine Katze stets neugierig auf Fremde zugehe, könnten diese Tiere auch am Modeln Spaß haben. Zentral sei, dass bei den Shootings Fachleute anwesend sind, betont Tierpsychologin Messjetz: „Ohne einen professionellen Tiertrainer sollte sich kein Halter auf so etwas einlassen.“ Bei den Trixie-Shootings sorgt eine Trainerin dafür, dass sich die Tiere wohlfühlen, Pausen haben und nicht überfordert werden. „Die Shootings sollen für das Tier eine positive Erfahrung sein“, sagt Melzer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort