Kleintiere Abwechslung auf dem Speiseplan: Das schmeckt Nagern

Wer Nager wie Meerschweinchen, Hamster oder Kaninchen als Haustiere halten möchte, muss bei jedem Tier darauf achten, was es Fressen darf und was nicht.

Abwechslung auf dem Speiseplan: Das schmeckt Nagern
Foto: Eva Nimtschek

<p>Wer Nager wie Meerschweinchen, Hamster oder Kaninchen als Haustiere halten möchte, muss bei jedem Tier darauf achten, was es Fressen darf und was nicht.

Die Verdauungstrakte jeder Tierart haben sich im Laufe der Zeit speziell auf die natürlichen Essgewohnheiten angepasst. Wer sich vor dem Kauf eines Nagers nicht über das Nahrungsspektrum informiert, bringt das Leben des Tieres ernsthaft in Gefahr.

Meerschweinchen

Die Wildform dieser Haustiere lebt in den Anden und ernährt sich überwiegend von Gräsern. Pflanzenwurzeln, Blätter, Zweige, Rinde sowie Kräuter runden zudem das Nahrungsspektrum ab. Domestizierte Meerschweinchen weisen dieselben Nahrungsbedürfnisse auf, zumal die Verdauung genauso funktioniert. Die Tiere besitzen einen langen Darm sowie einen dünnwandigen Magen. Weil der Darm kaum Peristaltik aufweist, setzt eine korrekte Verdauung eine ständige Nahrungsaufnahme voraus, um die erforderliche Rohfaser aufnehmen zu können.

Das natürlichste und gesündeste Nahrungsmittel für die kleinen Nager wäre eine Wildwiese mit unterschiedlichen Kräutern und Gräsern. Diese enthalten alle Nährstoffe, die ein Meerschweinchen für ein gesundes Leben benötigt. In den Anden nehmen diese Tiere so das notwendige Vitamin C sowie Eiweiß auf. Die Rohfaser hält den Darm in Schwung, wobei durch das Zermahlen der Pflanzen Kieselsäure freigesetzt wird, welche die Zähne ideal abnutzt. Demnach sollte dieses Futter dem Meerschweinchen nicht versagt bleiben.

Auch Heu sollte stets beigefügt werden und im Gehege in ausreichender Menge vorhanden sein. Trotz der trockenen Form enthält es zahlreiche Vitamine und Mineralien. Ferner nutzt das Heu dem Zahnabrieb der Backenzähne. Eine Abwechslung im Futterplan werden die Nager sicherlich sehr begrüßen. In diesem Zusammenhang sollte eine große Auswahl an frischem Gemüse angeboten werden, das mindestens zweimal am Tag verfüttert wird. Besonders lecker finden Meerschweinchen Gurken. Dennoch sollten etwa auch Möhren und anderes Gemüse (z.B. Lattich, Broccoli, Kürbis, Topinambur, Zucchini, Kohlrübe oder Stangensellerie) gereicht werden.

Ein ausgewachsenes Meerschweinchen kann ohne weiteres 200 bis 300 g gemischtes Gemüse vertilgen. Um Schimmel zu vermeiden, sollten Reste zeitnah entfernt werden. Schlanke Meerschweinchen dürfen gerne auch Knollengemüse erhalten. Bekommen die Meerschweinchen zu viel Gemüse und nur minderwertiges Heu, besteht die Gefahr, dass es durch die hohe Zuckermenge im Gemüse zu einer massiven Hefe-Entwicklung im Darm kommt. Obst gilt als Leckerei und sollte nicht allzu oft gereicht werden. Am besten geeignet sind Hagebutten, Äpfel und Erdbeeren. Grünfutter liefert dem Meerschweinchen insbesondere Vitamine, Mineralien, Eiweiße und Kohlenhydrate. Gerade im Sommer sollte frisch gepflücktes Grünfutter angeboten werden. So etwa Ringelblumen, Kohlrabiblätter, Fenchelgrün, Möhrenkraut, Sonnenblumen, Basilikum, Petersilie, Ackerminze, Kamille, Beifuß, Kohldistel und Löwenzahn.

Hamster

Trockenfutter ist der wichtigste Bestandteil des Hamsterspeiseplans. Es sollte nicht länger als vier Monate gelagert werden, da in dieser Zeit fetthaltige Bestandteile ranzig werden und Vitamine verloren gehen. Ausgewachsene Mittelhamster benötigen ungefähr zwei Teelöffel voll Trockenfutter täglich. Ein gutes Trockenfutter enthält etwa Amarant, grünen Hafer, Buchweizen, Kolbenhirse, Emmerweizen, Roggen, Gerste, Kamut, Weizenflocken und Haferflocken. An Kleinsämereien sind Sesam, Mohn, Hanf, Leinsaat, Perilla, Kardi, Negersaat, Fenchel, Löwenzahn, Weidel-, Knailgras sowie Rohrschwingel zu reichen. Fertigfutter sollte einen hohen Anteil diverser Kleinsämereien, Kräutern, getrocknetem Gemüse sowie Getreidesorten (jedoch wenig Weizen) beinhalten. Kerne, Nüsse und Ölsaaten sollten dagegen nur in kleinen Mengen enthalten sein. Von Nahrung mit Inhaltsstoffen wie Melasse und nicht weiter gekennzeichneten Nebenprodukten ist Abstand zu nehmen.

Bei getrockneten Kräutern lieben Hamster vor allem Vogelmiere, Spitzwegerichkraut, Sonnenblumenblüten, Schafgarbe, Sauerampferkraut, Pfefferminzblätter, Melisse, Haselnussblätter, Gänseblümchen, Dill und Brennesselkraut. Auch Insekten wie Grillen, Heimchen, Bachflohkrebse sowie Mehlwürmer fressen sie gerne.

Kaninchen

Kaninchen können nahezu alle Nährstoffe, die sie benötigen, über eine Mischung aus frischen oder getrocknetem Grünfutter, Kräutern, Heu, Grasähren und frischem Gras extrahieren. In ihrem Blinddarm synthetisieren sie die Vitamine und nehmen diese mit dem Kot erneut auf. Nach einer geringen Gewöhnungsphase sollten frische Wiesenkräuter und Gräser zur freien Aufnahme unbegrenzt angeboten werden. Heu sollte von hoher Qualität sein und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Das Heu sollte diverse Blüten und Kräuter enthalten, jedoch keinesfalls staubig und gelb sein.

Weil Kaninchen reine Pflanzenfresser sind, benötigen sie jeden Tag frisches Grünzeug. Da sie zudem eine überaus empfindliche Verdauung haben, reagieren sie auf Futterumstellungen schnell mit Durchfall. Das handelsübliche Trockenfutter beinhaltet viel Zucker, Fett und Stärke, fördert Verdauungsstörungen und ist schwer verdaulich. Zudem sorgt ein solches Haustier-Futter für eine schnelle Sättigung, so dass andere, essentielle Futtermittel (Frisch-, Grünfutter und Heu) nicht in adäquater Menge aufgenommen werden. Auf Milchprodukte und tierische Eiweiße ist zu verzichten, da diese nicht verdaut werden können. Wie im Falle der Meerschweinchen ist auch Obst hin und wieder gern gesehen.

Davon auszugehen, dass die Tiere selber wissen was gut für sie ist, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Die Nager fressen in der Regel alles, was sie vor die Nase bekommen, egal ob ihnen das Essensangebot schadet oder nicht. Einige Grundregeln der Ernährung gelten für alle Nager und Kaninchen. So sollten die Lebensmittel möglichst fettarm sein und so wenig Zucker wie möglich enthalten. Von gedüngten Futtermitteln ist abzuraten, Kerne sowie Schale sollten stets entfernt werden. Nüsse sollten nur selten verfüttert werden, Kohl dagegen überhaupt nicht. Nur wer einen artgerechten und abwechslungsreichen Speiseplan vorsieht, kann das Wohlbefinden sowie die Lebenserwartung der Nager erhöhen.

(areh)
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