Dramatische Tierfotos Hier frisst ein Krokodil ein Krokodil

Canberra · In Australien sind einer Touristin dramatische Aufnahmen gelungen: Sie hat einen Fall von Kannibalismus unter Krokodilen fotografiert.

Australien: Krokodil zerfleischt und verschlingt Artgenossen
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Krokodil zerfleischt und verschlingt Artgenossen

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Urlauberin Sandra Bell hatte eigentlich nur die friedliche Szene zweier sich sonnender Krokodile an einem Wasserloch in Australien auf einem Foto verewigen wollen.

Doch plötzlich wurde sie Augenzeugin eines Naturschauspiels, das Menschen nur selten beobachten können: Das größere der beiden Krokodile, ein fünf Meter langer Vertreter der Spezies der Leistenkrokodile, zerriss und verschlang seinen kleineren, nur 2,5 Meter langen Artgenossen - und das innerhalb von nur 15 Minuten.

Bell war geschockt, schoss aber geistesgegenwärtig rund 20 Aufnahmen dieses Falls von Kannibalismus im Tierreich. "Es war supertoll, aber auch ziemlich furchteinflößend", sagte sie am Freitag. "Es sah so aus, als ob das (kleinere Krokodil) ziemlich schnell tot war".

Ein Experte, der ihre Fotos von dem dramatischen Geschehen am Catfish-Wasserloch im Rinyirru-Nationalpark im Bundesstaat Queensland analysierte, sagte dazu, das kleinere Tier erscheine blass. Das deute darauf hin, dass es bereits zuvor tot gewesen sein muss und am Verwesen war.

Das könnte tatsächlich der Fall sein, meinte die Australierin im Rückblick. Sie habe nicht feststellen können, dass sich das Krokodil bewegt habe, sagte Bell. Die Frau aus dem westaustralischen Shark Bay hatte die Szene Ende Oktober aus einer Entfernung von rund 30 Metern vom anderen Ufern aus beobachtet.

Trotz dieses Sicherheitsabstandes sei sie erst einmal zurückgewichen, als der vermeintliche Kampf der beiden Krokodile losgegangen sei, erinnert sich Bell, die mit ihrem 14-jährigen Sohn ein Jahr durch den fünften Kontinent tourt und in dem Nationalpark campierte. Dennoch drückte sie weiter auf den Auslöser ihrer Kamera.

Ohne Vorwarnung ging das größere Krokodil vom friedlichen Sonnen in Kampfstimmung über, wie sich Bell erinnert: Seine Pranken habe in den Schwanz des Kleineren gehauen, dessen Körper mehrfach durch die Luft und in das Wasser geschleudert. "Es gab Wellen und überall spritzte es, und man konnte hören, wie das Kleine in das Wasser geschlagen wurde." Auf ihren Aufnahmen ist bestens zu erkennen, wie heftig das große Krokodil das kleinere traktierte.

Krokodilexperte Graham Webb vermutet aufgrund der Fotos, dass das kleinere Krokodil von einem Artgenossen getötet worden war, bevor die Urlauberin am Wasserloch erschien. Das wilde Herumschlagen seines Körpers sei eine Taktik des größeren gewesen, um Körperteile abzureißen und sie anschließend verschlingen zu können, meint er.

Kannibalismus unter Krokodilen gehört nach Angaben des Wissenschaftlers durchaus zum Alltag dieser Tiere - nur kämen die Menschen in der australischen Wildnis selten in die Verlegenheit, dies zu beobachten.

Während neugeborene Krokodile auch Vögeln oder Fischen zum Opfer fallen könnten, müsste ein ausgewachsenes Krokodil als einzigen Feind lediglich einen Artgenossen fürchten, so Webb. "Ist ein Krokodil erst einmal ein, zwei Jahre alt, hängt sein Überleben davon ab, wie viele große Krokodile in seiner Nähe sind".

(jco/ap)
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