Expertentelefon Muskulatur des Pferdes richtig aufbauen

Beim Expertentelefon unserer Zeitung beantwortete Pferdewirtschaftsmeister Markus Hoffrogge Leserfragen.

Hat ein Pferd Arthrose, aber keine Schmerzen, kann es meist noch lange gut als Beistellpferd leben.

Hat ein Pferd Arthrose, aber keine Schmerzen, kann es meist noch lange gut als Beistellpferd leben.

Foto: virgonira/thinkstock

Lahmheiten beim Pferd sind häufig langwierig. Oft rühren sie von Muskel- oder Sehnenproblemen her. Entsprechend groß war das Interesse am Expertentelefon rund um Fragen zum Bewegungsapparat des Pferdes, zu dem unsere Zeitung für vergangenen Samstag eingeladen hatte. Pferdewirtschaftsmeister Markus Hoff-rogge beantwortete dabei Fragen unter anderem zu Arthrose, Problemen mit dem Fesselträger und Muskelrissen.

"Pferde können Probleme am Fesselträger bekommen, wenn sie an dieser Stelle eine Gewebeschwäche haben oder vor der Vollbelastung nicht optimal aufgewärmt wurden", erklärte Hoffrogge, der in Dorsten das Trainingszentrum des Pferdebetriebs Hoffrogge leitet. "Tritt ein nicht aufgewärmtes Pferd bei hoher Geschwindigkeit im Gelände in ein Loch oder sich von hinten ins Vorderbein, kann die Sehne an dieser Stelle beschädigt werden." Dann müsse das Bein konsequent gekühlt werden, um den Genesungsprozess zu beschleunigen. Durch das kalte Wasser zieht sich das Gewebe zusammen, die in den Riss eingetretene Gewebeflüssigkeit wird abtransportiert. "Das funktioniert optimal in einem Spa mit zwei bis vier Grad kaltem Wasser. Nach 24 Minuten Kühlzeit bleibt Bein dann drei bis vier Stunden kalt. Danach muss das Ganze so lange wiederholt werden, bis die Schwellung so gut wie möglich abgeklungen ist", empfiehlt Hoffrogge.

Aber auch zu Hause lässt sich das Bein kühlen — mit einem Wasserschlauch. Optimal unterstützt der Halter den Heilungsprozess, wenn er dem Pferd Kompressionsbandagen anlegt, die den Austausch der Gewebeflüssigkeit fördern. Außerdem gibt es Kompressionssocken mit Taschen, in die man Eiswürfel füllen und damit das Bein relativ durchgängig kühlen kann.

 Markus Hoffrogge beantwortete Leserfragen.

Markus Hoffrogge beantwortete Leserfragen.

Foto: Göttert

Hat der Tierarzt eine Arthrose beim Pferd festgestellt, sollte man darauf achten, dass es genug Bewegung bekommt. "Am besten lässt man es Tag und Nacht auf die Weide. Auch die Aktivstallhaltung, bei der Wasser- und Futterstelle getrennt voneinander stehen, damit das Pferd sich bewegen muss, kann guttun. Denn Stillstand macht die Arthrose nur schlimmer", betont Hoffrogge.

Auch der Aufbau von Ausgleichsmuskulatur, etwa in einem Aquatrainer, der ein schonendes Training ermöglicht, kann helfen. Und: "Solange das Pferd keine Schmerzen hat, kann es auch gut als Beistellpferd leben." Schmerzmedikamente in diesen Fällen zu geben, hält Hoffrogge allerdings für gefährlich. "Dem schmerzfrei gemachten Pferd ist ja schließlich nicht klar, dass es bestimmte Bewegungen vermeiden muss. Dann kann es passieren, dass es sich selbst verletzt."

Ist die Arthrose weit fortgeschritten und das Pferd nicht mehr reitbar, ist Bodenarbeit eine sinnvolle Alternative. "Indem man das Tier an der Hand über unterschiedlichen Untergrund wie Pflaster, Sand, Steine, Matsch oder auch mal eine Plane gehen lässt, beschäftigt man den Kopf des Pferdes", sagt Hoffrogge. "Und das macht Reiter wie Pferd Spaß, ohne das Tier zu überfordern oder überzubelasten."

Bei Muskelrissen kann auch die Behandlung mit einer Bemer-Decke positiv wirken. Diese Weiterentwicklung der klassischen Magnetfelddecke bringt die Zellen auf Leistung und Lymph- sowie Blutfluss in Schwung. Auf diese Weise wird der Heilungsprozess beschleunigt, während das Pferd entspannt. Außerdem ist es sinnvoll, die Muskulatur rund um den Riss als Ersatz für das kranke Gewebe gezielt aufzubauen.

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