Im Gelände Ausreiten: So sind auch Anfänger auf der sicheren Seite

Endlich hat sie wieder begonnen, die grüne Saison. Pferde dürsten nach Licht, Luft und Bewegung, Menschen wünschen sich mehr Natur im Alltag. Aber Ross und Reiter sind nicht allein auf weiter Flur: Autos und Motorräder, landwirtschaftliche Maschinen, Jogger, Motorsägen, Hunde und Mountainbiker können beim Pferd schnell Fluchtinstinkte auslösen.

Damit der Traum vom schönen Ausritt nicht zum Albtraum wird, müssen deshalb einige wichtige Regeln beachtet werden. Isabelle von Neumann-Cosel ist Journalistin, Dressurreiterin, FN-Ausbilderin, Richterin und Reitsport-Fachautorin. Sie hat viele Standardwerke zur Basisausbildung von Reiter und Pferd geschrieben. Im Interview erklärt sie die wichtigsten Voraussetzungen.

Ausreiten ist etwas Schönes. Was müssen Reiter beachten, die noch keine Erfahrung im Gelände haben?
Isabelle von Neumann-Cosel Sie sollten sich langsam auf den ersten Ausritt vorbereiten. Die Gewöhnung an das Draußensein auf dem Paddock, einer Koppel oder dem Außenreitplatz sind Pluspunkte in Sachen Sicherheit. Die sichere Kontrolle von Gangart, Tempo und Richtung der Pferdebewegung muss erst einmal auf heimischem Terrain sichergestellt sein, damit die Gewöhnung an das Geländereiten kein Experiment mit ungewissem Ausgang darstellt. Eine fachgerechte Grundausbildung für Pferde und Reiter ist dafür unverzichtbar.

Was muss das Pferd vor dem ersten Ausritt lernen, was der Reiter?
Isabelle von Neumann-Cosel An die vermehrten optischen und akustischen Reize draußen müssen Pferde jedes Frühjahr neu gewöhnt werden. Dabei ist es sinnvoll, die Anforderungen in kleinen Schritten zu steigern, von der Schrittrunde draußen nach der Arbeit in der Halle über das Reiten auf dem Außenplatz bis hin zum entspannten ersten kleinen Ausritt im Anschluss an vorhergehende Arbeit. Unerfahrene Reiter sollten nur in Gesellschaft erfahrener Geländepferde und -reiter ausreiten. Sie sind für jeden Neuling im Gelände — sei es ein junges Pferd oder ein unerfahrener Reiter — die beste Vorsorge in Sachen Sicherheit. Ein Extra-Tipp: Die Prüfung zum FN-Abzeichen "Deutscher Reitpass" ablegen — im Vorbereitungslehrgang werden alle einschlägigen theoretischen und praktischen Kenntnisse fürs Geländereiten vermittelt.

Was sollten Reiter unbedingt tun, bevor sie losreiten?
Isabelle von Neumann-Cosel Sattel und Zaumzeug müssen auf guten Sitz überprüft werden. Zur Reiterausrüstung gehört ein Reithelm mit Drei- oder Vierpunktbefestigung und Fußbekleidung, die über die Knöchel reicht mit Absätzen, damit der Fuß nicht durch den Steigbügel rutschen kann. Das Handy nicht vergessen.

Worauf sollten Reitgruppen achten?
Isabelle von Neumann-Cosel Zumindest einer der Reiter sollte das Gelände und mögliche Gefahrenstellen kennen. Die Gruppe sollte überschaubar sein, die Pferde sich möglichst kennen. Ein aufgeregtes Tier, das sein Reiter nicht im Griff hat, kann eine ganze Gruppe durcheinanderbringen. Wettrennen, Wege kreuzen (vor allem im Galopp), dichtes Aufreiten oder zu große Abstände sind verboten.

Gibt es auch gesetzliche Bestimmungen, die beachtet werden müssen?
Isabelle von Neumann-Cosel Ja, die gibt es: Die Landesverbände im Pferdesport informieren über einschlägige Landesgesetze und regionale Reitregelungen. Außerdem unterliegt das Reiten draußen der Straßenverkehrsordnung. Jedes Pferd braucht eine Haftpflichtversicherung, und für Reiter empfiehlt sich eine Unfallversicherung. Wer fremde Pferde reitet, sollte Haftungsfragen vorher klären und am besten vertraglich festhalten.

Das Gespräch führte Ilka Platzek.

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