Selbstversuch eines Forschers So schmerzhaft ist der Kontakt mit einem Zitteraal

Nashville · Wissenschaftliche Neugier kann manchmal Opfer fordern: In einem schmerzhaften Selbstversuch hat ein US-Forscher die Stromschläge von Zitteraalen untersucht.

 Die undatierte Bildserie zeigt einen Zitteraal, der auf einen menschlichen Arm springt.

Die undatierte Bildserie zeigt einen Zitteraal, der auf einen menschlichen Arm springt.

Foto: dpa, fgj

Dabei stellte Kenneth Catania von der Vanderbilt University in Nashville (US-Bundesstaat Tennessee) fest, dass schon kleine Zitteraale erheblich größeren Tieren und Menschen potente Stromstöße verabreichen können, indem sie ihren Körper aus dem Wasser heben.

 Zitteraale können ordentlich austeilen (Archivbild).

Zitteraale können ordentlich austeilen (Archivbild).

Foto: dpa

Die Stärke des Elektroschocks ist deutlich höher als bei einem sogenannten Taser, einer Elektroschockpistole, schreibt er im Fachblatt "Current Biology". Langfristige Schäden blieben dabei aber aus. Der Haupteffekt der Angriffe sei die Abwehr potenzieller Bedrohungen: "Anscheinend ist für den Zitteraal ein heftiger Angriff die beste Verteidigung", schreibt Catania. In einem Experiment hatte er sich absichtlich von einem Zitteraal attackieren lassen.

Catania erforscht seit längerem die exotischen Süßwasserfische, die anders als ihr Name vermuten lässt, keine Aale sind. Sie gehören zu den Neuwelt-Messerfischen und leben im tropischen Südamerika, etwa im Amazonas-Gebiet. Fast ihr gesamter Körper ist mit stromerzeugenden Organen besetzt, sogenannten Elektroplax. Damit setzen sich die Tiere gegen Angreifer zu Wehr.

In einer früheren Untersuchung hatte der Biologe bereits gezeigt, dass Zitteraale die Stärke ihrer Stromstöße erheblich erhöhen, indem sie sich aus dem Wasser heben. Sie leiten den Strom so von ihrem Kinn direkt in ihr Angriffsziel. Der elektrische Strom laufe dann durch den Körper des Opfers hindurch und schließlich im Wasser wieder in den Schwanz des Zitteraales, wodurch der Stromkreis geschlossen wird. Auf diese Weise verhindern sie, dass sich die elektrischen Entladungen im Wasser verteilen und abschwächen.

In der jetzt vorgestellten Untersuchung ermittelte Catania die Stärke der Stromstöße genauer. Er entwickelte dafür eine spezielle Apparatur, eine wassergefüllte Box, die mit stromleitendem Aluminum ausgekleidet ist. Über ein Kabel ist ein Strommessgerät an die Aluminiumschicht angeschlossen.

In diese Box steckte Catania nun einen Zitteraal - und seinen Arm.
Aus naheliegenden Gründen habe er für die Experimente ein kleines Exemplar gewählt, schreibt der Biologe. In einem Video ist der Versuch festgehalten.

Die Messungen zeigten, dass die Stromstärke einer Zitteraal-Attacke etwa 40 bis 50 Milliampere beträgt. Schmerzrezeptoren reagierten bereits bei sehr viel geringeren Stromstärken, schreibt Catania. Beim Menschen reichten fünf bis zehn Milliampere aus, um ein reflexartiges Zurückziehen zum Beispiel eines Armes auszulösen.

"Es ist beeindruckend, dass ein kleiner Zitteraal so viel Strom austeilen kann", sagt Catania. "Wir kennen den genauen Antrieb für das Verhalten nicht, aber sie müssen Feinde abschrecken, und ich kann Ihnen sagen, dass sie echt gut darin sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Tier, das so einen Schock abgekriegt hat, weiter in der Nähe bleibt."

Ernsthafte Schäden erlitt der Biologe bei den Selbstversuchen nicht.
Auch habe er noch nie von Zitteraal-Angriffen auf den Menschen mit tödlichem Ausgang gehört. Die größte Gefahr für Menschen gehe von einem - durch den Elektroschock ausgelösten - Muskelkrampf im Wasser aus. Er selbst habe aber keine Verkrampfung der Muskeln durch die Attacken gespürt.

(felt)
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