Silvesterangst und "Luftkratzen"

Beim letzten Expertentelefon des Jahres suchten wieder zahlreiche RP-Leser das Gespräch mit dem Düsseldorfer Hundetrainer Thorsten Schedwill.

Auch beim letzten RP-Expertentelefon dieses Jahres bestand bei den Lesern offensichtlich wieder reger Gesprächsbedarf. Auch wenn Thorsten Schedwill, Inhaber der Hundeschule "Richtig verknüpft", diesmal kein konkretes Thema vorgegeben hatte, galt ein Großteil der Leserfragen Verhaltensauffälligkeiten ihrer Tiere, die die verschiedensten Ursachen haben können.

In nicht allzu ferner Zukunft naht wieder der Tag, vor dem es nicht wenigen Hundehaltern graust - während ihre Tiere Angstsymptome verschiedenster Intensität zeigen. Kaum ein Hund dürfte Silvestergeböller mögen, beim sechsjährigen Großpudel einer Leserin ist die sich äußerst massiv zeigende Angst des Tiers jedoch alljährlich "eine reine Katastrophe", wie sie berichtete. "Es ist reine Angst, er zittert am ganzen Körper", so die besorgte Anruferin.

"Der Halter darf keine Emotionen zeigen, es wird dann schlimmer", vertritt Thorsten Schedwill die "klassische" Expertenmeinung. Eine angstabbauende Gegenkonditionierung zu erarbeiten, braucht allerdings Zeit.

Eine solche Gegenkonditionierung empfahl Schedwill auch einer Frau, deren Hund "eigentlich ein ganz liebes Tier" ist, sich aber draußen überaus aggressiv präsentiert und "alles anbellt", wie die Halterin sagte. "Hier klappt es mit der sozialen Annäherung nicht", lautet der Befund von Hundetrainer Schedwill. Ihm zufolge gilt es hier, beim Freßtrieb anzusetzen und das Tier bereits dann zu belohnen, ehe er andere Menschen oder Tiere lauthals anbellt: "Bevor er in die Drohgebärde geht, sollte er Leckerlis bekommen".

Nur vermeintlich ähnlich dürfte der Fall bei einem Hund liegen, der nach den Worten seiner Besitzerin "ein Riesentheater macht, wenn andere Hunde in die Nähe kommen."

Eigentlich sei das Tier "eher ein Autist", auf Krawall gebürstet ist der Petit Bassett Griffon nach ihren Worten lediglich dann, wenn er angeleint ist. Er habe sogar versucht, einen Menschen zu beißen, berichtete die besorgte Anruferin - wobei zum Glück letztlich nur die Hose eines Passanten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hier ist der Jagdtrieb das Problem, den es Thorsten Schedwill zufolge "herunterzufahren" gilt. Dem Hund das "Frustbeißen" abzugewöhnen, ist laut Schedwill in gut einem Monat möglich, den Jagdtrieb zu dämpfen, bedarf es eines Trainings von drei bis fünf Monaten, wie der Experte sagt.

Bei einem siebenjährigen Tibet Terrier besteht das Problem darin, dass er mit heftigem Gebell reagiert, wenn er allein im Haus gelassen wird. Hundetrainer Schedwill empfiehlt hier, "das Alleinbleiben im Minutentakt zu trainieren. Der Hund muss schrittweise lernen, mit der Einsamkeit umzugehen." Dabei dürfe für das Tier keinerlei Schema erkennbar sein: Auf Begrüßungs- oder Verabschiedungsrituale müsse daher konsequent verzichtet werden.

Per Telefonat nicht ergründen ließ sich das Verhalten eines zweijährigen Cavalier King, der sich mit der rechten Hinterpfote häufig am Ohr kratzt und beim Spazierengehen zum "Luftkratzen" neigt. Ob nun bloßer Tick, Übersprungshandlung oder sogar ein neurologisches Problem: Klären kann dies nur eine gründliche Untersuchung.

(RP)
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