Der Markt driftet auseinander Gold ist nicht gleich Gold

Düsseldorf (RPO). Ist die Goldblase geplatzt? Nach einem rasanten Höhenflug bis auf 1380 Euro für die Feinunze Gold (31,1 Gramm) Anfang September, ist der Goldkurs binnen weniger Wochen um 15 Prozent eingebrochen. Wie das? Galt Gold nicht als gewinnträchtige Krisenwährung?

Die wichtigsten Antworten zum Handel mit Gold
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Foto: AFP

Je schlimmer die Turbulenzen an den Finanzmärkten, desto höher der Goldpreis? Experten haben eine interessante Erklärung für die unerwartete Entwicklung. Der Goldmarkt driftet auseinander: Hier physisches Gold, dort Papier-Gold. Spannendes Thema für Kapitalanleger.

Gold ist nicht gleich Gold. Das ist nicht neu. Jeder kennt schließlich den Unterschied zwischen 333er, 585er, 750er und 995er Gold. Ganz anderer Natur sind die Unterschiede, auf die Kapitalanleger zu achten haben. Einerseits auf die klassische Anlage in physisches Gold, in Goldbarren und Goldmünzen, die daheim oder bei einer Bank im Tresor lagern. Auf der anderen Seite auf die Investition in so genanntes Papier-Gold, in Wertpapiere, die am Goldpreis partizipieren, ohne dass der Käufer das Edelmetall direkt besitzt.

Markbeobachter melden, dass seit kurzem eine deutliche Diskrepanz zwischen diesen Märkten entstanden ist. Während das Volumen an Termingeschäften auf das gelbe Metall binnen weniger Wochen um 50 Prozent geschrumpft ist, hat die Nachfrage nach physischem Gold weiter zugenommen.

Glänzende Jahresbilanz

Trotz zeitweiliger Kursschwankungen bleibt Gold nach Ansicht nahezu aller Vermögensberater als langfristige Kapitalanlage attraktiv. Das gelbe Metall hat — von spekulativen Ausschlägen abgesehen — im Laufe seiner Geschichte noch nie an Wert verloren. Auch die aktuelle Zwölf-Monats-Bilanz des Goldkurses fällt im Vergleich zu anderen Kapitalanlagen glänzend aus.

Vor einem Jahr notierte der Preis für die Feinunze Gold bei rund 940 Euro, erreichte Anfang September mit 1381,07 Euro ein Allzeithoch und hat sich zurzeit bei rund 1200 Euro eingependelt. Kursgewinn gute 25 Prozent! Das World Gold Council rechnet in den nächsten Jahren mit wachsender Nachfrage, besonders in den zwei größten Goldmärkten der Welt, Indien und China. Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage wird auch in Deutschland Gold als Wertanlage weiter an Boden gewinnen. Doch wie investiert man am besten in Gold?

Physisches Gold

Klassiker der Goldanlage sind Barren und Münzen. Die sind nicht nur handfest, sondern gelten immer noch als universelles Zahlungsmittel. Rund um den Globus kann physisches Gold zu einem täglich fixierten Festpreis bei Banken und autorisierten Goldhändlern jederzeit zu Geld gemacht werden. Bei Goldkäufen ist ein Aufgeld zu zahlen, und zwar die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs.

Das Angebot reicht vom Minibarren zu einem Gramm bis zum Goldklumpen von einem Kilo. Besonders beliebt ist die Gewichtsklasse 31,1 g. Das entspricht einer Unze, der Basis für den Goldkurs. Je kleiner die Stückelung, je geringer das Gewicht, desto höher der prozentuale Zuschlag. Sich Kleinstbarren anzuschaffen, macht also wenig Sinn. Pro aurum, einer der größten Edelmetallhändler in Deutschland, nennt am 25.10.2011, 20.00 Uhr, folgende Preise:

1 g Verkauf, 49 Euro, Ankauf 40 Euro, Aufgeld 22,5 %
5 g Verkauf 217 Euro, Ankauf 196 Euro, Aufgeld 10,71 %
10 g Verkauf 418 Euro, Ankauf 392 Euro, Aufgeld 6,63 %
31,1 g Verkauf 1274 Euro, Ankauf 1218 Euro, Aufgeld 4,60 %
50 g Verkauf 2022 Euro, Ankauf 1954 Euro, Aufgeld 3,48 %
100 g Verkauf 4008 Euro, Ankauf 3892 Euro, Aufgeld 2,98 % Euro
1000 g Verkauf 39.786 Euro, Ankauf 38.845 Euro, Aufgeld 2,42%

Beim Kauf von Goldbarren ist auf den vorgeschriebenen Feingoldgehalt von 999,9 zu achten, sonst müssen bei einem Verkauf Abschläge hingenommen werden.

Begehrte Goldmünzen Neben den Barren erfreuen sich bei Anlegern Goldmünzen großer Beliebtheit. Ihr grandioser Erfolg hängt damit zusammen, dass ihr Feingoldgewicht genau einer Unze entspricht. So lässt sich der Tageswert kinderleicht errechnen: Stückzahl x Goldkurs. Mittlerweile werden Goldmünzen auch in anderen Größen angeboten. Die bekannteste Anlagemünze der Welt ist der Krügerrand aus Südafrika. Mehr als 60 Millionen Exemplare sollen davon weltweit in Umlauf sein.

Von gleicher Güte sind auch der "Känguruh" (Australien), der "Philharmoniker" (Österreich), der "Eagle" (USA) und der "Maple Leaf" (Kanada). Am 25. Oktober lag ihr Preis bei 1285 Euro pro Stück (31,1 g). Mit dem Namen Krügerrand wird aber auch Missbrauch getrieben. Im Internet tauchen Angebote auf, die dem Original sehr ähnlich sehen, aber zum Teil einen wesentlich geringeren Goldgehalt haben. Auch beim Goldkauf ist deshalb Vorsicht geboten. Und wer physisches Gold erwirbt, muss sich auch Gedanken machen, wo er seinen Schatz sicher verwahrt.

Goldfonds

Eine weit verbreitete Alternative zur Investition in Hartgold bieten spezielle Fonds, so genannte Exchange Traded Commodities (ETC), die den jeweiligen Goldpreis abbilden. Bei diesen Gold-Shares handelt es sich im Prinzip um Schuldverschreibungen. Wird der Emittent zahlungsunfähig, kann schlimmstenfalls auch der Anleger einen Totalverlust erleiden.

Zur Sicherheit der Anlage sind diese Papiere deshalb in voller Höhe mit physischem Gold, das in den Banktresoren lagert, hinterlegt. Außerdem hat der Anleger ein verbrieftes Recht, seine Anteile in Hartgold umzutauschen. Das ist jedoch in der Praxis kompliziert und verursacht zusätzliche Kosten. Der Goldbestand im Hintergrund soll vor allem beruhigende Wirkung haben.

Spekulationsobjekt

Nicht für alle Anleger stehen bei einer Investition in Gold der Sicherheitsaspekt oder der Werterhalt im Vordergrund. Für sie ist Gold ein Spekulationsobjekt wie andere Finanzanlagen auch. Für diese Spezies bietet der Markt Anlagemöglichkeiten in Form von Goldzertifikaten, die völlig losgelöst von einer Golddeckung gehandelt werden.

Es sind Wetten auf steigende oder fallenden Goldkurse mit begrenzter Laufzeit, so genannte Future-Kontrakte. Ihr Handelsvolumen war zuletzt stark rückläufig und hat zu einer Beruhigung am Goldmarkt geführt. Man kann auch sagen: Die Spekulation ist zusammengebrochen.

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