Verdienen in der Schuldenkrise Mit Aktien trotz Krise Geld verdienen

Düsseldorf · Wer sein Geld an der Börse investiert, braucht inmitten der Schuldenkrise besonders starke Nerven. Im zweiten Teil unserer Serie lesen Sie, was Investoren vor jedem Kauf wissen sollten und zu welchen Papieren Fachleute derzeit raten – je nach Risikobereitschaft des Anlegers.

Verdienen in der Schuldenkrise: Mit Aktien trotz Krise Geld verdienen
Foto: Elsa Dittert

Wer sein Geld an der Börse investiert, braucht inmitten der Schuldenkrise besonders starke Nerven. Im zweiten Teil unserer Serie lesen Sie, was Investoren vor jedem Kauf wissen sollten und zu welchen Papieren Fachleute derzeit raten — je nach Risikobereitschaft des Anlegers.

An der Börse ist vieles nur eine Frage der Perspektive. Wer Aktien gekauft hat, als die Kurse im Keller waren, hat seinen Schnitt gemacht — wenn er schon wieder verkauft hat. Wer erst eingestiegen ist, als der Deutsche Aktien-Index (Dax) die 8000-Punkte-Grenze hinter sich gelassen hatte, wartet womöglich noch darauf, dass er wieder die Gewinnzone erreicht.

Wann die Börse wieder in die Nähe ihres Allzeithochs kommt, ist in der Schuldenkrise ungewisser denn je. Aber auch jetzt lässt sich am Aktienmarkt Geld verdienen. Mit welchen Papieren das funktionieren könnte (natürlich ohne Gewähr) und was man sonst bei Aktien-Investments beachten sollte, damit beschäftigt sich der zweite Teil unserer Serie.

Wie lange muss man investieren? Wer sein Geld kurzfristig wieder nötig hat, sollte die Finger vom Aktienmarkt lassen. Dazu ist das Verlustrisiko zu groß. Langfristig zeigen viele Prognosen, dass die Renditechancen an der Börse überdurchschnittlich groß sind. Jedenfalls dann, wenn man sein Investment breit über mehrere Branchen streut und so das Risiko minimiert.

Lieber Aktien oder Fonds? Grundsätzlich gilt: Wer wenig Zeit hat, sich um seine Papiere zu kümmern, sollte eher Fondsanteile kaufen. Fonds kann man auch monatlich besparen.

Was schluckt die Steuer? Wer Aktien, die ab 2009 gekauft wurden, wieder verkauft, zahlt Abgeltungsteuer (25 Prozent des Kursgewinns plus Solizuschlag und Kirchensteuer). Allerdings gilt dies natürlich nur, wenn die Erträge den Freibetrag von 801 Euro übersteigen. Bei älteren Papieren sind Kursgewinne komplett steuerfrei. Kursverluste wiederum können steuermindernd verrechnet werden.

Wann verkauft man am besten? In einzelnen Fällen verdienen Zocker gutes Geld. Aber mitunter lässt sich mit mehr Geduld noch mehr Ertrag erzielen. Zudem produziert jede Transaktion neue Kosten. Andererseits: Wenn eine Aktie längere Zeit gut läuft, bietet es sich an, Kursgewinne einzustreichen. Man muss ja nicht gleich alle Papiere eines Unternehmens verkaufen, sondern kann einen Restbestand liegen lassen, um bei weiter steigenden Kursen noch mehr zu verdienen.

Wer sollte was kaufen? Wir haben drei Analysten um drei Tipps gebeten (siehe Grafik). Wer risikoscheu ist, sollte auf Papiere ohne große Kursschwankungen, aber mit hoher Dividende setzen. Christoph Schlienkamp (Bankhaus Lampe) empfiehlt den Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport: "Unabhängig von Streik und Nachtflugverbot hält das Wachstum an." Die Gewinnschätzung sei sehr vorsichtig und sogar bei einem Passagierwachstum von nur einem Prozent zu erreichen (erwartet werden vier Prozent).

Bei der WGZ Bank rät Frank Wohlgemuth zu Aktien der Deutschen Post: "Gutes Ergebnis im ersten Quartal, hohe Dividendenrendite (etwa fünf Prozent)." Zudem seien die Umbauerfolge der jüngeren Vergangenheit zu sehen. Die WestLB hat Eon oben. Sie erwartet für den Energieriesen ein Ergebniswachstum über Branchendurchschnitt und glaubt, dass Eon seine Verkaufsziele erreichen wird. Angepeilt seien bis Ende 2013 Veräußerungserlöse von 15 Milliarden Euro, realisiert habe Eon schon 12,4 Milliarden Euro.

Mutigen Anlegern legt Schlienkamp die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien (kein Stimmrecht, aber bei der Dividende bevorzugt) ans Herz. Große Hoffnungen ruhen auf der Einführung der neuen "Modularen Querbau Plattform" im Audi A3 und dem Golf VII Ende 2012 sowie der Nordamerika-Strategie mit lokaler Fertigung und US-spezifischem Design. "Beides sollte die Profitabilität weiter steigern", glaubt Schlienkamp.

WGZ-Mann Wohlgemuth rät zu HeidelbergCement ("deutliche Impulse von Schwellenländern, Sparprogramm läuft planmäßig"). Allerdings sei die Konjunkturabhängigkeit groß. Die WestLB empfiehlt Google. Der Konzern habe im ersten Quartal vom starken Online-Werbegeschäft profitiert und greife mit hohen Investitionen in Wachstumsfelder (soziale Netzwerke, Mobilfunk) Konzerne wie Apple und Facebook an.

Und jene, die mit ihrem Risikoprofil in der Mitte liegen? "BASF", sagen die Analysten von Lampe und WGZ-Bank unisono. Begründung: "führende Marktpositionen, breites Produktportfolio, aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik", so Wohlgemuth. Schlienkamp spricht von der Chance auf wachsendes Chemiegeschäft und eine Verdoppelung der Öl- und Gasförderung in Libyen 2012.

Die WestLB stuft die VW-Vorzüge in die mittlere Risiko-Kategorie ein und verweist auf gute Quartalszahlen. Positiv auf den Firmenwert würde sich auch die Ausübung der Kaufoption auf weitere Porsche-Anteile auswirken

(RP/anch)
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