Niedrigzins-Phase Woher soll die Rendite für den Anleger kommen?

Berlin/Frankfurt/Main · Groß war der Zinsschritt zwar nicht, den die Europäische Zentralbank nach ihrer letzten Sitzung gegangen ist. Die Währungshüter senkten den Leitzins von 0,05 Prozent auf null Prozent. Für Sparer sind das dennoch keine guten Nachrichten.

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Foto: Jens Schierenbeck, gms

"Der Zinsschritt verändert zwar nicht mehr viel an der aktuellen Situation", sagt Volker Schmidtke von der Verbraucherzentrale Berlin. "Aber er verfestigt die Probleme." Anleger müssen also genau hinschauen, wo sie ihr Geld anlegen.

- Tagesgeld: Das Tagesgeldkonto zählt zu den beliebtesten Anlageformen. Denn hier können Verbraucher ihre Ersparnisse flexibel parken. Das Problem: Zinsen gibt es mittlerweile kaum. Nach Angaben der FMH-Finanzberatung bekommen Sparer derzeit durchschnittlich 0,33 Prozent Zinsen (Stand 11.03.16). Vor einem Jahr lag der durchschnittliche Zins hier noch bei 0,49 Prozent. "Noch gibt es Anbieter, die ein Prozent Zinsen oder mehr zahlen", sagt FMH-Inhaber Max Herbst. In den kommenden Wochen werden die Institute ihre Zinsen aber vermutlich weiter senken. Gute Chancen auf interessante Angebote haben Neukunden. "Ihnen bieten die Geldinstitute meist bessere Zinsen als den Bestandskunden", sagt Herbst. Ob sich ein Wechsel lohnt, muss aber jeder selbst ausrechnen.

- Festgeld: Etwas mehr Zinsen gibt es bei Festgeldangeboten. Laut FMH liegt der durchschnittliche Zins bei einer Laufzeit von zwölf Monaten bei 0,36 Prozent (Stand: 11.03.16). Allerdings steigt die Aussicht auf gute Zinsen mit der Länge des Anlagehorizonts: Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegt, kann bis zu 1,85 Prozent Zinsen bekommen. Bei Festgeldanlagen mit vier Jahren Laufzeit liegen die besten Angebote bei 2,10 Prozent. Wichtig zu beachten: Die besten Angebote machen derzeit ausländische Geldinstitute. Hier greifen bei Problemen des Geldinstituts auch die ausländischen Einlagensicherungssysteme. Wer auf die deutsche Einlagensicherung setzen will, kann nicht ganz so hohe Zinserträge erzielen. Der beste Anbieter zahlt bei zweijähriger Laufzeit 1,23 Prozent, bei vierjähriger Laufzeit 1,45 Prozent.

- Dispozinsen: Wer sein Konto überzieht, muss dafür Zinsen zahlen. Und dass diese Zinsen in nächster Zeit spürbar sinken werden, hält Herbst für wenig wahrscheinlich. "Einige Institute haben das zwar angekündigt", sagt der Zinsexperte. "Insgesamt wird sich das Niveau der Dispozinsen aber wenig bewegen." Laut FMH liegt die Spannbreite für Dispozinsen bei Online-Konten derzeit zwischen 9,5 Prozent und 4,25 Prozent, bei Filial-Konten zwischen 12,59 Prozent und 7,04 Prozent. Bei der Wahl des Kontos sollten Kunden nicht nur auf die Höhe des Dispozinssatzes schauen. Wichtig sind auch die übrigen Kosten, etwa für Kontoführung oder Kreditkarten. Daneben sollten Kunden in ihrer Umgebung an möglichst vielen Geldautomaten kostenlos Geld abheben können.

- Rentenversicherung: Sinkende Zinsen machen alte Rentenverträge attraktiv. "Sie werden wegen ihrer vergleichsweise hohen Rendite immer wertvoller", sagt Volker Schmidtke. Ob sie sich aber auch lohnen, hängt immer vom Einzelfall ab. "Hier spielen die Kosten eine große Rolle", gibt der Verbraucherschützer zu bedenken. Denn hohe Kosten gehen immer zulasten der Rendite. Wer einen neuen Vertrag abschließen möchte, sollte prüfen, ob Riester-Produkte infrage kommen. "Riester-Förderung zu nutzen, ist für die meisten Sparer sinnvoll", sagt Schmidtke. "Ohne Kinder kann man mit Riester-Anlagen durchaus ein um 15 Prozent höheres Nettoergebnis erzielen, als wenn man in die gleichen Anlagen ohne Riester angespart hätte."

- Aktien: Eine höhere Rendite lässt sich derzeit nur mit Aktien erzielen. Das lohnt sich nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) auf lange Sicht: Bei einem Anlagehorizont von 20 bis 30 Jahren lag die jährliche Rendite in der Vergangenheit zwischen rund sechs und neun Prozent. Mit einer solchen Rendite verdoppelt sich das eingesetzte Vermögen etwa in zehn bis 15 Jahren. Viele Unternehmen zahlen ihren Aktionären zudem eine regelmäßige Dividende. "Allerdings müssen Sie auch mit dem Risiko der Kursschwankungen leben können", sagt Schmidtke. Kleinanleger können zu Fonds zu greifen.

- Immobilienkredite: Wer über die Finanzierung einer Immobilie nachdenkt, muss sich vorerst nicht vor steigenden Zinsen fürchten. Denn auch Kredite für Immobilien bleiben günstig. Laut FMH werden bei Darlehen mit einer Laufzeit von 10 Jahren im Schnitt 1,31 Prozent Zinsen fällig, bei einer Laufzeit von 15 Jahren müssen Verbraucher im Schnitt 1,79 Prozent Zinsen zahlen. Niedrige Zinsen können allerdings auch die Nachfrage weiter ankurbeln, was wiederum steigende Immobilienpreise zur Folge hätte.

(felt/dpa)
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