Verdienen in der Schuldenkrise Was bei Anleihen wichtig ist

Düsseldorf · Viele Staatspapiere sind derzeit nicht attraktiv. Manche bringen zu wenig Rendite, andere sind hochriskant. Wer nach Alternativen sucht, findet sie beispielsweise bei Unternehmensanleihen.

Verdienen in der Schuldenkrise: Was bei Anleihen wichtig ist
Foto: West LB Mellon/DPA/Radowski

Am Montag hat sich wieder einmal gezeigt, dass Investoren nicht zwangsläufig gierig sind. Der deutsche Staat lieh sich wie regelmäßig Geld am Kapitalmarkt — insgesamt 2,9 Milliarden Euro für ein Papier mit zwölf Monaten Laufzeit, dessen Käufern der Bund nicht mal 0,03 Prozent Zinsen zahlen muss. Wer in der globalen Schuldenkrise eine sichere Geldanlage sucht, gibt sich bisweilen auch mit einer Rendite nahe null zufrieden.

Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, könnte man auch sagen. Kaum ein Anlage-Produkt sagt derzeit so viel über die Risikoscheu vieler Investoren in der Finanzkrise aus wie die deutsche Staatsanleihe.

Systematik Bis zum Ausbruch der Krise galten europäische Staatspapiere als sichere Anlage: Ein Staat leiht sich für einen bestimmten Zeitraum Geld und verspricht seinem Gläubiger die Rückzahlung zum vereinbarten Zeitpunkt plus Zinszahlung. Da Staaten scheinbar nicht pleite gehen konnten, schien das Investment sicher. Der Fall Griechenland hat alle eines Besseren belehrt.

Verzinsung Je höher die Zinsen sind, die ein Staat den Anlegern zahlen muss, um so größer wird offenbar das Risiko eines (zumindest teilweisen) Zahlungsausfalls eingeschätzt. Bewertet wird dieses Risiko von den großen Rating-Agenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch, die die Kreditwürdigkeit untersuchen.

Ein Emittent mit vergleichsweise schwacher Bonität zahlt dem Investor also eine Risikoprämie in Form eines höheren Zinssatzes. Darum sind die Zinsen für griechische Staatsanleihen seit dem Ausbruch der Krise in teils astronomische Höhen geschossen (siehe Grafik), und darum sind Anleger bereit, dem deutschen Staat sogar zum Nulltarif Geld zu leihen.

Perspektive So lange die Euro-Krise nicht gelöst ist, so lange ist nicht mit einer höheren Verzinsung bei den Bundesanleihen zu rechnen. Deutschland gilt als sichere Bank gegenüber vergleichsweise unsicheren Kantonisten wie Griechenland, Portugal und Co, die die Hilfe ihrer europäischen Partner brauchten und brauchen. Die Unsicherheit über die Entwicklung in Spanien und Italien nährt immer wieder das Misstrauen an den Finanzmärkten.

Alternativen Wer die mangelnde Rendite deutscher Staatspapiere beklagt und gleichzeitig das immense Risiko bei den Peripheriestaaten in Südeuropa scheut, braucht eine Alternative. Manche Analysten empfehlen gegenwärtig unter anderem Staatsanleihen mittel- und osteuropäischer Staaten (beispielsweise polnische Anleihen mit einer Verzinsung von etwa drei Prozent) oder solche der so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) — wegen der teils immer noch exorbitanten Wachstumsraten in diesen Ländern.

Firmenanleihen Wer mit Staatspapieren gar nichts (mehr) im Sinn hat, findet bei den Unternehmen Pendants. Unternehmensanleihen funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie Staatsanleihen. Auch hier spielt das Rating eine große Rolle. "Unternehmensanleihen erscheinen manchen deutlich transparenter, weil die Kennzahlen eines Konzerns meist öffentlich und besser verständlich sind als große Staatshaushalte", so Holger Sandte von WestLB Mellon.

Fremdwährungsanleihen Wer Staatsanleihen kauft, muss darauf achten, ob die Papiere in der eigenen oder in einer fremden Währung ausgegeben werden. Anleihen in Dollar, Yen oder Schweizer Franken bergen für Investoren aus dem Euro-Raum zusätzlich ein Währungsrisiko.

(RP/anch)
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