Dämmmaterialien im Überblick Die richtige Decke für das Haus

Darmstadt/Aachen · Bis Ende des Jahres müssen Hausbesitzer die oberste Geschossdecke dämmen. So sieht es die Energieeinsparverordnung (EnEV) von 2009 vor. Wer loslegt, steht vor der Materialfrage. Denn Baumärkte und Fachbetriebe bieten eine Vielzahl an Produkten, die Hausteile warm eindecken können.

 Eine Hülle fürs Haus hilft, das Geld beisammenzuhalten - die Dämmung spart Heizkosten.

Eine Hülle fürs Haus hilft, das Geld beisammenzuhalten - die Dämmung spart Heizkosten.

Foto: dpa, dpa-tmn

Es werden drei Haupt-Materialgruppen unterschieden: erstens mineralische Stoffe wie Glas- oder Steinwolle, zweitens Polyurethan und Polystyrol, besser bekannt als Styropor, und drittens Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Baumwolle, Holzfasern oder Zellulose. Diese Gruppen decken 95 Prozent des Marktes ab, sagt Werner Eike-Hennig vom Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt. Von rund 30 Millionen Kubikmetern Dämmstoffen, die pro Jahr verarbeitet werden, entfällt aber der Löwenanteil auf Glas- und Steinwolle.

Der Verbraucher treffe seine Wahl meist aufgrund der Kosten, sagt Eike-Hennig. "Es ist ein Unterschied, ob der Quadratmeter 23 Euro kostet oder 6." Ein anderes wichtiges Kriterium ist die Wärmeleitzahl. Hier gelte: "Je niedriger, desto besser die Dämmeigenschaft des Materials", erläutert die Energieberaterin Maria Feldhaus von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Aachen.

Dicke ist mitentscheidend

Polystyrol mit einer Standardwärmeleitzahl von 0,35 ist zwar preislich günstig, kann aber im Keller und unter dem Dach Platz kosten. Denn die Dicke des Dämmstoffs entscheidet mit über den U-Wert - er gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil geht. Beim U-Wert gilt nach Auskunft von Feldhaus generell wie bei der Wärmeleitzahl der Grundsatz: Niedriger ist besser. Und für das Material gilt in der Regel: Dünner ist teurer.

Polyurethan, kurz PU, bietet eine größere Auswahl an Wärmeleitzahlen als Polystyrol und damit die Möglichkeit, den U-Wert von 0,30 für den Keller mit weniger Werkstoff zu erreichen. Feldhaus und Eike-Hennig würden daher unter der Decke eher die dünnen Polyurethan-Platten packen, damit sich nach der Dämmung niemand den Kopf stößt.

Zudem hält PU mehr Druck aus und ist feuchtebeständiger, was bei der Dämmung der Kelleraußenwand eine Rolle spielen kann. Die Platten können auch von Heimwerkern verlegt werden. Eine Stufenfalz erleichtert die nahtlose Verarbeitung.

Die Hauswand ist das zweite große Einsatzgebiet des weißen Hartschaums Polystyrol. Hier kommen richtig dicke Platten auf das Mauerwerk, um den in der EnEV geforderter U-Wert von 0,24 zu schaffen.

Kaum Schutz vor sommerlicher Hitze

Zur Dämmung des Speichers eignen sich Verbundplatten aus einer Polystyrolschicht und einer begehbaren Oberfläche aus Spanplatten. Sie werden auf die Holzbalken am Boden gelegt und mit Hilfe von Nut und Federung dicht ineinandergeschoben. Das Material hat aber auch einen Nachteil: Polystyrol schützt kaum vor sommerlicher Hitze.

Platzsparend ist das Ausblasen von Hohlräumen mit Styroporkörnchen, deren Graphitummantelung für eine gute Wärmeleitzahl sorgt. Das Einblasen sollten Fachfirmen übernehmen, rät Verbraucherberaterin Feldhaus. Es muss sichergestellt sein, dass die Kügelchen nirgendwo herausrieseln. Beim Einsatz von Hartschaum ist außerdem auf dem Dachboden ist gute Trittschalldämmung wichtig.

Steinwolle ist ein Klassiker an der Außenwand, wo die aktuelle EnEV einen U-Wert von 0,28 verlangt. Es sei Sache von Experten, diesen Wert auszurechnen und damit die Dicke des Materials zu bestimmen, meint Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) in Berlin. Die für den Speicherboden geforderten 18 Zentimeter werden mit Stein- und Glaswolleplatten schnell erreicht. Geschickte Heimwerker klemmen die auch schallschluckenden Platten zwischen die Dachsparren.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der Einbau zwischen Dachbalken. Um dort Feuchtigkeitsproblemen vorzubeugen, empfiehlt Maria Feldhaus unbedingt den Einbau einer Luftdichtungsbahn als eine Art Bremse für Dampf.

Bei alten Materialien Vorsicht walten lassen

Gesundheitsgefahren bei der Arbeit mit Stein- und Glaswolle sehen die Fachleute nicht. Verbraucher sollten aber beim Ausbau alter Materialien Vorsicht walten lassen.

Nachwachsende Rohstoffe kommen meist unter dem Dach zum Einsatz. Zellulose, also Altpapier, wird ähnlich wie Styroporkügelchen in die Hohlräume zwischen den Dachsparren geblasen, auch weicher Hanf und Schaf- oder Baumwolle füllen diesen Platz gut auf. Für die Hauswand bietet der Handel Werner Eike-Hennig zufolge wieder Korkdämmplatten an, die einige Zeit in Vergessenheit geraten waren. Sie bedienen allerdings das hochpreisige Segment.

Insgesamt gilt: Wer die Ökovariante wählt, greift tiefer in die Tasche. Das Material ist schwieriger zu verarbeiten und erfordert zum Teil Spezialwerkzeug.

Zu den neuen Möglichkeiten gehört die Vakuumdämmung. Das platzsparende und damit für Innenräume geeignete Verfahren ist seit etwa einem Jahr auf dem Markt. "Ecken, Nischen, Fenstersimse sind damit besser zu machen", erläutert der Altbau-Experte Ulrich Zink. Den Kern bildet eine mit Quarzsandpulver gefüllte Platte, für deren Entwicklung die Kühlschrankisolierung Pate stand. Sie ist im Fachhandel erhältlich und wird je nach Bedarf angefertigt. "Mit zwei Zentimetern sind zwanzig Zentimeter Dämmung möglich", sagt Zinke.

(tmn/chk)
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