Sammeln lohnt Regenwasser: Kostbares Nass für Haus und Garten

Darmstadt (rpo). Wenn im Herbst die Tage kürzer werden, lässt auch das Wetter zu wünschen übrig. Stundenlang klatscht strömender Regen an Häuser und Fensterscheiben. Auch wenn es nervt, der Regen tut Gutes. So lohnt es sich, das kostbare Nass im Garten aufzufangen und anderer Stelle wieder einzusetzen. Wer sich so umweltbewusst verhält, wird sogar noch gefördert.

Deutschland gehört mit einem mittleren jährlichen Niederschlag von rund 850 Litern pro Quadratmeter zu einem der wasserreichsten Länder der Erde. Aber auch wenn viele über jeden Schauer und Landregen stöhnen, den meisten Bundesbürgern ist durchaus bewusst, dass sie mit dem kostbaren Nass verantwortungsvoll und sparsam umgehen sollten. Im internationalen Vergleich sind die Haushalte in Deutschland sehr zurückhaltend. Während ein Einwohner der USA pro Tag 295 Liter Wasser verbraucht, kommt nach Angaben des Bundesverbands der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) ein Bundesbürger mit 127 Litern aus.

Zwar ist Wasser in den meisten Regionen Deutschlands reichlich vorhanden, "doch unendlich sprudeln die Quellen nicht", warnt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Durch zunehmende Eingriffe in den natürlichen Wasserkreislauf nehmen die Belastungen des Wassers ständig zu, und der technische Aufwand für die Bereitstellung des Trinkwassers wird immer größer.

Doch Trinken tun die meisten das wertvolle Nass nur in geringem Maße. Von den 127 Litern Wasser pro Tag werden nur drei Liter zum Essen und Trinken verwendet - knapp 70 Prozent werden im Haushalt zum Duschen und Baden, für die Toilettenspülung und fürs Wäschewaschen verbraucht. Dabei könnte man rund 50 Prozent des benötigten Wassers ebenso gut zum Nulltarif ins Haus bekommen: aus Regenwolken. So würde ein Vier-Personen-Haushalt im Jahr auf rund 130.000 Liter Trinkwasser verzichten können.

Reinigung ist wichtig

Die Idee, Regenwasser in Reservoirs zu sammeln und in Trockenperioden zu verwenden, ist so alt wie die menschliche Kultur, Hinweise auf Zisternen finden sich bereits im alten Testament. Und die jahrelang verpönten Regentonnen für die Gartenbewässerung sind heute längst wieder Standard. Doch Regenwassernutzungsanlagen können viel mehr.

Das vom Dach eines Hauses abfließende Regenwasser wird über einen Filter in einen Speicher geleitet. Eine Reinigung muss sein, denn das vom Dach eingefangene Wasser ist mehr oder weniger stark durch Staubpartikel, Moos, Laubreste oder Vogelkot verunreinigt. Damit dieser Schmutz gar nicht erst in den Wassertank gelangt, ist vorher eine Feinfilterung sinnvoll. Der Speicher für die Sammlung des Wassers wird als Erd- oder Kellertank eingebaut.

Die Erfahrung hat gezeigt, so Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, dass 70 bis 90 Prozent des jährlichen Bedarfs an Brauchwasser durch Regenwasser gedeckt werden kann. Um die Bewässerung des Gartens zu sichern, die Toilettenspülung auf Brauchwasser umzustellen und auch die Waschmaschine mit Regenwasser arbeiten zu lassen, sollten pro Person etwa 800 bis 1000 Liter Wasser im Speicher Platz finden.

Kurzzeitige Versorgung sicherstellen

Mithilfe einer Pumpe inklusive Ansaugfilter wird das gesammelte Regenwasser dann über ein Rohrleitungssystem den Verbrauchsstellen zugeführt. Da Toilette und Waschmaschine auch während längerer Schönwetterperioden und bei leerem Speicher funktionsfähig bleiben sollen, muss bei der Installation dafür gesorgt werden, dass kurzzeitig auf Trinkwasser zurückgegriffen werden kann. Dabei darf allerdings auf keinen Fall eine direkte Verbindung zwischen Regenwasser- und Trinkwassernetz hergestellt werden. Ohnehin müssen alle Rohre die Kennzeichnung "Kein Trinkwasser" erhalten, an Haupthahn und Zapfstellen gehört der Hinweis "Regenwasseranlage installiert".

Nach Schätzungen von Dietmar Sperfeld von der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr) aus Darmstadt haben sich bis heute bereits mehr als eine halbe Million Haushalte für die Regenwassernutzung entschieden. Die Kosten für eine solche Anlage betragen zwischen 4000 und 6000 Euro, talentierte Heimwerker können jedoch bis zu 1000 Euro einsparen. Da der Speicher und das Leitungsnetz keiner mechanischen Belastung unterliegen, haben Regenwasseranlagen eine Lebensdauer von mindestens 30 Jahren. Aber so lange dauert es auch meistens, bis sich eine solche Anlage wirtschaftlich durch Einsparungen bei den Gebühren für Trinkwasser, Abwasser- und Regenwasserentsorgung amortisiert hat.

Weiches Regenwasser hilft

Aber der Einsatz von weichem Regenwasser birgt in vielen Bereichen zusätzlich erstaunliche Vorteile. Waschmaschinen verkalken nicht mehr und die Waschwirkung verbessert sich erheblich. In Toiletten bildet sich kein Urinstein, scharfe Reinigungsmittel werden überflüssig. Auch Pflanzen stehen auf Regenwasser. Es gibt ihnen mehr Mineralien als das aufbereitete Trinkwasser.

Eine finanzielle Förderung des Einbaus einer Regenwasseranlage steigert natürlich deren Wirtschaftlichkeit für den Betreiber. Eine bundeseinheitliche Förderung gibt es allerdings nicht. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise gibt es für eine entsprechende Anlage bis zu 1500 Euro, in Bremen beträgt der Zuschuss bis zu einem Drittel der förderungsfähigen Kosten, maximal 2000 Euro. Städte und Gemeinden in Bayern, Hessen und im Saarland fördern kommunal sehr unterschiedlich. Über die Initiative Wohnwertförderung der Bundesregierung können für Regenwasseranlagen zinsgünstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau gewährt werden.

(afp)
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