Fälschungen Vorsicht beim Kauf von Antiquitäten

Berlin/Hamburg (rpo). Günter Westin, Kunstsachverständiger aus Berlin, wollte seinen Augen nicht trauen, als ihm ein Kunden eine Madonnenstatuette zum Schätzen vorlegte. "Die habe ich gerade in Paris bei einem kleinen Händler günstig gekauft", berichtete der Mann stolz. Westin benötigte jedoch keine weiteren Tests um festzustellen, dass es sich bei der angeblichen barocken Figur um eine Fälschung handelte und sie ihr Geld nicht wert war.

Das ist kein Einzelfall, sagen Experten. Seit Kunst als Geldanlage populärer geworden ist, ist auch die Zahl der Nachahmungen gestiegen. Sammler und Anleger sind daher gut beraten, sich vor Fälschungen zu wappnen. Denn die Fälscher arbeiten marktorientiert, und längst beschränken sie sich nicht auf Malerei und Skulpturen. Auch alte Bücher, Briefmarken und Münzen, Porzellan, Waffen, Möbel und Schmuck gehören zu ihrem "Repertoire".

Schwierig ist für den Laien vor allem das Erkennen von falschen Antiquitäten. Als Antiquitäten gelten Gegenstände, die mehr als 100 Jahre alt sind. Und je weniger Stücke aus einer Epoche noch vorhanden sind, desto höher liegt in der Regel auch ihr Preis. Bei Unikaten kann er mehrere Millionen Euro betragen. Besonders Bilder erreichen diese hohen Summen. In München wurden im vergangenen Jahr bei einer Auktion für Caspar David Friedrichs Radierung "Eine Brandstätte" mehr als 28 000 Euro bezahlt. Der Schätzpreis hatte bei gerade einmal 2400 Euro gelegen.

Vor dem Kauf einen Fachmann befragen

Hohen Marktwert besitzen auch Porzellane bedeutender Manufakturen wie Meissen, Limoges oder Königlich Kopenhagen. Selbst Stücke mit eingebranntem Markenzeichen können aber eine schon vor Jahrzehnten hergestellte Kopie sein. "Ehe viel Geld gezahlt wird, sollte deshalb ein Fachmann die Stücke untersuchen", sagt Dorothée Rather, Kunstsachverständige aus Hamburg.

"Bis zum Wert von 7000 Euro werden für so ein Gutachten pauschal 200 Euro fällig. Darüber muss mit drei Prozent des Schätzwertes honoriert werden - plus Mehrwertsteuer", sagt Lars Koch, Geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Auktionshauses Schopmann. Weiterführende Gutachten müssten gesondert vereinbart werden und kosten extra.

Auf dem breiten Feld der Sammleraktivitäten sind auch Briefmarken populär. Weil einige Postwertzeichen hohe Preise erzielen, tauchen künstliche Nachbesserungen und Fälschungen auch bei diesem Hobby auf, bestätigt Carl-Heinz Schulz, Präsident des Verbands der Briefmarkenfachhändler in Deutschland (APHV) in Köln. Helmut Oechsner vom Bund Philatelistischer Prüfer in Nürnberg empfiehlt Käufern daher, jede Marke mit mehr als 100 Euro Katalogwert prüfen zu lassen. Hierfür würden in der Regel Gebühren von mindestens zwei Euro pro Marke fällig.

Verkaufsmessen und Versteigerungshäuser bieten mehr Sicherheit

Weitgehende Sicherheit beim Kauf von Antiquitäten bieten hingegen die großen Verkaufsmessen. "Hier kann der Interessent sich umfassend informieren, Vergleiche ziehen und mit Händlern sprechen", sagt Hermann Specht vom Bundesverband des deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels (BDKA) in Hamburg. "Unabhängige Sachverständige prüfen die angebotenen Stücke auf ihre Echtheit und ihren Wert." Bedeutende Veranstaltungsorte sind laut Specht München, Köln und Hamburg.

Sichere Orte für den Erwerb von Antiquitäten sind auch die seriösen Versteigerungshäuser. "Im anonymen Kunsthandel ist hingegen äußerste Vorsicht geboten", warnt Tilman Bassenge, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Kunstversteigerer (BDK) in Berlin. In Auktionshäusern prüfen und taxieren Experten die Gegenstände, die sie im Auftrag der Kunden versteigern sollen. "Faule Stücke" können so erkannt werden.

Vorsicht vor "Schnäppchen" auf dem Trödelmarkt

Sicherheit gibt auch die Mitgliedschaft eines Händlers in einem der großen Verbände. Neben dem BDKA fordert auch der Deutsche Kunsthandelsverband in Berlin (DK) von seinem Mitgliedern, dass sie eine mehrjährige professionelle und untadelige Tätigkeit im Kunsthandel nachweisen. Zudem sind die Betriebe einem strengen Verhaltenskodex verpflichtet.

Schnäppchen auf Trödelmärkten hält Bassenge hingegen für sehr unwahrscheinlich. "Wenn Händler glauben, bei einem Einkauf auf ein besonderes Stück gestoßen zu sein, lassen sie es schätzen und stellen es nicht für nur ein paar Euro auf ihren Verkaufstisch. Eine für 300 Euro angebotene Dali-Grafik ist also sicher eine Fälschung."

(gms)
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