Immer öfter bei Vermietungen Wohnung gegen Sex

San Francisco (rpo). Wer schon in Deutschland über in manchen Städten über die Mietpreise stöhnt, sollte nicht in den USA sesshaft werden. Denn in vielen großen Metropolen der USA sind die Mieten nahezu unbezahlbar. Wer dort begehrten Wohnraum vermieten kann, darf dafür auch etwas verlangen. Sex zum Beispiel.

"Sex und leichte Bürotätigkeit" zum Beispiel für ein Zimmer in Atlanta. Den Zuschlag für ein Haus mit Pool in Los Angeles könnte ein "geschicktes und williges Mädchen" bekommen, und ein Zimmer in der Innenstadt von New York ist statt für 700 Dollar (573 Euro) für einen Spottpreis zu haben - sofern es im Gegenzug dafür Sex gibt.

Viele Vermieter in den USA bieten ihre Wohnungen in Online-Inseraten für pikante Gegenleistungen an, darunter etliche Nutzer der weitgehend kostenlosen Anzeigenplattform Craigslist.org. "Sie müssen hübsch sein. Ich lasse nicht jeden in mein Haus", sagt Mike, der dort das Zimmer in New York angeboten hat. Seinen Nachnamen will er nicht nennen, und ebenso wenig sagt er, wie oft er seine Miete tatsächlich im Bett bekommen hat.

Vermieter kommen auf den Punkt

Neu ist das Angebot Wohnung gegen Sex nicht. Allerdings kommen die Vermieter in den Internet-Anzeigen wesentlich unverblümter auf den Punkt als beispielsweise in Zeitungsannoncen. Die Anonymität des World Wide Web dürfte einen Teil dazu beitragen, außerdem werden bei Craigslist die Inserate nicht geprüft, bevor sie freigeschaltet werden.

Zwar ist der Handel Zimmer gegen intimen Körperkontakt als Prostitution einzustufen, die Polizei hält sich jedoch zurück. Die Anzeigen bei Craigslist seien in der Regel "wenig mehr als eine Form von Voyeurismus", erklärt Paul Browne von der New Yorker Polizei. In den wenigsten Fällen sei es tatsächlich zum Sex zwischen Vermieter und Mieter als "Zahlung" gekommen.

"Gewöhnlich vermiete ich das Zimmer für 600 Dollar", schreibt ein schwuler Vermieter aus der Gegend von San Francisco Bay bei Craigslist. Mit Interessenten, die bereit seien, sich ein bisschen "ankrabbeln" zu lassen, könne er sich aber auf 350 Dollar einigen. Ein anderer Anbieter aus der Nähe von Bradenton im US-Staat Florida sucht eine weibliche Mieterin, "die gern nackt ist. Keine weiteren Voraussetzungen".

Nicht gegen Gesetz verstoßen

Wie viel Erfolg solche Anzeigen haben, ist nicht bekannt - nicht nur Mike aus New York schweigt sich darüber aus. Ein Mann erklärt, er habe sich mit einem bisexuellen Interessenten angefreundet, sein Zimmer dann aber doch nicht an ihn vermietet. Auch ein Russe auf Amerika-Reise habe auf seine Annonce geantwortet, sagt er weiter. Zu mehr als einem Abendessen und einer Flasche Wein sei es dabei aber nicht gekommen. Anzeigen wie bei Craigslist seien mehr eine Art Hobby, für das er sich ein bisschen schäme.

Craigslist-Chef Jim Buckmaster zufolge veröffentlicht die Plattform keine Anzeigen, die gegen das Gesetz verstoßen. Seine 19 Mitarbeiter könnten aber unmöglich alle Inserate überprüfen, sagt Buckmaster der Nachrichtenagentur AP. Das Unternehmen setzt vielmehr auf seine Kunden: Wer sich durch eine Annonce gestört oder beleidigt fühlt, meldet sich. Kommen genügend Beschwerden zusammen, wird die Anzeige aus dem System genommen. Millionen Nutzer könnten acht Millionen Kleinanzeigen im Monat effektiver prüfen als eine Gruppe Mitarbeiter, so Buckmaster.

Mike aus New York gibt zu, dass seine Inserate regelmäßig entfernt werden. Genauso regelmäßig schaltet er sie wieder und liefert sich mit Craigslist ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel.

"Das Inserat an sich ist nicht illegal"

Mieterschutz-Vereine werfen Craigslist vor, faire Bedingungen für Mieter zu unterlaufen. Im Februar wurde der Anbieter sogar verklagt - weil er Inserate veröffentlicht, bei denen Interessenten wegen ihrer Rasse, ihrer Religion und ihres Geschlechts von vornherein keine Chancen haben. Craigslist kann sich jedoch auf ein Gesetz aus dem Jahr 1996 berufen, das Online-Anbieter schützt, die lediglich Anzeigen Dritter ungeprüft zugänglich machen.

Und in den meisten Bundesstaaten kommen Gesetze gegen Prostitution lediglich dann zum Tragen, wenn auf eindeutige Inserate ein weiterer Kontakt folgt, beispielsweise über E-Mail oder Telefon. Entscheidend sei, dass "der Typ, der sie schaltet, oder die Person, die darauf antwortet", nach der Anzeige noch einen Schritt weitergehe, erklärte der Anwalt Anthony Lowenstein aus San Francisco. "Das Inserat an sich ist überhaupt nicht illegal".

(ap)
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