Zehntausende Renten falsch berechnet Tipps zur Überprüfung des Rentenbescheids

Berlin · Die Rentenversicherung musste Zehntausende von Rentenbescheiden korrigieren. In den meisten Fällen bekamen die Ruheständler mehr Geld. Die Berechnung der Rente ist kompliziert. Wer eine unregelmäßige Erwerbsbiographie hat, sollte seinen Rentenbescheid sorgfältig prüfen.

Ist Ihr Rentenbescheid korrekt?
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Foto: dpa, Oliver Berg

Über Jahre haben Zehntausende Rentner zu wenig Geld erhalten. Betroffen waren vor allem Ruheständler mit Hinterbliebenen-Renten, die Kinder erzogen haben. Wie aus dem Tätigkeitsbericht des Bundesversicherungsamtes hervorgeht, hat die Rentenversicherung Bund 2011 rund 26.000 Rentenbescheide überprüft. In mehr als jedem dritten Fall musste die Renten-Behörde nachzahlen, insgesamt rund 20 Millionen Euro. Im Durchschnitt erhöhte sich die Rente der Betroffenen um rund 57 Euro.

Einen systematischen Fehler gab es auch bei der Berechnung von Ausbildungszeiten. In rund 148.000 von 215.000 überprüften Fällen ergab sich ebenfalls eine Rentenerhöhung. Sie lag im Durchschnitt allerdings nur bei rund 2,80 Euro.

Rentenbescheide sind fehleranfällig

Die Rentenversicherung erklärte, sie habe alle Maßnahmen ergriffen, dass sich in diesen Fallkonstellationen vergleichbare Fehler nicht mehr einschleichen könnten. Allerdings sind die Rentenbescheide aus Sicht von unabhängigen Experten fehleranfällig.

Ein typischer Rentenbescheid für Neurentner umfasst sieben Seiten und zusätzlich fünf mehrseitige Anlagen. Wichtig ist die Anlage, in der die Zeiten aufgelistet sind von Ausbildung, Erwerbstätigkeit, Kindererziehung, Arbeitslosigkeit und anrechnungsfreien Zeiten.

Rentenexperten raten, diese auf jeden Fall mit der eigenen Biographie abzugleichen. Es gilt: Je häufiger es Veränderungen im Erwerbsleben gab, desto größer die Fehlermöglichkeiten. Manchmal ist schlicht ein Zahlendreher die Ursache.

"In der Praxis als Rentenberater finde ich nach wie vor sehr viele Fehler in den Rentenbescheiden", sagt der Aachener Rentenberater Johann Simon Genten. Besonders genau müsse man bei Erwerbsminderungsrenten hinschauen. "Vor allem bei jüngeren Personen mit Erwerbsminderungsrente kommt es darauf an, zum Beispiel die Versichertenbiographie genau zu prüfen."

Nicht zu lange mit Überprüfung warten

Wegen der geringen Zahl an Jahren, die bei Jüngeren für eine Erwerbsminderungsrente zugrunde gelegt würden, hätten Fehler bei der Berechnung zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Höhe der Rente. Wer den Verdacht hat, dass sein Rentenbescheid Fehler enthält, sollte nicht zu lange mit der Überprüfung warten. Die Rentenversicherung zahlt nur bis zu vier Jahre entgangene Rentenanteile nach. Widerspruch gegen schon gültige Rentenbescheide kann jederzeit eingelegt werden — beispielsweise, wenn Urteile von Sozialgerichten die Berechnungsgrundlage verändern.

Für die Höhe der eigenen Rente entscheidend kann auch die Taktik bei der Antragstellung sein. Wer vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand gehen will, sollte sich ausführlich beraten lassen. In manchen Fällen können einige Monate mehr oder weniger Erwerbstätigkeit die Höhe der Rente erheblich beeinflussen.

Neben der Rentenversicherung selbst beraten auch Sozialverbände und von den Sozialgerichten zugelassene unabhängige Rentenberater. Während die Versicherungsträger und die Sozialverbände kostenfrei Tipps geben, müssen die unabhängigen Rentenberater bezahlt werden: Der einfache Check eines Rentenbescheids kostet bei einem solchen unabhängigen Rentenberater um die 60 Euro.

(qua)
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