Handyversicherung "Unsinnig und überflüssig"

Düsseldorf (RP). Verbraucherschützer warnen vor dem Abschluss einer Handy-Versicherung. Viele der damit abgedeckten Schäden fallen schon unter die Gewährleistung für die Geräte. Und ein Diebstahl-Schutz wird richtig teuer. Er schlägt mit rund fünf Euro im Monat zu Buche. Gerechnet auf die Vertragslaufzeit von 24 Monaten kommt da ein hübsches Sümmchen zusammen.

Höchst ärgerlich: Die letzten Stunden vor dem Feierabend waren stressig, es stand noch eine abendliche Verabredung im Terminkalender, zum Aufräumen des Schreibtischs blieb keine Zeit. Und so blieb auch das Mobiltelefon auf dem Schreibtisch liegen - und war am nächsten Morgen weg. Kein Jammern half, keine Suchaktion, neben dem Ärger gab es nun auch die Kosten für ein neues Handy. Denn wenn das Mobiltelefon während der Laufzeit des Mobilfunkvertrages abhanden kommt, hat der Kunde keine Aussicht auf ein günstiges neues Gerät, das Mobilfunkbetreiber beim Vertragsabschluss durch ihre Gerätesubvention manchmal sogar für nur einen Euro anbieten.

Wer auf diesen Kosten nicht sitzen bleiben will, muss im Durchschnitt 5 Euro im Monat aufbringen, um sich gegen Diebstahl zu versichern. In dieser Größenordnung bewegen sich die Beiträge, die Versicherer bei einer Vertragslaufzeit von 24 Monaten verlangen. Wem das eigene Mobiltelefon so viel Wert ist, kann sich in einigen Fällen über seinen Mobilfunkanbieter oder aber über einen unabhängigen Versicherungsanbieter absichern.

Einfaches Rechenbeispiel

Verbraucherschützer warnen allerdings vor dem Abschluss einer Handy-Versicherung. "Überflüssig wie ein Kropf", hat die hessische Verbraucherzentrale gar geurteilt, nachdem sie verschiedene Modelle durchgerechnet hat. Denn die meisten Versicherer haben einen Selbstbehalt im Fall eines Diebstahls vorgesehen - weil sie ihren Kunden unterstellen, dass auch so manches verlorene oder vergessene Handy als gestohlen gemeldet wird. Dieser Selbstbehalt kann bis zu 20 Prozent des Gerätewertes betragen, wird aber auf maximal 50 Euro begrenzt. Ein Rechenbeispiel der Hessen: Wem ein Mobiltelefon für 300 Euro nach 20 Monaten gestohlen wird, hat 100 Euro bezahlt, legt noch 25 Euro Selbstbehalt drauf, muss nach dem Sperren noch einmal durchschnittlich 20 Euro für eine neue Karte kalkulieren, trägt bei einigen Versicherern das Risiko, dass nur der Zeitwert des Telefons berücksichtigt wird - und bekommt am Ende doch nur 150 Euro erstatttet. Wobei er in den seltensten Fällen tatsächlich Geld sieht: Denn den Versicherern geht es um die "Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands", der Kunde bekommt also das gleiche oder ein gleichwertiges Handy.

Elke Weidenbach, Versicherungs-Expertin der Verbraucherzentrale NRW, teilt die Auffassung ihrer hessischen Kollegen. "Die Versicherung ist unsinnig und überflüssig." In den Basispolicen sei der Diebstahl gar nicht versichert, nur teurere "Premium"- Pakete sichern auch für den Diebstahl aus dem Rucksack oder der Hosentasche eine Leistung zu. Und das wichtige Thema der Gebührenerstattung (wenn auf der Mobilfunkrechnung teure Gespräche auftauchen, die nach dem Diebstahl geführt worden sind) klammern die meisten Anbieter auch aus. Nur wenige sichern die Übernahme dieser "Gebührenschäden" in ausreichender Höhe zu, beklagt Weidenbach. Und: Viele Ausfälle, die die Versicherung abdeckt, müssen die Vertragspartner schon im Rahmen ihrer Gewährleistung für das Gerät übernehmen.

Karte über Vodafone versichert

Wer einen Mobilfunkvertrag mit Vodafone oder O2 abgeschlossen hat, kann über seinen Vertragspartner keine Versicherung abschließen. O2 hatte in Kooperation mit Jamba bis vor einigen Jahren noch eine Versicherung im Angebot, hat die aber mittlerweile abgeschafft. Vodafone lenkt das Augenmerk auf die Gefahr, dass ein Dieb möglicherweise eine sehr hohe Telefonrechnung verursachen kann. "Darum ist die Karte über Vodafone versichert", erklärt eine Sprecherin, "meldet der Kunde den Verlust oder den Diebstahls nicht schnell genug, kommt er für maximal 50Euro der Telefonkosten auf." Wer den Diebstahl aber schnell meldet, kann bei Vodafone nicht nur die Karte, sondern auch das Telefon sperren lassen. "Zumindest im D2-Netz kann dieses Handy dann nicht mehr benutzt werden." Das verdirbt dem Dieb den Spaß am Diebesgut gründlich.

E-Plus und T-Mobile haben Versicherungspolicen im Angebot. Zur Abrundung des Kundenservices, heißt es in Düsseldorf und in Bonn zur Begründung. Die Bonner nutzen die breite Aufstellung ihrer "Mutter" Telekom und versichern ihren Kunden über die Konzernschwester DT Assekuranz. E-Plus vermittelt eine ino24-Police mit vier Prämienstufen.

Der Rat der Verbraucherschützer ist eindeutig: Wessen Handy weniger als 300 Euro gekostet hat, braucht keine Versicherung. Auch dann nicht, wenn er dazu neigt, das Handy ständig fallen zu lassen oder Kaffeetassen in dessen unmittelbarer Nähe umzustoßen. Ansonsten sollte jeder seine eigenen Nutzungsgewohnheiten überprüfen - und wer ein Handy in einem großen Bürogebäude des Nachts auf dem Schreibtisch liegen lässt, ist eben selber Schuld.

(Rheinische Post)
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