Weniger Produkt zum gleichen Preis Das miese Geschäft mit den Mogelpackungen

Düsseldorf/Hamburg · Gleicher Preis, aber immer weniger drin: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat einer Vielzahl von Herstellern vorgeworfen, Kunden durch immer weniger Inhalt - trotz gleicher Preise - über den Tisch zu ziehen.

Verbraucherschützer prangern Mogelpackungen an
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Ob Windeln, Lebensmittel oder Wasch- und Spülmittel: Der Vorwurf ist immer derselbe. Kunden werden nach Ansicht der Hamburger Verbraucherzentrale bewusst getäuscht.

Der Windelhersteller Procter & Gamble habe demnach über einen Zeitraum von sieben Jahren die Füllmenge nach und nach von 47 Windeln im Jahr 2006 auf 44 bis 2009, 40 bis 2012, 37 bis 2013 und heute 34 Windeln reduziert.

"Macht Procter & Gamble so weiter, ist die Packung in 20 Jahren leer", sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das Unternehmen selbst wies die Vorwürfe zurück. Laut Procter & Gamble seien Preissteigerungen manchmal unerlässlich, um die ständige Weiterentwicklung der Produkte zu ermöglichen.

Investitionen in Forschung

Dazu seien erhebliche Investitionen in Forschung, neue Produktionsanlagen und Informationsangebote für Eltern erforderlich. Die Preise könnten entweder direkt durch eine Erhöhung der Abgabepreise an den Handel angehoben werden oder indirekt durch eine verringerte Menge. Die Stückzahl werde deutlich auf der Vorderseite der Verpackung dargestellt.

Außerdem sei der Handel verpflichtet, den Stückpreis pro Windel am Regal anzugeben. "Deshalb ist es für die Verbraucher möglich, eine bewusste Kaufentscheidung für oder gegen unser Pampers-Produkt zu treffen", sagte Sprecherin Melanie Fischer. "Eine Verbrauchertäuschung liegt nicht vor."

Ähnlich gehen einige Hersteller bei Kaffeepads vor: So verringerte ein Hersteller nach Angaben der Verbraucherschützer die Füllmenge der Pads. Statt 100 Gramm enthalten sie heute nur noch 92 Gramm Pulver. Außerdem wurde die Kaffeemenge deutlich reduziert. Statt 5,5 Gramm finden sich in den Pads heute nur noch 1,1 Gramm Kaffee. Stattdessen wurden mehr Zucker oder gehärtete Fette beigemischt.

Wie die Auflistung der Verbraucherzentrale Hamburg zeigt, gab es in der Vergangenheit immer wieder fragwürdige Produkt- und Preisänderungen von Seiten der Hersteller.

Weniger, aber teurer

So verwies der Kaugummi-Produzent Wrigley GmbH im Zuge einer Preisänderung auf eine "qualitativ verbesserte Form" der erzeugten Kaumasse. Statt 55 Dragees wurden in einer neu eingeführten Airwaves-Dose nur noch 40 Dragees angeboten, der Preis stieg allerdings um vier Cent.

In einer Stellungnahme des Herstellers hieß es dazu, dass die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) von 3,45 Euro für die "alte" Airwaves-Dose mit 55 Dragees gemessen an der neuen UVP für die Dose mit 40 Dragees (2,45 Euro) keine Preissteigerung, sondern eine Preissenkung darstelle. Der Kauf des "neuen Formats" sei im Vergleich der "alten" und "neuen" UVP somit um 6 Cent günstiger. Anders ausgedrückt: Der Kunde sollte sich glücklich schätzen - auch wenn das Portemonnaie etwas anderes sagt.

Geänderte Dosiervorgaben

Ohne Preis- und Mengenänderung, dafür aber mit einer geänderten Dosiervorgabe, wurde das Spülmittel Pril Kraft-Gel Konzentrat verkauft. Statt zwei Milliliter empfahl der Hersteller seinen Kunden künftig drei Milliliter auf fünf Liter Wasser anzuwenden. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe des Spülmittels wurden dabei laut Angaben des Herstellers auf dem Etikett allerdings nicht geändert. Die Folgen sind klar: Der Kunde verbraucht - sofern er sich an die Dosiervorgaben hält - mehr Spülmittel als zuvor und muss dementsprechend eher ein neues Konzentrat kaufen.

Die gleiche Masche nutzte auch ein Lebensmittel-Discounter, der seinen "Choco Cappuccino" zwar in gleicher Menge und zum selben Preis verkaufte, aber angab, dass 500 Gramm für vier Liter Getränk ausreichen. Auf dem "alten" Produkt hieß es, dass 500 Gramm für sechs Liter Getränk empfohlen werden. Grund für die geänderte Dosiervorgabe sei eine "Rezeptur-Überarbeitung" gewesen, die eine "neue, verbesserte Qualität festlegt", da "ungehärtete Fette anstelle von gehärteten Fetten" zum Einsatz kämen. Verschwiegen wurde indes, dass die Menge an löslichem Bohnenkaffee als wertgebender Bestandteil in der alten Packung noch 9 Prozent betrug. Die neue Packung enthielt dagegen nur noch 6 Prozent.

Wechsel zu einer anderen Marke

Für Verbraucher sind solche Mogelpackungen ärgerlich. Die Packungen sind heute etwa vier Tage früher leer als vor sieben Jahren. "Die Verbraucher sind hier wirklich machtlos", sagt Valet. Nur durch den Wechsel zu einer anderen Marke könne man eine solche versteckte Preiserhöhung umgehen.

(sgo)
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