184 Prozent teurer Fertigprodukte sind eine Kostenfalle

Düsseldorf (RPO). Landauf, landab stöhnen die Verbraucher über steigende Lebensmittelpreise. Obst, Gemüse, Backwaren, Fleisch und Fisch, alles wird teurer. Wenn Frischware zu kostspielig erscheint oder Selbermachen zu lästig ist, wird wie selbstverständlich zum Fertigprodukt gegriffen.

Vergleich: Kosten für Fertiglebensmittel und Hausgemachtes
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Vergleich: Kosten für Fertiglebensmittel und Hausgemachtes

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Foto: dpa

Die Supermarkt-Regale sind voll davon. Was auf den ersten Blick preisgünstig aussieht, erweist sich im Vergleich jedoch oft als Kostenfalle. Die Verbraucherzentrale Hamburg ist der Sache auf den Grund gegangen. Das Resultat: Fertiglebensmittel waren im Durchschnitt 184 Prozent teurer als die Zutaten fürs Hausgemachte.

Wenn zu Hause wieder einmal ein Schnellgericht auf den Tisch kommt, eine Dose hiervon und ein Glas davon, ist oft der Satz zu hören: Dafür kann man es nicht selber machen. Irrtum. Fertiglebensmittel sind in der Regel teurer als Hausgemachtes.

Herstellung, Verpackung, Transport und Vertrieb gehen ins Geld. Wie groß die Preisunterschiede sein können, zeigt die Untersuchung am Beispiel von 14 Originalzubereitungen und deren 21 Fertigvarianten. Der Fokus lag dabei auf Vorspeisen, Beilagen und Desserts, die ohne großen Zeitaufwand schnell zuzubereiten sind.

Erhebliches Einsparpotenzial

Insgesamt hat die Untersuchung der Hamburger Verbraucherzentrale ergeben, dass alle 21 untersuchten Fertig- bzw. Halbfertigprodukte teurer waren als die 14 selbst hergestellten Varianten. Den größten Preisunterschied gab es mit 650 Prozent bei einer mundgerecht zubereiteten Melone. 15 von 21 Fertigprodukten waren mindestens doppelt so teuer wie die selbst gemachte Variante.

Die Mehrkosten bei Fertigprodukten gegenüber der hausgemachten Variante lagen durchschnittlich bei 184 Prozent. Bei einem Verzicht auf Fertigprodukte könnte ein Verbraucher zwischen 500 und 1000 Euro im Jahr einsparen.
Überdies stellte die Verbraucherzentrale fest, dass von den 19 untersuchten Fertigprodukten 14 Aromen und 13 Zusatzstoffe enthielten.

Silke Schwartau, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale sagt zum Ergebnis der Untersuchung: "Mit dem Preisaufschlag geht ein Abschlag für den Gesundheitswert einher. Verkauft wird Einheitsgeschmack statt Vielfalt — und das für viel Geld."

Esskultur bleibt auf der Strecke

Dass die Verbraucher immer öfter zu Fertigprodukten greifen, hat viele Gründe. Die Arbeits- und Lebensverhältnisse in den Familien sind andere als noch vor 20 oder 30 Jahren. Es herrscht ein ständiges Gehen und Kommen. Gemeinsame Mahlzeiten finden vielfach nur noch an den Wochenenden statt, ansonsten gilt "schnelle Küche", jeder versorgt sich auf eigene Faust. Kochkenntnisse und Kochpraxis sind seit Jahren rückläufig. Trotz diverser Kochsendungen im Fernsehen, die allerdings immer mehr zu reinen Unterhaltungsshows umfunktioniert worden sind, trotz der Millionenauflagen an Kochbüchern, die Esskultur in deutschen Landen bleibt auf der Strecke. Deutschland braucht Kochunterricht.

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