Studie Jede Sekunde landen 313 Kilo Lebensmittel im Müll

Berlin · Die Banane zu braun, das Mindesthaltbarkeitsdatum des Joghurts abgelaufen – Jahr für Jahr landen in der EU Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Auch Deutschland ist da keine Ausnahme. Eine neue Studie zeigt, dass dies nicht nur die Verbraucher betrifft und was das für die Umwelt bedeutet.

Was das Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet
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Foto: dpa, Tim Brakemeier

Die Banane zu braun, das Mindesthaltbarkeitsdatum des Joghurts abgelaufen — Jahr für Jahr landen in der EU Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Auch Deutschland ist da keine Ausnahme. Eine neue Studie zeigt, dass dies nicht nur die Verbraucher betrifft und was das für die Umwelt bedeutet.

Was bedeutet das Mindesthaltbarkeitsdatum und brauchen wir es wirklich auf den meisten Lebensmitteln? Wenn es um Lebensmittelverschwendung geht, dann steht eben jenes Datum oft im Mittelpunkt. Und das nicht ohne Grund, denn viele Verbraucher sind verunsichert, verwechseln das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verfallsdatum. Entsprechend landen Tonnen von Lebensmitteln im Müll, die eigentlich noch genießbar sind.

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Doch nicht nur Verbraucher, sondern zum Beispiel auch der Handel entsorgen eine Menge Lebensmittel. Das hat etwa das Beispiel Frankreich gezeigt, wo die Nationalversammlung Ende Mai einen Gesetzeszusatz verabschiedet hat, der es Supermärkten verbietet, Lebensmittel wegzuwerfen. Der WWF hat nun eine Studie vorgelegt, die von der Ernte bis zum Endverbraucher aufzeigen soll, wo Lebensmittel verschwendet werden.

Laut der Studie mit dem Titel "Das große Wegwerfen" landen Jahr für Jahr über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Dies entspreche fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauches von 54,5 Millionen Tonnen. "Im Schnitt werfen wir jede Sekunde 313 Kilo genießbare Nahrungsmittel weg", erklärte WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger de Teran am Donnerstag in Berlin. Vermeidbar seien demnach fast zehn Millionen Tonnen Abfall, heißt es in der Untersuchung. Zu berücksichtigen ist dabei aber, dass der WWF tatsächlich nicht nur die Abfälle auflistet, die beim Endverbraucher oder auch im Großhandel auftauchen, sondern direkt ab der Ernte.

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Zudem weist der WWF selbst darauf hin, dass es bezüglich der Datenlage zu weggeworfenen Lebensmittel nach wie vor große Unsicherheit gebe und die Datenlage noch immer unzureichend sei.

Laut der Umweltschutzorganisation landen zum Beispiel beim Verbraucher 7,23 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, vermeidbar seien 4,9 Millionen Tonnen. Beim Großverbraucher (damit sind etwa Kantinen oder Gastroeinrichtungen gemeint) beläuft sich der Lebensmittelabfall auf 3,4 Millionen Tonnen, vermeidbar seien 2,3 Millionen Tonnen. Im Groß- und Einzelhandel wiederum seien 2,4 von ingesamt 2,58 Millionen Tonnen Lebensmittelabfall nicht nötig.

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Foto: Screenshot Startnext/Original Unverpackt

Die Universität Stuttgart wiederum hatte in einer Studie mit ganz anderen Zahlen operiert. Darin hieß es, dass in deutschen Haushalten pro Jahr 6,67 Millionen Tonnen Nahrung weggeworfen werden, im Handel dagegen nur 550.000 Tonnen.

Dennoch sind die Mengen in beiden Fällen enorm, weshalb der WWF von der Bundesregierung auch fordert, alle Akteure in die Pflicht zu nehmen. "Immerhin gehen 60 Prozent der verschwendeten Lebensmittel nicht auf das Konto der Konsumenten in den Haushalten, sondern finden sich entlang der Wertschöpfungskette bis hin zu Großverbrauchern." Wobei die Organisation auch hier erklärt, dass etwa Nahrungsmittelverluste, die bei der Ernte und Nachernte entstehen, nicht wirklich vermeidbar seien.

Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln (etwa Schneide- oder Kochprozess) aber, so die Studie, könnten etwa zehn Prozent an Nahrungsmittelabfällen vermieden werden, beim End- und Großverbraucher 70 Prozent und beim Groß- und Einzelhandel sogar bis zu 90 Prozent. In Bezug auf den Groß- und Einzelhandel heißt es in der Studie, dass vor allem Marketingmaßnahmen und Konsumentenerwartungen wie Frisceh und Verfügbarkeit, Optik und Textur der Lebensmittel Gründe für die Verluste seien. "Gesundheitliche Risiken sind hier eher wenig verantwortlich zu machen."

Die Umweltorganisation hat sich in der Studie aber nicht nur angeschaut, wie viele Lebensmittel jährlich in der Tonne landen, sondern welche Auswirkungen dies auf die Umwelt hat. Demnach würden umgerechnet jährlich 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche "umsonst" bewirtschaftet, das entspreche der Fläche des Saarlandes und Mecklenburg-Vorpommerns zusammen. Zudem würden so 48 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen unnötig freigesetzt.

(das)
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