Supermarkt ohne Verpackungen "Original unverpackt" — der Erfolg übertrifft alle Erwartungen

Vor sechs Tagen starteten die Gründerinnen des Berliner Startups "Original unverpackt" ihren Spendenaufruf, um ihren Traum von einem Supermarkt ohne Einwegverpackungen mit Hilfe von Crowdfunding zu finanzieren. Alle ausgerufenen Ziele sind längst übertroffen. Aus Sicht der vier Frauen soll das aber erst der "Anfang vom Ende des Verpackungswahns" sein.

So funktioniert ein Supermarkt ohne Verpackungen
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Foto: Screenshot Startnext/Original Unverpackt

Am Montagabend meldete sich Melina Glimbovski stellvertretend für die vier Frauen von "Original unverpackt" in einem Blog-Eintrag des Jungunternehmens zu Wort: Sie wolle danke sagen, denn in den letzten Tagen sei wahr geworden, wovon sie nicht zu träumen gewagt hätten. Der in intensiver Arbeit konzipierte Supermarkt ohne Verpackungen — im Sommer kann er tatsächlich eröffnet werden.

Binnen weniger Stunden ist weit mehr Geld durch das Crowdfunding zusammengekommen, als ursprünglich als Ziel ausgegeben war. Am Mittwoch, 7. Mai startete die professionell aufgezogene Kampagne bei startnext.de, einer auf Crowdfunding spezialisierten Plattform, die sich zum Ziel gesetzt hat, kreative Projekte im deutschsprachigen Raum zu unterstützen.

Zahlreiche Medien berichteten über das Vorhaben, auch unsere Redaktion. Die Öffentlichkeitsarbeit ging auf. Schon einen Tag später, am Donnerstag, waren 20.000 Euro zusammen, die letzte Lücke zur Finanzierung des Supermarkts geschlossen. Die nächste Stufe, das Fundingziel von 45.000 Euro, nahm das Unternehmen am Samstag, um 17.21.

Der Boom ist ungebrochen. Am Dienstagvormittag, 10.47 Uhr, steht der Pegel schon wieder 20.000 Euro höher. 65.702 Euro haben sich laut startnext inzwischen an Spendengeldern angesammelt. Mit dem Geld soll das Konzept weiterentwickelt werden. "Damit können wir uns auch schon an die Planung zukünftiger Läden machen", erläutert Sara Wolf auf Anfrage unserer Redaktion.

"Euer Einsatz hat uns umgehauen und all unsere Erwartungen übertroffen", schrieb bereits Glimbovski in ihrem Blog. Die erste Filiale des verpackungsfreien Supermarktes werde im Sommer in Berlin eröffnen. Das aber, so stellt sie im Weiteren klar, soll erst der Anfang sein. Der erste Laden sei gesichert, aber der zweite Laden werde folgen. Und auch dieser und der nächste und übernächste müssten finanziert werden.

Die Erfolgsgeschichte soll also zielstrebig weitergehen. Die Macherinnen verbinden das mit einem Appell, den sie mit Charme und ein wenig Pathos formulieren: "Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit euch das Einkaufen zu verändern", so Glimbovski, übrigens nicht nur Geschäftsführerin des Teams, sondern auch gelernte Kommunikationswissenschaftlerin.

Veganz - Europas erste vegane Supermarktkette
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"Weiter geht's" posteten die engagierten Frauen bereits am Wochenende bei Facebook und versprechen: "Jeder Euro, der in Original Unverpackt fließt, wird in den Ausbau der Idee gesteckt. Damit es nicht lange nur bei Berlin bleibt." Eine massentauglichen Slogan haben sie auch schon ausgerufen: "Unverpackt für alle!", heißt es bei dem Startup. Die Botschaft: Der Supermarkt ist weitaus mehr als eine eine Geschäftsidee. Sondern auch ein Bekenntnis.

In der Fachwelt hat die Bewegung bereits einen eigenen Begriff: Precycling heißt es dort, wenn Verpackungsmüll prinzipiell gemieden wird. Umweltverbände beobachten den Trend grundsätzlich mit Wohlwollen. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt etwa Bernhard Bauske von der Naturschutzorganisation WWF.

Doch mit Blick auf die "Unverpackt"-Läden hat er im Hinblick auf die Öko-Bilanz Bedenken: Es sei zu prüfen, ob es wirklich umweltverträglicher ist, wenn Schalen immer wieder ausgespült werden und Wasserressourcen verbraucht werden. "Grundsätzlich gilt es abzuwägen, dass die Lebensmittel einerseits nicht verderben dürfen, andererseits sollten sie nicht zu aufwendig verpackt sein", meint er.

Mit Material von dpa

(pst)
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