WDR-Sendung "Markencheck" RP-Leser testen die Bahn

Köln · In Kooperation mit unserer Zeitung hat der WDR die Deutsche Bahn unter die Lupe genommen. Leser waren zwei Wochen als Testfahrer unterwegs. Ergebnis: Nur 76 Prozent der Züge waren pünktlich. Ticketautomaten haben Tücken.

 Ein Kamera-Team des WDR bei den Dreharbeiten zu der Sendung "Markencheck" zum Thema Deutsche Bahn.

Ein Kamera-Team des WDR bei den Dreharbeiten zu der Sendung "Markencheck" zum Thema Deutsche Bahn.

Foto: WDR

Bahnfahrer klagen regelmäßig über die Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn. Das Unternehmen selbst verweist dagegen auf seine Pünktlichkeits-Statistik. Die WDR-Sendung Markencheck wollte es genauer wissen und hat in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Post die Bahn auf Preise, Pünktlichkeit, Sauberkeit und Tempo getestet.

Pünktlichkeits-Check Die Bahn gibt an, dass 95 Prozent ihrer Züge in den ersten Monaten dieses Jahres pünktlich waren. Das bedeutet bei der Bahn: weniger als sechs Minuten Verspätung. Der Markencheck hat mit Hilfe von RP-Lesern über zwei Wochen eine eigene Statistik erstellt. Anders als in der offiziellen Bahn-Statistik ging es nicht um die Pünktlichkeit einzelner Züge, sondern darum, wie pünktlich Reisende wirklich ihr Ziel erreichen. Auch ausgefallene Züge und verpasste Umstiege wurden mitgezählt.

Wenige Minuten Verspätung für eine Fahrt sind nicht schlimm, findet die Bahn. Doch können geringe Verspätungen bereits dazu führen, dass man den Anschlusszug nicht mehr erreicht und schon mal eine Stunde auf den nächsten Zug warten muss. So geschehen bei RP-Leser Alexander Zand: "Bis vor Hannover waren wir pünktlich. Dann standen wir plötzlich zehn Minuten auf freier Strecke. Danach war der Anschlusszug weg." Eine Stunde Verspätung, die in der Bahnstatistik nicht auftaucht, da nur die kleine Verspätung des ersten Zuges erfasst wird - und nicht die ganze Reise. Ausgefallene Züge sind zudem gut für die Bahn, denn die Züge erscheinen nun nicht mehr als verspätet, sondern sie fliegen komplett aus der Statistik.

Nach der Auswertung der von den RP-Lesern geführten 89 Fahrtenbücher mit 907 Reisen hatten in der Markenchef-Statistik nur 76 Prozent der Reisenden weniger als sechs Minuten Verspätung. Fazit: Die Pünktlichkeit der Bahn ist in vielen Fällen geschönt. Ein kurioses Beispiel für Verspätungen, wie sie bei der Bahn vorkommen: Der ICE 784 von München nach Lübeck bog während einer Fahrt hinter Hamburg falsch ab. Die Bahn begründete die Panne mit einem Fehler der Fahrdienstleiter an den Strecken. Auf den Tafeln im Bahnhof erscheint dann gerne: "Störungen im Betriebsablauf". Falls überhaupt eine Begründung genannt wird.

Tempo-Check Beim Tempoversprechen trägt die Bahn etwas dick auf. So sorgen zu viele "Langsamfahrstellen" für Verspätungen. Und: Der ICE 3 zwischen Köln und Frankfurt kam im Schnitt nur auf 150 Stundenkilometer, die Halte bereits herausgerechnet. Möglich sind dagegen bis zu 300 Stundenkilometer. Ältere ICE, die im ganzen Bundesgebiet unterwegs sind, fahren im Schnitt oft nur mit Tempo 130.

Preis-Check Den günstigsten Preis für die richtige Fahrkarte zu finden, ist gar nicht so einfach. Bei fünf Versuchen kauften vier Tester das Sparangebot für 23,50 Euro, das direkt für die jeweilige Strecke angezeigt wurde. Nur einer fand auf die Schnelle das günstigste Ticket für 17,50 Euro. Das normale Ticket im Nahverkehr kostete 31,90 Euro.

Auch im Internet schwanken die Preise. So fanden die Tester auf der Beispielstrecke Wuppertal - Bayreuth (hin und zurück) Tickets für knapp 340 Euro. Dabei geht es viel günstiger. Reisebüroleiter Pit Dressler, der im Film zu Wort kommt, empfiehlt, die Fahrt zu stückeln. Von Wuppertal geht es nach Würzburg und erst dann nach Bayreuth. Ergebnis: 260 Euro, 80 Euro Ersparnis. Billiger geht es also - man muss nur wissen, wie.

Sauberkeits-Check Bei der Pflege der Toiletten schneidet die Bahn im WDR-Test gut ab. Von 195 untersuchten bestanden 160 den Check. Einzig die Toilettenräume selbst waren teilweise verschmutzt. In den Bistros dagegen ist die Hygiene ausbaufähig. Hier wurde mit Hilfe von Labortests eine zu hohe Zahl an Darmbakterien im Essen gefunden.

(RP)
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