Stiftung Warentest Nur wenige Olivenöle überzeugen die Tester

Berlin · Für kaum ein Lebensmittel gibt es so strenge Regeln wie für Olivenöl. Und bei kaum einem Produkt kann wohl so viel schiefgehen, das zeigt ein neuer Test. Das Ergebnis dürfte vor allem für diejenigen eine Enttäuschung sein, die nicht viel Geld für Olivenöl ausgeben wollen.

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Foto: DAK

Schlechter Geschmack, Reste von Mineralöl und Etikettenschwindel: Beim Kauf von Olivenöl können Verbraucher so manche schlechte Erfahrung machen, wie ein neuer Test der Stiftung Warentest zeigt. 27 Olivenöle haben die Experten unter die Lupe genommen - vom günstigen Öl aus dem Discounter bis zum teuren Premiumprodukt, alle aus der höchsten Güteklasse "nativ extra". Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick:

Gutes Olivenöl kostet offenbar etwas mehr: Nur vier der untersuchten 27 Olivenöle wurden von den Testern als gut bewertet. Aber davon sind lediglich drei noch erhältlich - und sie kosten 24 bis 36 Euro Euro pro Liter:

  • "Natives Bio-Olivenöl extra" von Soler Romero,
  • "Family Reserve Picual Olives Extra virgin Olive Oil" und
  • Farchioni ("DOP Chianti Classico Olio extra Verbgine di Oliva" von Castillo de Canena.

Der Testsieger von Aldi Süd ("Cucina Natives Olivenöl extra", Note "gut") kostet zwar nur 10 Euro pro Liter, ist aber nicht mehr erhältlich. Der Discounter hatte es im Sommer bloß als Aktionsware angeboten.

Geschmacklich seien auch etwa die Nativen Olivenöle extra der Drogerieketten dm und Rossmann gut, sie schnitten allerdings bei der chemischen Qualität beziehungsweise der Kennzeichnung und Schadstoffe schlecht ab.

Zahlreiche Öle wurden auch dieses Jahr mit den Noten ausreichend oder mangelhaft bewertet - das native Bio-Olivenöl extra von Rewe schnitt am schlechtesten ab. Es schmecke "frostgeschädigt" und "ranzig", bemängelten die Tester.

Ja, in Maßen. Denn hinter den besten und teuren Ölen folgen mehrere Produkte vom Discounter und aus dem Super- oder Drogeriemarkt zu Preisen ab 5,35 Euro pro Liter. Sie schaffen zwar nur die Note "befriedigend" - zum Braten reicht das aber, urteilen die Experten in ihrer Zeitschrift "test" (Ausgabe 2/2018). Feinere Geschmacksnoten gehen dabei ohnehin verloren.

Für ein Pesto oder ein Salatdressing dagegen lohnt es sich aber, etwas mehr auszugeben. Allerdings ist der Preis noch kein Qualitätsindikator: Auch unter den mit "ausreichend" bewerteten Kandidaten sind Produkte für 26 Euro pro Liter zu finden. Und auch eins der beiden "mangelhaften" Öle kostet knapp 19 Euro.

Aus verschiedenen Gründen. So sind die "ausreichenden" Öle zwar in Sachen Geschmack und Geruch oft "befriedigend", sie verschlechtern sich die Note aber mit Kennzeichnungsmängeln oder Schadstoffen - zum Beispiel mit Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (Mosh). Diese gelangen aus Maschinenöl oder Abgasen ins Olivenöl, was sich selbst bei Bio-Produkten kaum verhindern lässt.

Sechs Öle waren nach Angaben der Tester aber übermäßig stark belastet. Die "mangelhaften" Öle wurden schließlich für ihren stichigen oder ranzigen Geschmack bestraft.

Mit der Aufschrift "nativ extra" oder "extra vergine" verspricht der Hersteller zweierlei: Erstens eine ausschließlich mechanische Herstellung ohne Wärmezufuhr. Und zweitens fehlerfreien Geruch und Geschmack mit einer mindestens leichten Fruchtnote. In Deutschland gibt es fast nur Olivenöle dieser Güteklasse - zumindest die mit "mangelhaft" bewerteten Produkte tragen diesen Namen aber zu Unrecht, so die Stiftung Warentest.

Für die Etiketten einer Olivenöl-Flasche gibt es strenge Regeln: Vorne drauf muss zum Beispiel die Güteklasse und bei nicht gemischten Ölen gut sichtbar die Herkunft stehen. Viele Hersteller verstecken diese Angaben aber auf der Rückseite. Auch bei der Beschreibung des Geschmacks sind nur bestimmte Wörter erlaubt - "fruchtig" oder "mild" etwa. Stattdessen fanden die Tester auf vielen Flaschen werbliche Angaben, die teils auch nicht stimmen. Immerhin: Bei allen Ölen mit konkreter Herkunftsangabe gab es keine Anzeichen für Schummelei.

Eher besser. Schon Anfang 2017 hatte die Stiftung Olivenöle getestet - damals gab es gar kein "gut" und für immerhin zehn Öle ein "mangelhaft". 2016 war das Ergebnis noch negativer. In beiden Fällen war das Kandidatenfeld aber jeweils etwas anders zusammengestellt, insofern sind die Ergebnisse jetzt nur teilweise vergleichbar.

(wer)
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