Ministerin Schulze Föcking im Interview "Wir gehen von sehr viel mehr belasteten Eiern aus"

Düsseldorf · Die neue nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking (CDU) spricht im Interview mit unserer Redaktion über verseuchte Eier, das Insektengift Fipronil und Verbraucherschutz in NRW.

 Christina Schulze Föcking (CDU) sprach mit unserer Redaktion.

Christina Schulze Föcking (CDU) sprach mit unserer Redaktion.

Foto: dpa, fg tba

Warum nennen Sie die Betriebe nicht, in denen es die Vorfälle gegeben hat? Und wieso werden nicht die Namen der Supermärkte genannt, an die die Eier geliefert worden sind?

Schulze Föcking Die Lage derzeit ist ja, dass über alle Supermarktketten hinweg belastete niederländische Eier vertrieben worden sein könnten. Deshalb macht es aus Sicht des Verbraucherschutzes keinen Sinn, einzelne Märkte oder Ketten herauszugreifen und zu nennen. Diese Information würde dem Verbraucher nicht weiterhelfen.

Was kann der Verbraucher tun?

Schulze Föcking Für den Verbraucher wichtig sind die Stempelnummern auf den Eiern. Darüber kann ein Ei genau identifiziert werden und der Verbraucher sicher und schnell erkennen, ob die Eier in seinem Kühlschrank belastet sind oder nicht.

Wie viele Eier sind schon in den Verkauf gekommen?

Schulze Föcking Am Wochenende lagen uns Meldungen von 875.000 Eiern vor, die in NRW in den Handel gelangten. Stand heute müssen wir von sehr viel mehr belasteten Eiern ausgehen, da aus den Niederlanden täglich neue Meldungen auftauchen. Wir erwarten, dass die Niederlande ihre Untersuchungen in Kürze abschließen und uns dann endlich eine komplette Liste mit Nummern vorlegen. Wir können deshalb derzeit nur dazu raten, alle veröffentlichten Stempelnummern zu vergleichen. Belastete Eier, auf denen sich ein veröffentlichter Stempelaufdruck findet, sollten im Restmüll entsorgt oder zum Geschäft zurückgebracht werden.

Was ist mit eierverarbeitenden Betrieben, wo etwa Nudeln oder Mayonnaise produziert werden?

Schulze Föcking Dazu liegen uns derzeit noch keine Informationen vor. Sobald uns dazu aus den Niederlanden entsprechende Unterlagen vorliegen, werden wir ergänzend zu den Regeluntersuchungen entsprechende Untersuchungen veranlassen und belastete Waren zurückrufen.

Was hat NRW vor, um die Verbraucher zu schützen?

Schulze Föcking Wir haben direkt am Wochenende gemeldet und bereits am Montag ein zusätzliches Monitoring auf den Weg gebracht, um alle Eier-Packstellen zu kontrollieren. Dadurch möchten wir sicherstellen, dass nicht doch ein betroffener Betrieb durchrutscht und belastete Eier im Handel verbleiben. Sobald die niederländischen Behörden uns die Lieferwege der betroffenen Betriebe mitteilen, werden unsere Behörden sofort tätig und können weitere belastete Eier aus dem Verkehr nehmen. Wir stehen direkt in Kontakt mit dem Handel, der belastete Eier dann aus den Regalen der einzelnen Märkte räumt.

Wie gefährlich sind die belasteten Eier wirklich? Hysterie oder besteht ernsthafte Gefahr für die Gesundheit?

Schulze Föcking Der Stoff Fipronil ist ein Insektizid und in Lebensmitteln verboten. Deshalb reagieren wir als Verbraucherschutzministerium bei solchen Fällen immer sofort. Man geht davon aus, dass eine allgemeine Gesundheitsgefahr bei einem normalen Verzehr von Eiern nicht vorliegt, wenn ein Gehalt von 0,72 Milligramm pro Kilogramm Ei nicht überschritten wird. In den uns vorliegenden amtlichen Eierproben war dieser Wert deutlich unterschritten, wir haben aber nicht zu allen in Verdacht stehenden Eiern amtliche Proben vorliegen.

Wer ist der Hauptverantwortliche für den "Eier-Skandal"?

Schulze Föcking Die Erkenntnislage dazu ist noch nicht gesichert. Eine hohe Wahrscheinlichkeit spricht allerdings dafür, dass Fipronil über das Desinfektionsmittel Dega 16 in die Ställe gelangt ist.

Christian Schwerdtfeger stellte die Fragen.

(RP)
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