Wo Fleisch wirklich überall drin ist Warum Käse nicht vegetarisch ist

Düsseldorf · Wer sich vegetarisch oder vegan ernähren will, hat es schwer. Viele Lebensmittel enthalten Fleisch, ohne dass das für Verbraucher sichtbar ist. Wir zeigen an fünf Beispielen, wie tierische Produkte ins Essen gemogelt werden.

Kein anderes Lebensmittel hat so ein schlechtes Image wie das Fleisch. Vom Gel-Schinken über Gammelfleisch bis zum Antibiotika-Einsatz bei Hühnern in Massentierhaltung - die industrielle Fleischindustrie hat viele Schocker zu bieten. Das Problem für die, die auf Fleisch verzichten wollen: oft wissen Verbraucher gar nicht, dass ein scheinbar vegetarisches Produkt in Wirklichkeit Fleisch enthält.

Schon lange kritisieren Verbraucherschützer wie Foodwatch und der Vegetarierbund, dass Inhaltsstoffe von Lebensmitteln deutlicher gekennzeichnet werden müssen. Denn auf die Zutatenliste können sich Verbraucher nicht immer verlassen.

Die deutsche Gesetzgebung spielt den Unternehmen in die Hände - Trägerstoffe, Lösungsmittel oder technische Hilfsstoffe müssen laut Foodwatch in vielen Fällen nicht auf der Verpackung angegeben werden. Zudem sind die Begriffe "vegetarisch" und "vegan" nicht rechtlich definiert.

Wegen dieser Gesetzeslücke können beispielsweise viele Fruchtsäfte Gelatine als Träger für zugesetzte Vitamine enthalten, ohne dass das auf der Verpackung deutlich wird. Wir zeigen anhand von fünf Beispielen, in welchen Lebensmitteln tierische Produkte enthalten sind, ohne dass es die meisten Verbraucher wissen.

Fünf Lebensmittel, die nicht vegetarisch sind:

1. Käse: Käse entsteht durch die Gerinnung der Eiweißanteile in der Milch. Dieser Prozess wird mit Hilfe von tierischem Lab in Gang gesetzt. Das Enzym wird aus den Mägen junger, milchtrinkender Kälber gewonnen. Wer Käse essen will, der ohne den Einsatz tierischen Labs hergestellt wurde, sollte darauf achten, dass dieser mit pflanzlichen oder mikrobiellen Labaustauschstoffen hergestellt wurde.

2. Wein: Damit der Wein besonders schön aussieht, gibt es Filtrationsverfahren, die mit Hilfe von Fischblasen durchgeführt werden. Diese Prozess soll Schleier und Trübungen verhindern. Hauptsächlich werden die Blasen von Hausen, Wels und Stören verwendet, um den Wein länger haltbar zu machen. Aber auch Eiklar und Gelantine werden eingesetzt, um das Getränk zu schönen.

3. Schokolade: Die braune Süßigkeit ist der Glücklichmacher schlechthin. Das Problem für viele Veganer: Selbst wenn Unternehmen ihre Schokolade als milchfrei bewerben, haben die Verbraucherschützer von Foodwatch in den eigentlich milchfreien Schokoladen Verunreinigung festgestellt. Der Wert an Milchzucker liegt zwischen 0,3 bis 0,4 Gramm pro 100 Gramm Schokolade.

4. Chips: Ob vor dem Fernseher oder beim geselligen Abend mit Freunden - die Tüte Chips ist immer mit dabei. Was aber in der Zutatenliste nicht aufgeführt werden muss: Wild, Fisch, Geflügel, Schwein und Rind - alles tierische Bestandteile - sind in vielen Gewürzmischungen enthalten.

5. Tütensuppe: Tomatencremesuppe muss nicht immer vegetarisch sein. Je nach Hersteller enthalten Tütensuppen neben den üblichen Zutaten wie Mehl, Hefeextrakt und Aromen auch Speck. Auch hier verstecken sich die tierischen Produkte in Würzmischungen.

Den Verbrauchern fällt es bei solchen Mogeleien immer schwerer zu beurteilen, was wirklich in Lebensmitteln enthalten ist. Wer sich vegetarisch oder vegan ernähren will, sollte sich nicht blind auf Zutatenlisten verlassen. Oftmals hilft es aber, beispielsweise in Käse- oder Weinfachgeschäften nach vegetarischen Alternativen und Inhaltsstoffen zu fragen.

Viele Informtionen rund um Lebendmittel findet man zudem auf den Internetseiten von Foodwatch und des Vegetarierbunds Deutschland.

(anch/sap)
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