Der etwas andere Briefkasten Was Sie über den neuen Paketkasten wissen müssen

Bonn · Er ist weiß oder grau, gelb, rot oder blau - der neue Paketkasten der Post. Seit ein paar Wochen können Kunden die Box in ihrer Lieblingsfarbe ordern. Doch aufgepasst: Der Paketkasten kostet Geld und lohnt nicht für jedermann.

Wenn Jürgen Gerdes über den Paketkasten spricht, ist der Manager aus dem Vorstand der Deutschen Post vor Begeisterung kaum zu bremsen. Der Mann ist ein glänzender Verkäufer - einer mit Pepp in der Sparte PeP. So nennt sich seit kurzem der Geschäftsbereich Post-eCommerce-Parcel (PeP), den Gerdes im Konzernvorstand des Logistikriesen schon seit Jahren verantwortet und der früher einfach nur Brief genannt wurde. Durch den boomenden Internethandel jedoch hat die Geschäftssparte einen ungeahnten Schub erhalten, während SMS und Email der klassischen Briefsparte das Wasser abgraben.

Mit dem Paketkasten will die Deutsche Post nun die Konkurrenz im hart umworbenen Zustellergeschäft auf Distanz halten. Die Kästen, die der Bonner Riese seit Anfang Mai bundesweit zum Kauf oder zur Miete anbietet, sieht das Unternehmen als eine weitere Option, um den Transport der Sendungen zu beschleunigen. Denn nichts ist so kostspielig für die Unternehmen und ärgerlich für die Kunden, wenn der Zustellversuch wiederholt werden muss. Und schließlich soll der Kunde möglichst schnell seine online bestellten Produkte als Paket in der Hand halten.

In diesem Sinne haben sich die Paketlogistiker um den Bonner Marktführer und seine Konkurrenten Hermes, DPD und GLS und UPI in den vergangenen Jahren einiges einfallen lassen: Von Paketshops über Packstationen bis hin zu flexiblen Lieferterminen und Zustellorten. "Unser Ziel ist, dass eine Paketzustellung genauso bequem ist wie die Warenbestellung im Internet", sagt Michael Knaupe vom Paketdienstleister DPD aus Aschaffenburg.

Nach Angaben der Post kommen die Paketkästen, die Gerdes auch gerne "größte Erfindung seit dem Briefkasten" nennt, bei den Kunden gut an. Rund 100 Bestellungen täglich verbuche die Post derzeit, verriet der Manager unlängst der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Nachfrage zeige, dass man richtig liege, sekundiert Sprecherin Dunja Kuhlmann.

Dabei richtet sich das Angebot in erster Linie an Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern, weil Paketkästen in den Vorgärten am ehesten bequem für den Zusteller erreichbar sind. Doch anders als bei den Briefkästen werden die Kunden dafür zur Kasse gebeten: Knapp 100 Euro kostet die Basisversion, die teuerste rund 400 Euro. Für knapp 2 Euro monatlich kann der kleine Bruder des Briefkastens in der einfachen Ausstattung auch gemietet werden.

Die Konkurrenz hält die Paketkästen im Grundsatz zwar für eine gute Idee, aber die Umsetzung nicht als besonders gelungen. "Bei der Einführung neuer Dienstleistungen muss darauf geachtet werden, dass keine Marktabschottung stattfindet", fordert der Vorstandschef des Bundesverbandes Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK), Ralf Wojtek. Andere Anbieter dürften nicht ausgeschlossen werden.
Gegebenenfalls müsse das Bundeskartellamt einschreiten.

Auch die Weitergabe der Kosten an den Endkunden sieht die Konkurrenz kritisch: Angesichts der Einschränkung, dass die Kunden nur über einen bestimmten Dienstleister ihre Bestellungen erhalten, sei das kaum akzeptabel, heißt es bei DPD. Die Zustellung würde so unverhältnismäßig teuer. Sinnvoll wäre vielmehr eine gemeinsame Initiative, die verschiedene Dienstleister einschließt.

Darauf ist die Deutsche Post nicht sonderlich erpicht. "Nein, die Öffnung für Dritte ist nicht geplant", meint Kuhlmann. Tatsächlich könnten die Paketkästen den Bonnern einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Gerdes beschreibt sie als einen "weiteren Schritt auf dem Weg, unsere führende Marktposition in Deutschland auszubauen".

Dass die Post das Geschäft um den elektronischen Handel seit Monaten mit aller Kraft vorantreibt, hat einen Grund: Die Perspektiven in dem Bereich gelten für den Logistiker als extrem aussichtsreich. In einer von der Post angestoßenen Studie haben Experten unlängst in mehreren Szenarien den elektronischen Handel rund um den Globus unter die Lupe genommen. Bis 2025 könnte demnach der Anteil von e-Commerce am gesamten Handelsvolumen in den Industrieländern auf 40 Prozent ansteigen - heute sind es gerade einmal 8 Prozent.

(lnw)
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