Der Garantiezins sinkt 2012 Lebensversicherung lohnt weniger

(RP). Der Garantiezins sinkt 2012. Vehement werben Versicherungsagenturen darum dafür, noch dieses Jahr eine Lebensversicherung abzuschließen. Doch Experten warnen: Die Gesamtverzinsung der Verträge sei wichtig, nicht nur der Garantiesatz. Insgesamt sinkt die Rendite deutlich.

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Foto: ddp

Die Lebensversicherer rufen für das Jahresende 2011 mal wieder einen Schlussverkauf aus. Wie verrückt trommeln die Anbieter damit, dass ab Januar 2012 der Garantiezins von 2,25 auf 1,75 Prozent sinkt und die Kunden nun schnell noch einen neuen Vertrag abschließen sollen.

Ursache für die Garantiesenkung sind die in den letzten Jahren deutlich gesunkenen Zinsen. Die neue Verzinsung von 1,75 Prozent ist aber nur die halbe Wahrheit. Die Rendite auf die Prämie fällt erheblich geringer aus.

"Butter vom Brot nehmen"

Denn der Garantiezins bezieht sich nicht auf den gesamten eingezahlten Beitrag, sondern nur auf den Sparanteil, der nach Abzug von Kosten und Versicherungsschutz übrigbleibt. Betroffen sind von der Garantiesenkung aber nur neue Verträge. Daher locken die Anbieter, wie die Gothaer-Versicherung "sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen" und noch 2011 aktiv zu werden.

Die MLP-Geschäftsstelle Düsseldorf wirbt mit der Aussage "Höhere garantierte Leistungen nur noch 2011". Auch eine Agentur der Allianz macht Stimmung für neue Verträge. "Ein Schlussverkauf ist nicht die offizielle Linie der Allianz", sagt hingegen Allianz Pressesprecher Udo Rössler. Entscheidend sei die Gesamtverzinsung des Vertrages, die noch immer deutlich über dem Garantiewert liege.

Warnung vom BdV

Noch energischer warnt Axel Kleinlein, Vorstandsvorsitzender des Bundes der Versicherten (BdV): "Verbraucher sollten die Höhe des Garantiezinses nicht zur Entscheidungsgrundlage machen, einen kapitalbildenden Vertrag abzuschließen."

Die Policen lohnen sich schon jetzt nur sehr selten. "Durch die Absenkung ändert sich für unsere Neukunden unter dem Strich nichts", betont Christian Arns von der Debeka Lebensversicherung aus Koblenz. "Es gibt dann einen größeren Anteil nicht garantierter Überschüsse."

Derzeit verzinst die Branche Lebens- und Rentenversicherungen noch insgesamt mit 4,20 Prozent. Die jährliche Überschussbeteiligung setzt sich aus der Garantieverzinsung — derzeit noch 2,25 Prozent — und der laufenden Zinsüberschussbeteiligung zusammen.

Die Beitragsrendite für alle Kunden, die die Verträge bis zum Ende durchhalten, dürfte einschließlich Schlussüberschüssen von 3,94 auf rund 3,75 Prozent fallen. "Als Faustformel gilt, dass von der Gesamtverzinsung rund 20 Prozent aufgrund von Kosten abgezogen werden müssen", erläutert Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata.

"Drei bis vier Prozent teurer"

Allein für Berufsunfähigkeitsversicherungen könnte die Garantiezins-Senkung aber ein Argument sein, noch bis Ende 2011 diesen wichtigen Schutz abzuschließen. "Die Policen werden im Schnitt drei bis vier Prozent teurer", schätzt Stefan Hans, Versicherungsmathematiker der Alten Leipziger.

Ursache ist, dass die Assekuranzen für Kunden, die berufsunfähig werden, hohe Rückstellungen bilden müssen, um die möglicherweise bis zum 67. Lebensjahr laufende Rente zahlen zu können. Diese Rückstellung dürfen die Versicherer künftig aber nur noch mit einer Garantie von 1,75 Prozent verzinsen. Sie müssen mehr Geld zurücklegen. "Die höhere Prämie kommt aber allen Versicherten zugute, die berufsunfähig werden, da wir für die höheren Rückstellungen auch höhere Zinsen erzielen, die die Renten erhöhen", erläutert Hans.

Mit 62 in den Ruhestand

Tatsächlich könnte es sogar für Rente- oder Lebensversicherungen noch einen Grund geben, diese 2011 abzuschließen. "Für alle Verträge ab 2012 gilt, dass es staatliche Vorteile nur noch gibt, wenn der Kunde erst mit 62 Jahren in den Ruhestand geht", so Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Betroffen sind aber nicht nur Riester- und Rürup-Renten, sondern auch die Privatrenten. So muss bei einer Kapitalauszahlung bisher nur die Hälfte der Erträge versteuert werden, wenn der Vertrag zwölf Jahre lief. Während bisher das 60. Lebensjahr als Renteneinstieg gilt, ist es ab 2012 das 62. Lebensjahr.

(RP)
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