Test Was die Krankenkassen bieten

Berlin (RP). Noch nie haben so viele Mitglieder in so kurzer Zeit ihre Kasse gewechselt. Doch acht Euro Zusatzbeitrag müssen kein Grund sein, die Krankenkasse zu wechseln, sagen die Experten von Finanztest. Sie raten, bei den Angeboten der Kassen genau hinzusehen.

Der Zusatzbeitrag hat in der deutschen Krankenkassen-Landschaft eine kleine Revolution ausgelöst. Allein von Mitte Januar bis März haben rund 400.000 Versicherte die Kasse gewechselt. Doch die Experten der Zeitschrift Finanztest mahnen, dass der Zusatzbeitrag nicht alles ist. Die Kassen-Mitglieder sollten genau hinsehen, was die Krankenkassen über den gesetzlichen Standard hinaus bieten. Die einen zahlen Sportkurse, die anderen erstatten homöopathische Arzneien, wiederum andere sind großzügig bei der Kostenbeteiligung an Reiseimpfungen oder geben Zuschüsse für eine Haushaltshilfe, wenn Mutter oder Vater bettlägerig sind.

Vor allem bei Krankenkassen, die nur acht Euro pauschal pro Monat als Zusatzbeitrag nehmen, sollten die Versicherten aus Sicht der Experten gründlich prüfen, ob sie sich mit einem Kassenwechsel verbessern. Finanztest weist darauf hin, dass DAK, KKH-Allianz und Novitas BKK, die alle acht Euro zusätzlich nehmen, zu den Kassen mit den "umfangreichsten Serviceangeboten" gehören. Die BKK für Heilberufe und die Gemeinsame BKK Köln, die den höchsten möglichen Zusatzbeitrag von einem Prozent des Erwerbseinkommens nehmen, fasst "Finanztest" dagegen unter der Überschrift "teuer, nicht besser" zusammen. Der Zusatzbeitrag von einem Prozent wird bis zur Beitragsbemessungsgrenze berechnet und beträgt für Gutverdiener bis zu 37,50 Euro monatlich. So viele Extras kann eine ohnehin unter Finanzdruck stehende Krankenkasse kaum bieten, dass es sich bei diesem Zusatzbeitrag für die Versicherten lohnt zu bleiben.

Sieben Krankenkassen bieten "Finanztest" zufolge ein Maximum an Service: Sie sind sieben Tage pro Woche erreichbar, machen Hausbesuche und vermitteln Termine bei Fachärzten. Neben den Kassen mit Zusatzbeitrag DAK, KKH-Allianz und Novitas BKK zählen dazu die AOK Rheinland/Hamburg, die AOK Berlin-Brandenburg, die Techniker und die Bergische Kasse.

Die meisten Kassen bieten ihren Mitgliedern auch Wahltarife an. Diese stoßen allerdings auf wenig Gegenliebe. Weniger als ein Prozent der Versicherten sind in Wahltarife eingeschrieben. Sie haben den Nachteil, dass sie die Versicherten für drei Jahre an die Kasse binden und damit unflexibel machen. Wer sich für einen Wahltarif entschieden hat, kann auch dann nicht die Kasse verlassen, wenn sie einen Zusatzbeitrag erhebt.

Für viele Versicherte ist die Mobilität aber enorm wichtig, wie die hohen Wechselzahlen zeigen. Für Branchenkenner kam es überraschend, dass die Zusatzbeiträge eine Wechselflut ausgelöst haben. Die Preisunterschiede der Kassen waren deutlich größer, als es noch keinen einheitlichen, von der Regierung fest gesetzten Beitrag plus Zusatzbeiträge gab. Damals reagierten Versicherte auf Beitragserhöhungen träge. Allerdings wurde ihnen damals der Beitrag automatisch vom Einkommen abgezogen. Heute muss der Zusatzbeitrag extra überwiesen werden.

(RP)
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