Menschenleere Weite Allein in Namibias Wüste

Düsseldorf (RPO). Namibias Süden ist bei Touristen noch ein Geheimtipp. Und auch sonst ist das Land fast menschenleer. Wer Ruhe und ein wenig Abenteuer sucht, findet dort beides.

Unterwegs durch Namibias Süden
24 Bilder

Unterwegs durch Namibias Süden

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Düsseldorf (RPO). Namibias Süden ist bei Touristen noch ein Geheimtipp. Und auch sonst ist das Land fast menschenleer. Wer Ruhe und ein wenig Abenteuer sucht, findet dort beides.

Die Weite in Namibias Süden ist für Touristen aus Europa eine ungewohnte Erfahrung. Kilometer für Kilometer rattert der Wagen über Sandpisten. In dieser Landschaft gibt es wenig, woran das Auge hängenbleiben könnte. Hier und dort eine Farm, hin und wieder ein Brunnen. Gegenverkehr ist eine kleine Sensation. An jeder Tankstelle werden die Autos minutenlang geschüttelt, damit sich das Benzin verteilt und noch ein paar Tropfen mehr in den Tank passen. Ob's funktioniert?

Wenn es ein Aberglaube ist, dann ist es ein sehr passender für diesen menschenleeren Landstrich, in dem ein leerer Tank eine echte Katastrophe ist. Weniger als drei Einwohner leben in Namibia auf einem Quadratkilometer - in Deutschland sind es zehnmal so viele. Und so erscheint es aus Sicht eines Europäers auf den ersten Blick als irrsinniges Unternehmen, eine Lodge zu eröffnen, die vom Rest der Zivilisation eine Zwei-Stunden-Fahrt über gewundene Kieswege entfernt liegt.

Schlafen am Rande des Abgrunds

Die Betreiber der Fish River Lodge, die am Rand eines der größten Canyons der Welt aufragt, haben es dennoch getan - und können sich ein gutes Jahr nach der Eröffnung trotz der beschwerlichen Anreise über Gästemangel nicht beklagen. Für die staubige Fahrt werden Reisende mit einer grandiosen Aussicht direkt in den Fish River Canyon belohnt. Die edel eingerichteten Chalets sind bis auf wenige Meter an den Rand der Schlucht gerückt. Vom Bett aus schaut man direkt in den 90 Kilometer langen und 28 Kilometer breiten Canyon hinein. In die andere Richtung erstreckt sich eine schroffe Felslandschaft mit wenigen, halb verdorrten Büschen. Wer hier die absolute Ruhe sucht, findet sie.

Andere suchen die sportliche Herausforderung: Eine geführte Wandertour durchs Innere des Canyons dauert fünf Tage. Mitwandern darf nur, wer eine ärztliche Bescheinigung vorweisen kann, dass er nicht nur gesund, sondern auch überdurchschnittlich sportlich ist. Denn ab Tag zwei ist Aufgeben oder Umkehren unmöglich. Für Luxus-Touristen verfügt die Lodge über eine Landebahn für Kleinflugzeuge. Wer sich auf konventionelle Art fortbewegen muss, der macht sich nach einer Übernachtung in der Fish River Lodge wieder auf den langen Weg zurück durch die sandige, felsige Landschaft.

Wer den Süden Namibias entdecken möchte, braucht etwas Zeit und genug Sprit im Tank - und wird mit der Chance belohnt, mehr vom Land zu sehen als der Durchschnittstourist, der die Safari-Lodges im Norden abfährt. Das Land auf eigene Faust zu erkunden, ist relativ unkompliziert: Die Kriminalität ist im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern gering; jeder spricht Englisch, mit etwas Glück sogar ein wenig Deutsch. Spuren der Kolonialzeit sind vielerorts zu finden. Ortsnamen wie "Krönlein" erinnern an die Zeit, als das Land noch Deutsch-Südwestafrika hieß. Im 9300-Einwohner-Städtchen Bethanien ist das erste Steinhaus zu besichtigen, das 1814 von deutschen Missionaren in Namibia errichtet wurde. Und manches Café serviert deutsche Kuchenspezialitäten. Sogar Glühwein gibt es im Winter.

Massenweise Fossilien

Was in Europa eine Touristenattraktion wäre, ist hier ein Geheimtipp. Wie die Mesosaurus-Farm in der Nähe der Stadt Keetmanshoop, auf der Besucher buchstäblich bei jedem Schritt über Fossilien stolpern. Schon vor 20 Jahren haben Farmer Giel Steenkamp und sein Sohn auf einem abgelegenen Stück Land das erste versteinerte Skelett gefunden. Einige Wissenschaftler haben seitdem die Farm besucht, und hin und wieder führt Steenkamp Touristen über das Gelände, um ihnen den archäologischen Schatz zu zeigen, den er auf seinem Land entdeckt hat.

Das Hintergrundwissen, das er sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, gibt Steenkamp gern an Touristen weiter: Der Mesosaurus wurde etwa 40 Zentimeter lang und hatte einen langen, spitzzahnigen Kiefer, der in den Versteinerungen perfekt zu erkennen ist. Die etwa 280 Millionen Jahre alten Fossilien des Landwirbeltiers wurden bisher in Namibia und in Südamerika gefunden - das gilt als Beleg dafür, dass die Erde einst aus einem Superkontinent bestand.

Der große Run auf die Farm, die übersät ist mit gut erhaltenen Fossilien, ist bisher ausgeblieben. Überhaupt ist es im Süden von Namibia eher unwahrscheinlich, allzu vielen anderen Touristen über den Weg zu laufen. Wer morgens um sechs (dann ist das Licht am schönsten) zum Köcherbaumwald fährt, eine der bekanntesten Attraktionen, hat gute Chancen, dort allein den Sonnenaufgang zu genießen.

Infos:

Anreise Nonstop-Flüge mit Air Namibia von Frankfurt nach Windhoek ab 940 Euro.

Übernachten Fish River Lodge: Eine Nacht im Chalet mit Blick in den Canyon samt Frühstück und Abendessen kostet 200 Euro (pro DZ). www.fishriverlodge-namibia.com Bethanie Guest House: Das älteste Hotel Namibias wurde mit Holz und Naturstein renoviert. Bethanien ist eine gute Basis für Reisen durch den Süden. DZ 50 Euro. www.bethanieguesthouse.com Lake Oanob Resort: Camping und Ferienhäuser an einem Stausee mit Giraffen und Straußen etwa eine Stunde südlich von Windhoek. DZ ab 96 Euro. www.oanob.com.na Garies Restcamp: Einfache Unterkunft auf dem Weg von Windhoek in den Süden. Besitzer Kosie Mouton bietet Touren mit dem Geländewagen durch die schroffe Felslandschaft. Ab 55 Euro pro DZ. http://www.garies-restcamp.com

Auskünfte Namibia Tourism Board, Tel. 069 - 13 37 36 0, www.namibia-tourism.com

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