Wir Sind Dann Mal Weg! Auf Cornwalls Klippen

Wer den Kopf freibekommen will, sollte einen Urlaub in Englands Südwesten verbringen. Bei Wanderungen auf dem Küstenpfad oder beim Besuch von kleinen Fischerorten kommt man schnell auf andere Gedanken.

We are not in a hurry - wir sind nicht in Eile. Diesen Satz hört man in Cornwall sehr häufig. Denn die Menschen dort wissen, es würde ohnehin keinen Unterschied machen, sich zu beeilen. Dann würde garantiert auf einer der engen, von hohen Hecken gesäumten Straßen ein großer Lkw entgegenkommen oder eine Schafsherde mitten im Weg stehen. Die Einheimischen sagen deshalb nie, "Wir sind in fünf oder zehn Minuten" da, sondern immer "dreckly", sobald es eben geht. Und so lernt man als Besucher sehr schnell, das Tempo rauszunehmen und zu entschleunigen. Wenn man daran glaubt, dann klappt das auch - zumindest manchmal. Und sonst muss man halt einige Meter lang rückwärts fahren bis zum nächsten "Passing Place", und dort den Gegenverkehr passieren lassen. Das gehört zu einem Cornwall-Besuch einfach dazu. An den Linksverkehr auf den schmalen Sträßchen hat man sich schneller gewöhnt, als man glaubt. Was ist die beste Reisezeit für Cornwall? Wer mit England nebeliges, kühles, ungemütliches Wetter verbindet, der wird von Cornwall enttäuscht sein. Denn in der südwestlichen Grafschaft ist schon Frühling, wenn auf dem Rest der Insel noch Winter ist. Am 4. Januar läutete die Region in diesem Jahr den Frühling ein, denn zu diesem Zeitpunkt blühten in sechs der großen Gärten die ersten Magnolien, was das Signal für den Beginn der Jahreszeit in England ist. Heiß wie in Südfrankreich oder Portugal wird es im Sommer zwar nicht, doch gerade in den südlichen Küstenorten herrscht ein angenehmes, mediterranes Klima mit einer leichten Brise oder kurzen Schauern. Und auch die Winter sind mild. Das heißt, Cornwall ist zu fast jeder Jahreszeit eine Reise wert. Viele Einheimische aber sagen, dass der Frühling und Herbst am schönsten sind, denn dann ist es noch nicht so voll. Welche Sehenswürdigkeiten gibt es? Die Engländer sind stolz auf ihre Gärten, die Menschen in Cornwall sind es noch mehr. Dort gibt es dutzende sehenswerte Anlagen - sie sind so unterschiedlich gestaltet, dass es nicht langweilig wird, auch wenn man sich jeden Tag einen anderen anschauen würde. Viele von ihnen werden vom National Trust unterhalten, sodass es sich lohnen kann, einen Pass für sieben oder 14 Tage zu kaufen (35 bzw. 41,50 Euro) oder sogar Mitglied zu werden (Jahreskarte 63 Pfund, also 80 Euro). Denn nicht nur Gärten, auch Herrenhäuser und Kulturstätten werden von der Organisation betreut, und wer viel besichtigen will, spart als Mitglied die Eintritte, zudem sind viele Küstenparkplätze umsonst. Zu den berühmtesten Gärten im Südwesten zählen "The Lost Gardens of Heligan" - erst 1990 wurde die Anlage wiederentdeckt und dann Stück für Stück freigelegt. Heute gibt es dort Spezialgärten wie den Palmengarten mit mehr als 200 Unterarten, ebenso den Dschungel mit Riesenfarnen und Bananenbäumen. Beeindruckend sind auch die aus Pflanzen und Erde geschaffenen Skulpturen, etwa die "Mud Lady". Aber auch Anlagen wie Trengwainton (Garten in den Dimensionen von Noahs Arche), Godolphin (kleiner romantischer Garten) oder Caerhays Castle and Gardens (ein sogenannter Spring Garden, also ausschließlich Frühlingsblumen wie 800 verschiedene Magnolien, Kamelien und Rhododendren).

Wo kann man gut übernachten? Unterkünfte in Cornwall, gerade zur Hauptferienzeit, sind nicht gerade günstig. In schnuckeligen Cottages wohnt man als Selbstversorger in Orten wie St. Ives teilweise direkt am Strand (600 Pfund für eine Woche in der Nebensaison zu zweit sind realistisch). Angebote gibt es etwa unter www.visitcornwall.de oder für Infos auf Deutsch www.urlaubcornwall.de. Ungewöhnliche Unterkünfte wie einen Leuchtturm findet man auf www.nationaltrust.org.uk. Daneben gibt es zahlreiche B&B in meist guter Qualität, in denen englisches Frühstück serviert wird. Wer es anspruchsvoller mag, sollte sich für einige Nächte in einem der historischen Hotels einquartieren. Einige der besten Herbergen Englands sind in Cornwall zu finden. Dazu gehört das Headland Hotel in Newquay. In dem früheren Krankenhaus, das in exponierter Lage über den Klippen thront, wohnen oftmals auch die Darsteller der Rosamunde-Pilcher-Filme. Zudem ist das Vier-Sterne-Hotel, von dem es nur ein paar Meter zum Strand und in den Ort sind, ein beliebter Ort für Hochzeiten. Das Hotel, zu dem auch einige Cottages gehören, eignet sich für Menschen, die den Charme alter, herrschaftlicher Häuser sowie das raue Meer mögen, auf Modernes wie einen Spa-Bereich und gehobene Küche aber nicht verzichten wollen. Noch eleganter ist das Boutique-Hotel "The Nare" an der Südküste mit eigenem Privatstrand. Dort logieren viele ältere Gäste, man macht es sich zwischen Kunst und Büchern bei einer Tea Time am Nachmittag bequem und genießt den Ausblick auf das hier viel ruhigere Wasser des Ärmelkanals. Welche Restaurants und Cafés sind zu empfehlen? Ein Geheimtipp nahe Newquay ist "Lewinnick Lodge". Gegessen wird mit Blick auf den Atlantik, wer dort abends speist, erlebt unvergessliche Sonnenuntergänge. Denn das Restaurant liegt abgeschieden auf einer Landzunge. Wer will, kann von Newquay aus einen Spaziergang dorthin unternehmen, es gibt aber auch einen Parkplatz. Serviert werden frischer Fisch und perfekt gebratenes Fleisch, aber auch ausgefallene Gerichte wie ein vegetarisches Curry. In Cornwall gibt es mehrere Sternerestaurants und Ableger bekannter Londoner Restaurants. So hat Jamie Oliver am Watergate Bay das Fifteen. Unbedingt sollte man auch den ein oder anderen Pub besuchen, dort kann man nicht nur ein Pint verschiedener lokaler Biere trinken, sondern auch die Küche kann sich meist sehen lassen. Dort gibt es gut gemachtes Fish and Chips, aber auch andere typisch britische Gerichte wie Pies und Stews ebenso wie viele modernere Speisen. Wer in Cornwall ist, der sollte auch mal eine Cornish Pasty probieren - die halbmondförmigen Teigtaschen sind meist mit Rind- oder Schweinefleisch sowie Kartoffeln und Gemüse gefüllt. Früher aßen sie die Minenarbeiter, und auch heute noch reicht eine Mahlzeit aus, um satt zu sein. Auf keinen Fall versäumen sollte man den "Cornish Cream Tea". Klassischerweise wird er zwischen 16 und 17 Uhr eingenommen. Dabei werden Scones (Gebäck), Clotted Cream und Erdbeermarmelade gereicht, dazu gibt es reichlich schwarzen Tee. Falls Sie sich schon immer gefragt haben, ob zuerst die Marmelade oder die Sahne auf den Scone kommen, hier ist die Antwort: In Cornwall erst Marmelade und dann Sahne, denn dort ist man stolz auf die Sahne. In der Nachbargrafschaft Devon wird es andersherum gehandhabt.

Was sollte man nicht verpassen? Die kleinen Fischerorte wie Padstow sowie ausgiebige Spaziergänge. Denn für Wanderer ist Cornwall ein Paradies. Der "South West Coast Path" führt um die gesamte Halbinsel herum, in mehreren Wochen kann man ihn komplett erwandern. Spaß macht es aber auch, Abschnitte als Tagestouren zu gehen (www.southwestcoastpath.org.uk/day-walks). Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Man geht meist nah an den Klippen entlang auf schmalen Pfaden, begegnet Schafen und Kühen; und hinter jeder Biegung ergeben sich neue, atemberaubende Blick auf das Meer und die Felsen. Ins Gepäck gehört eine Picknickdecke! Welche kulturellen Attraktionen lohnen sich? Cornwall bietet einige sehenswerte Museen. Dazu gehört der Ableger der Londoner Tate im Künstlerstädtchen St. Ives. Der Bau wird erweitert und ist deshalb bis Frühling 2017 geschlossen. An die Künstlerin Barbara Hepworth erinnert der Skulpturengarten mit Museum, ebenfalls in St. Ives.

Die Reise ist zustande gekommen mit Unterstützung von Ryanair und dem Flughafen Newquay.

(RP)
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