Drehorte Urlaub auf den Spuren der Stars

Göttingen · Exakt dort stehen, wo der Star aus Hollywood stand. An der gleichen Stelle den heroischen Satz aus der Serie für das eigene Youtube-Video nachsprechen: Manchmal gibt ein Film oder eine Serie den Ausschlag für eine Reise. Eine Übersicht zu bekannten Drehorten.

Im Urlaub zu berühmten Drehorten
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Foto: dpa, lea

Manchmal sind die Drehorte Stars: In einigen Filmen treten sie fast so stark in den Vordergrund wie die Schauspieler. Bei rasanten Kamerafahrten, zum Beispiel über majestätische Berge hinweg, Fjorde hinunter oder Wüstenlandschaften entlang. Diese Bilder können die Reiselust wecken. Und bei einigen Filmklassikern möchten die Fans die Orte erkunden, wo Filmgeschichte geschrieben wurde, wo ihre Helden aus Film oder Serie einst standen. Genau deshalb spielt der Filmtourismus eine wichtige Rolle.

Er ist in den vergangenen Jahren sogar noch wichtiger geworden: "Der Filmtourismus hat einen neuen Schwung gekriegt, seitdem man Filme einfach mitnehmen kann", sagt Mediengeograf Stefan Zimmermann, der zu dem Thema forscht. Filmfans können nun direkt auf ihrem Tablet die echte Location mit der Filmszene abgleichen - und Tablet samt Szene als Still in ihr Urlaubsfoto halten. Für Länder sind Filme damit auch eine Möglichkeit, sich oder bestimmte Regionen zu bewerben.

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Foto: Lisa S. / Shutterstock.com
  • Kroatien: Das Balkanland ist als Drehort bekannt: Die "Winnetou"-Streifen wurden hier schon in den 1960er Jahren gedreht. Die Nationalparks Paklenica, Krka, Plitvice und Velebit dienten als Kulisse. Ins Winnetou & Karl May Museum in Starigrad Paklenica kommen heute noch viele Besucher, erklärt die Kroatische Zentrale für Tourismus. Aber derzeit steht eine Serie noch viel stärker im Mittelpunkt: In Kroatien wird "Game of Thrones" gedreht. Drehorte sind unter anderem Dubrovnik, Split, Sibenik, Ston und die Insel Lokrum. Die Serie habe vor allem Dubrovnik bekannter gemacht, heißt es bei der Tourismuszentrale. Besonders aus den USA, Großbritannien und Spanien seien mehr Besucher dorthin gekommen, seit die Serie in Kroatien gedreht wird.
  • Großbritannien: Die "Harry Potter"-Filme sind ein gutes Beispiel für Großbritannien als Film-Location. Für Besucher gibt es zahlreiche Möglichkeiten, in die Filme vor Ort einzutauchen - etwa bei einer Fahrt mit dem Jacobite Steam Train, dem Hogwarts Express. Auch das Foto vor der Plattform 9 3/4 an der King's Cross Station ist für die Filmfans ein Muss. Und bei Alnwick Castle, wo Harry erste Flugstunden auf dem Besen hatte, kann man heute Quidditch-Unterricht nehmen. Laut Britischer Tourismusbehörde sind die Besucherzahlen dort seitdem um 230 Prozent gestiegen. Daneben wurden in Großbritannien etwa Szenen für "James Bond", die Serie "Downton Abbey" oder den Highlands-Spielfilm "Braveheart" gedreht. Laut dem British Film Institute (BFI) und der British Film Commission kommt einer von zehn Besuchern ins Vereinigte Königreich, weil er das Land in einem Film gesehen hat. Einige Anbieter haben sich mittlerweile ganz auf Filmtouren spezialisiert, zum Beispiel Brit Movie Tours.
  • Deutschland: Hierzulande werden Filme derzeit noch vergleichsweise wenig touristisch vermarktet. "In Deutschland ist das eher ein Wachstumsmarkt", sagt Roland Gerhardt vom Bundesverband Locationscouts (BVL). Prof. Roland Conrady von der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft sieht den Filmtourismus auf jeden Fall als eine Strategie, die prüfungswürdig ist. Auch deshalb, weil dadurch besonders jüngere, gut informierte und zahlungskräftige Besucher angesprochen werden. Dafür müssen die Länder aber auch etwas bieten können - und zwar nicht nur eine schöne Landschaft: "Nur eine schöne Location reicht nicht aus", sagt Zimmermann. Es braucht vor allem auch eine gute Infrastruktur: Denn Filmproduktionen gehen gerne dorthin, wo sich billig produzieren lässt, ergänzt Gerhardt. Dort, wo man sich vielleicht auch zusätzliche Kameras leihen, Studiokapazitäten mieten und das Filmteam unterbringen kann. In Deutschland schaffen diese Voraussetzungen die vier großen Medienstandorte Hamburg, München, Köln und Berlin. Großstädte böten sich generell an, weil sie eben sehr vielseitig seien, erklärt Gerhardt. Die beliebteste Filmstadt in Deutschland ist Berlin - dort komme alles zusammen, sagt der Locationscout. Doch nicht nur die Kulissen und die Infrastruktur müssen passen: Eine Besonderheit ergibt sich durch Filmförderungen. In Deutschland sind die auf Landesebene organisiert, sagt Gerhardt. Eine Bedingung für den Erhalt des Fördergelds ist: Eine bestimmte Anzahl an Drehtagen muss im Fördergebiet liegen. "Das grenzt schon einmal die Auswahl der Drehorte ein." Hier können die Tourismusorganisationen ein wenig Einfluss ausüben: In Bayern etwa arbeite die Filmförderung eng mit den Organisationen zusammen. So kann schon im Vorfeld versucht werden, die eigene Region in Filmen zu präsentieren. In den anderen Regionen Deutschlands sei so eine Zusammenarbeit aber weniger stark ausgeprägt, erzählt Gerhardt. Dort werde von den Tourismusorganisationen zum Teil im Nachgang probiert, die Motive aus dem Film für das Marketing der Region zu nutzen. "Authentizität ist da ein Schlagwort", sagt Conrady. Die Fans wollen häufig nicht eine künstliche Kulisse wie im Hollywood-Studio zu sehen bekommen, sondern den Drehort realitätsnah erleben.
  • Tunesien: Das nordafrikanische Land lockt "Star Wars"-Fans. "Filme, vor allem "Star Wars", spielen für den tunesischen Tourismus eine wichtige Rolle, gerade für den Süden des Landes", erklärt Andrea Philippi vom tunesischen Fremdenverkehrsamt. Die alten Drehorte sind so wichtig für die Besucher, dass 2013 mit Hilfe von Spendengeldern der Fans sowie Subventionen der Regierung einer der Hauptdrehorte in den Dünen von Nefta, der von einer Wanderdüne bedroht war, wieder sichtbar gemacht wurde, erzählt Philippi. Neben "Star Wars" wurden aber noch andere berühmte Filme in Tunesien gedreht, etwa Teile von "Indiana Jones" und "Der englische Patient".
  • Marokko: Zahlen gibt es wie in den meisten anderen Ländern speziell zu Filmtouristen auch in Marokko nicht. Aber es wirke sich sicherlich positiv auf die Tourismusentwicklung aus, dass sich Marokko zu einem begehrten Filmland entwickelt habe, ist sich Sonja Ludwig vom Marokkanischen Fremdenverkehrsamt sicher. Unter anderem wurden hier "Gladiator", "Königreich der Himmel" und "Alexander" gedreht. "Die Kasbah von Aït-Ben-Haddou, Unesco-Weltkulturerbe, circa 40 Kilometer von Ouarzazate entfernt, dient immer wieder als beeindruckende Kulisse für Hollywood-Filme, wie zum Beispiel "Gladiator"", sagt Ludwig. Reiseveranstalter haben das Thema Film bereits aufgegriffen und bieten passende Rundreisen an.
  • Österreich: Wenn es um die Zusammenarbeit von Film und Tourismus geht, ist Österreich ein gutes Beispiel - insbesondere Tirol. Das Bundesland machte vor kurzem mit dem neuen James-Bond-Film "Spectre" auf sich aufmerksam. "1998 hat die Tirol Werbung mit der Cine Tirol eine eigene Kompetenzstelle gegründet, um Filmproduktionen nach Tirol zu holen und diese vor Ort professionell zu betreuen", erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Dadurch ergebe sich doppelter Nutzen: "Zum einen profitiert die Tourismusbranche von den Ausgaben während der Produktionen vor Ort." Auf der anderen Seite sorgten Filmproduktionen für einen Werbeeffekt. Bis zum Ende der Dreharbeiten hätten schon Tausende Medien weltweit über die Filmproduktion in Tirol beziehungsweise Sölden und Obertilliach berichtet. Für Urlauber gibt es mittlerweile acht sogenannte Tirollywood-Routen, auf denen sie sich auf die Spuren ihrer Film- und Serienhelden begeben können.
  • Neuseeland: Ein Filmerfolg ist maßgeblich für Neuseeland: "Der Herr der Ringe" wurde hier gedreht - und vor kurzem auch "Der Hobbit". "Die Filme von Sir Peter Jackson haben Neuseeland als das wahre Mittelerde für viele Kinobesucher auf der ganzen Welt bekannt gemacht", heißt es dazu von Tourism New Zealand. Die Motive und Themen des Films werden in Neuseeland sehr stark genutzt. Air New Zealand etwa macht immer wieder mit seinen Sicherheitsvideos von sich reden, in denen unter anderem Elben, Orks und andere Figuren aus den Verfilmungen der Tolkien-Bücher die Sicherheitshinweise erklären. Urlauber können zum Beispiel Hobbiton besuchen - die Kulisse blieb nach dem Dreh bestehen. Auf der Homepage von Tourism New Zealand finden sie weitere Drehorte und Wegbeschreibungen dorthin. Neuseeland ist somit ein Beispiel für gelungenen Filmtourismus. Aber so endet es nicht immer. Zimmermann nennt Australien als Beispiel: Eine Zeit lang wurden dort viele Horrorfilme gedreht - in Großbritannien führte das dazu, dass sich die Menschen fragten: Ist Australien zu gefährlich? Und der Film "Brügge sehen... und sterben?" porträtiert die Stadt eher als langweiliges Pflaster. Die Wirkung eines Films, das Image der Region oder des Landes, das vom Film beeinflusst wird, lassen sich eben nur schwer kontrollieren. "Was die Community daraus macht, hat seine Risiken", sagt Conrady. Und manchmal nimmt die Aufmerksamkeit, die ein Drehort nach dem Filmerfolg bekommt, schlicht überhand: Bei "Notting Hill" war das so, erzählt Zimmermann. Dort wurde die blaue Tür des Hauses, in dem Hugh Grant im Film wohnt, irgendwann überstrichen. Und der Buchladen, in dem er im Film arbeitet, geschlossen: Zu viele Touristen hatten einfach nur schauen wollen, dort aber nichts gekauft. "Manchmal ist es zu viel."
(dpa)
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