Ein Hauch von Karibik weht durch Hamilton

Die Bewohner in Bermudas Hauptstadt vermitteln das karibische Lebensgefühl - abends ist das ansonsten lebendige Städtchen allerdings wie leer gefegt.

 Blick auf die Küste von Hamilton.

Blick auf die Küste von Hamilton.

Foto: V. J. Matthew/ Shutterstock.com

Vom Trubel am Tag ist bei Einbruch der Dunkelheit nichts mehr zu spüren. Wie ausgestorben wirkt Hamilton, wenn die Angestellten in ihren schicken Anzügen und feinen Kostümchen die gläsernen Paläste der Versicherungskonzerne und Kreditinstitute in Bermudas Hauptstadt verlassen. Von den kleinen Häuschen in Pastelltönen ist hier keines zu sehen. "In der Stadt selbst wohnt kaum jemand. Die Leute kommen jeden Tag nur zur Arbeit hier hin", erzählt Fahrer und Guide Larry Rogers während der Tour entlang der Hafenpromenade. Tagsüber können Besucher dagegen die karabische Lebensart spüren, die bis auf die Atlantik-Insel weht.

"Hello Darling" oder "Hi Sweetheart" - entlang der Front Street, der Einkaufsstraße direkt am Hafen, sind alle miteinander befreundet und kennen sich seit Jahren. So zumindest der Eindruck. Die Begrüßung ist herzlich. Ein Handschlag hier, ein kurzes Tätscheln da: Für ein paar nette Worte nimmt man sich die Zeit. "Viele der Leute kennen sich aber bestenfalls flüchtig", klärt Rogers mit seinem strahlend weißen Zahnpasta-Lächeln auf.

Touristen, die über die fünf Hauptstraßen in Hamiltons überschaubarer Innenstadt mit den engen Seitengassen schlendern, können kaum ihren Stadtplan zücken, ohne, dass ihnen Hilfe angeboten wird. "Die Leute hier kümmern sich gerne. Nicht selten wird man direkt eingeladen", berichtet Rogers. Der 53-Jährige bietet eine der wenigen Möglichkeiten, die Insel im Auto zu erkunden. Denn große Mietwagen sind auf Bermuda selten, da die Besteuerung sehr hoch ist. Lediglich Motorroller können ausgeliehen werden.

Die Hauptstadt Hamilton, angesiedelt im zentral gelegenen Pembroke Parish der Insel - einem der neun Bezirke Bermudas - ist sehr gepflegt. Kein Müll liegt auf den Straßen, alles wirkt sehr organisiert - ein deutlicher Unterschied zu so manch anderer Karibik-Insel. Auch was das Essen angeht. Denn das britische Überseegebiet hat sämtliche Fast-Food-Ketten von der Insel verbannt: mit Ausnahme eines staatliche betriebenen Kentucky Fried Chicken in Hamilton.

Bei den meisten Einwohnern Bermudas landen aber eher frischer Fisch und Meeresfrüchte auf dem Teller. Natürlich hat auch die britische Küche ihre Spuren auf der Insel hinterlassen. Den Bermuda-Hummer (von September bis Mitte April), Muschelpastete, Seeschneckeneintopf oder Fischsuppe (mit Sherry, Pfefferschoten und Rum) gibt es in kleinen Restaurants in der Innenstadt.

"Viele ziehen sich danach gerne noch in den Park zurück", beschreibt Gordon Johnson die übliche Prozedur in der Mittagspause. Der gebürtige Kanadier verbringt die Mittagszeit mit einem Arbeitskollegen in der kleinen Grünanlage Queen Elizabeth Park. Für ihn auch bei 15 Grad selbstverständlich: in Bermudashorts. Der Geschäftsmann kombiniert wie viele männliche Angestellte die kurze Hose mit dunklen Kniesocken, Hemd und edlem Sakko.

In den Park, der anlässlich des diamantenen Kronjubiläums der britischen Königin Elizabeth II. im Jahr 2012 angelegt wurde, zieht sich Johnson gerne für ein paar Minuten Entspannung zurück. Eine grüne Oase mitten in der Stadt, durch die ab und zu ein paar Hühner stolzieren. Hier genießt der Versicherungskaufmann die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor es für ihn raus aus Hamilton nach Warwick Parish im Süden der Insel zu seiner Frau und seinen beiden Töchtern geht.

Denn wohnen möchte er in Hamilton trotz seiner kleinen Ruheoase nicht.

(RP)
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