Rp-gewinnspiel Bologna - die "Rote Stadt" am Rhein

Die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna beherbergt nicht nur die älteste Universität Europas, sondern ebenso viele und zuweilen auch schiefe Türme, endlose Arkaden und ein großes Open-Air-Kino. Nur Spaghetti Bolognese gibt's hier nicht.

Mit einer kleinen Überraschung - speziell für einen Rheinländer - startet der Besuch in Bologna: Die Hauptstadt der nördlich von der Toskana gelegenen Region Emilia-Romagna liegt am Rhein. Dieser Fluss heißt auf Italienisch Reno, und exakt ein Fluss dieses Namens fließt auch durch Bologna - samt dem Canale di Reno. Mit seinen 211 Kilometern Länge ist der Reno immerhin der zehntlängste Fluss Italiens, entspringt im etruskischen Appenin und mündet in die Adria. "Der Reno ist ein wichtiger Wasserspeicher der Stadt", erläutert Stadtführerin Miriam Forni, eine gebürtige Bologneserin.

Was beim Rundgang mit ihr durch die gut 380.000 Einwohner zählende Stadt beileibe nicht das einzige Aha-Erlebnis bleiben soll. Denn "La Rossa" (die Rote), wie Bologna zum einen wegen der vorherrschenden roten Ziegel der Häuser und zum anderen wegen der traditionell hier dominierenden politischen Richtung gerne auch genannt wird, hat noch eine Menge weiterer skurriler Sehenswürdigkeiten zu bieten.

Zum Beispiel die Wahrzeichen der Stadt, die beiden auf der Piazza di Porta Ravegnana stehenden schiefen Türme Bolognas, der 97 Meter hohe Asinelli und der halb so hohe (48 Meter) Garisenda, benannt nach den beiden Familien, die sie im 12. Jahrhundert errichten ließen. "25 dieser Türme gibt es heute noch in Bologna. Wie viele es im Mittelalter waren, weiß keiner mehr so ganz genau. Die Schätzungen schwanken zwischen 90 und 150", sagt Miriam Forni. Dazu prägen unzählige Arkaden das Stadtbild - aneinandergereiht würden sie eine Länge von knapp 40 Kilometern ergeben.

90.000 Menschen studieren in Bologna an der 1088 gegründeten und damit ältesten Universität Europas - ungefähr also ein Viertel der Einwohnerzahl. "Bologna ist sehr von den Studenten geprägt - gerade im Zentrum", bemerkt Miriam Forni und führt die Gruppe zum Palazzo dell' Archiginnasio, den ersten festen Sitz der Universität aus dem 16. Jahrhundert. Palast ist hier beileibe nicht übertrieben. Wovon auch die opulent gestalteten Decken und Wände zeugen.

Herzstück ist das Anatomische Theater, der vollständig mit Holz verkleidete Anatomiesaal von 1637. Der Sitz der Universität wurde 1803 in den Palast Poggi verlegt (dort ist er auch noch heute). Seit 1838 beherbergt das Archiginnasio die äußerst gut sortierte Stadtbibliothek mit über 600.000 Bänden, 25.000 Briefen von Prominenten und 12.000 Handschriften.

Zentraler Platz in Bologna ist zweifellos die Piazza Maggiore - mit der Basilika San Petronio als buchstäblich größtem Hingucker. 1390 wurde mit deren Bau begonnen, geplant war sie als größte Kirche der Christenheit. Vollendet ist sie wegen finanzieller Probleme aber bis heute nicht so recht, wie die nicht gerade einheitliche Fassade deutlich zeigt. Dennoch gilt die Basilika als fünftgrößte Kirche der Welt: 132 Meter lang, 60 Meter breit und mit einer Gewölbehöhe von 45 Metern. Erst 1954 wurde sie eingeweiht. Miriam Forni bezeichnet sie liebevoll als "unsere bürgerliche Kirche" - in Abgrenzung zur Kathedrale, der offiziellen Bischofskirche.

Auf ungeteilte Zuneigung stößt die Basilika aber nicht, wie die mit Maschinenpistolen bewaffneten Militärpolizisten beweisen, die ständig um sie patrouillieren. Das hat seinen guten Grund: "Islamistische Terroristen haben schon zweimal versucht, die Kirche zu sprengen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA war die Kirche sogar für über ein Jahr geschlossen", erläutert Forni.

Auslöser dafür ist ein riesiges Fresko von Giovanni da Modena aus dem frühen 15. Jahrhundert, das in der Cappella Bolognini im vorderen linken Seitenschiff der Basilika zu finden ist. Darauf hat der Künstler, inspiriert von Dantes Göttlicher Komödie, das Jüngste Gericht dargestellt. Im neunten Höllenkreis hat er dort den Propheten Mohammed verewigt - als Glaubensspalter wird dieser da von einem Teufel verschlungen.

Irdisch-entspannter geht es auf der Piazza Maggiore davor zu. Die wird im Sommer zwei Monate lang von einer großen Leinwand geschmückt, auf dem Platz selbst stehen Stühle in dichter Anordnung. Unter dem Motto "Sotto le stelle del Cinema" (Unter den Sternen des Kinos) verwandelt sich die Piazza täglich ab 21.45 Uhr in ein großes Open-Air-Kino - in diesem Jahr vom 18. Juni bis zum 15. August. Das renommierte Reportage-Magazin Geo zählt diesen Freiluftkino-Ort zu den Top-Ten der Open-Air-Kinos weltweit.

Fußläufig erreichbar ist von der Piazza Maggiore aus der berühmte Mercato di Mezzo. Dort ist auch "Uova e Farina" (Eier und Mehl) beheimatet - eine traditionelle Nudelbäckerei, in der Tortellini, Lasagne und Tagliatelle noch ganz klassisch Stück für Stück per Hand hergestellt werden. Küchenchefin Rita Rizzi bereitet es sichtlich Vergnügen, dem Gast ihre Künste zu präsentieren - und räumt mit einem weit verbreiteten Irrtum energisch auf: "Spaghetti Bolognese: Die gibt's gar nicht. Niemand in Bologna serviert die Hacksoße mit Spaghetti. Das ist eine Erfindung für die Amerikaner." Das "ragù alla bolognese", wie es ortsüblich heißt, wird stattdessen stets mit frischer Tagliatelle gegessen.

Die Redaktion wurde von Air Berlin zu dieser Reise eingeladen.

(RP)
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