Niederländische Antillen Curaçao - Die bunte "Insel der Riesen"

Willemstad · Die Karibik-Insel Curaçao hat viel mehr als nur Badeurlaub zu bieten. Für die Erkundung müssen sich die Besucher aber Zeit nehmen.

Die besondere Schönheit Curaçaos erschließt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick: nicht beim Anflug, nicht beim Verlassen des übersichtlichen Flughafengebäudes, wie es in vielen südländischen Urlaubszielen steht. Die karibische Insel, 64 Kilometer vor der Küste Venezuelas, erfordert etwas Zeit, um ihre Besonderheiten kennenzulernen.

Zeit und möglichst ein wenig Unternehmungslust. Die Insel hat mehr zu bieten als nur Badeurlaub. "Es gibt so viel zu sehen, zu entdecken und zu riechen", sagt Camille vom Tourismusverband. Sicherlich locken die 40 Buchten und das azur- und fast schon kitschiggrüne Wasser. Aber die Insel möchte erforscht werden.

Die Spanier, die das Land 1499 entdeckten, nannten es Isla de los Gigantes ("Insel der Riesen"), da die Ureinwohner, die Arawak-Indianer, sie deutlich überragten. Wegen ihrer strategisch günstigen Lage entwickelte sich Curaçao zum ständigen Streitobjekt zwischen Engländern, Niederländern und Franzosen. Seit 2010 ist das Land innerhalb des Königreichs der Niederlande unabhängig.

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Foto: shutterstock/ Aleksei Potov

Schon der Weg zum Hotel macht Appetit auf mehr als nur Sonne und Sand. Der kleine Umweg mit dem Taxi hinterlässt tiefe Eindrücke von der Hauptstadt, denn nicht umsonst hat die Unesco Willemstad zum Weltkulturerbe erklärt. Bunte, gepflegte Kolonialarchitektur mit niederländischem Einschlag säumen die Hafeneinfahrt, in anderen Ortsteilen schillern die Häuschen in allen nur erdenklichen Farbnuancen. "Hier streicht jeder in seiner eigenen Farbe an", erklärt Camille das kunterbunte Durcheinander.

Mittags zieht es die meisten Touristen in eins der vielen kleinen Restaurants am Wasser. Wer allerdings die einheimische Küche kennenlernen möchte, der geht dorthin, wo auch die Angestellten und Arbeiter speisen. Marshe Bieu, der "Alte Markt", ist eine große Markthalle mit sechs Kochinseln, an denen das Essen - Ziege und Fisch, Rind und Hühnchen - nach alten Rezepten zubereitet wird. Nicht jedermanns Geschmack ist Kadushi, eine Suppe aus dem Inneren von Kakteen, zusammen mit Schweineschwanz und Meeresfrüchten gekocht. "Das Gehirn ausschalten und einfach essen. Es schmeckt", sagt Camille angesichts aufkommender Skepsis.

Das Angebot an Unterkünften bietet für jedes Touristenportemonnaie etwas. Die einfachen Zimmer (ab etwa 30 Euro am Tag) werden von Tauchern bevorzugt, die sparen möchten, um die bunte, tropische Unterwasserwelt zu erkunden. Die Palette reicht von zwei Sternen (ab 45 Euro inklusive Frühstück, zum Beispiel Rancho el Sobrino) über das Sunscape als einziges All-In (ab 107 Euro pro Tag) bis zum exklusiven Fünf-Sterne Santa Barbara (ab 74 Euro inklusive Frühstück) mit seinem hoch gelobten 18-Loch-Golfplatz.

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Wer Curacao in seiner Vielfalt erleben möchte, kann sich einem Busfahrer anvertrauen. Aber die innerstädtischen Linien fahren ohne festen Fahrplan; Wartezeiten an den Haltestellen sind einzuplanen. Einfacher ist es, die Insel mit einem Auto zu erkunden, hin zu den anderen Stränden weiter im Westen, zu den Nationalparks und kolonialen Landhäusern, zum botanischen Garten, zur Dolphin Academy und zur Likörfabrik.

Es ist halb sieben am Morgen. Am Steg der Miss Justine treffen sich rund 40 Touristen. Alle haben das gleiche Ziel - nämlich einen Tag auf einer winzigen, vorgelagerten Insel zu verbringen, wo das Wasser noch klarer, noch grüner schillert als anderswo. Kapitän Pieten N. van den Vlies schippert die Gruppe durch die Wellen der Südkaribik, zeitweise begleitet von einer Herde springender Delfine. Knapp zwei Stunden später taucht in der Ferne ein schmaler Strich auf: Klein Curaçao ist nur rund einen Quadratkilometer groß, hat an Gebäuden nichts außer einem verfallenen Leuchtturm und einigen windschiefen Holzhütten vorzuzeigen. Erst nach sechs Stunden Strand und Schnorcheln, nach gemeinsamem Frühstück und mittäglichem Grillen nimmt die Miss Justine wieder Kurs auf Willemstad.

Abends geht es in eines der kleinen Restaurants an der alten Befestigungsmauer, teilweise mit Meerblick, wo Gäste beim Spiel eines Trompeters draußen sitzen. Szenehungrige gehen ins Studentenviertel von Pietermaai in die Cafés, Bars und Restaurants mit ihrem karibischen Ambiente. Im Mundo Bizarro passen kein Sessel und kein Stuhl zusammen, und eben darum erscheint alles so einheitlich. Die Türen sind weit geöffnet und lassen die Musik von Arnell (Piano), Ernesto (Bass) und Julio (Gesang) hinaus in die Nacht wehen. Hier wundert sich keiner, als sich Holger, ein Grafiker aus Baden-Baden und selbst Percussion-Spieler, zwei Maracas schnappt und die Jazz-Combo musikalisch unterstützt, derweil drinnen die Paare Salsa und Merengue bis spät in die Nacht tanzen.

(RP)
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