Hvide Sande Dänen werden Ferienhäuser nicht los

Hvide Sande · Tausende Ferienhäuser stehen zum Verkauf. Doch die Dänen dürfen sie nicht an Ausländer veräußern.

Das Ferienhaus der Familie Mody liegt perfekt. 300 Meter sind es über die Dünen bis zum dänischen Nordseestrand. Im Sommer kann man dort Hagebutten pflücken und sich auf der Terrasse sonnen, die fast um das ganze Haus führt. Im Winter wärmt die Sauna die durchfrorenen Glieder nach einem Strandspaziergang. Es dürfte ein Leichtes sein, das Holzhaus nahe dem beliebten Ferienort Hvide Sande zu verkaufen, dachten sich die Modys.

Doch wie Tausende andere bleibt die Familie auf ihrem Feriendomizil sitzen. Denn die Dänen kaufen nicht mehr so eifrig Sommerhäuser wie einst. Und Ausländer dürfen das in Dänemark nicht. Der Streit darüber ist so alt wie manche Häuser. Weil der Markt am Boden ist, ist er jetzt neu entfacht.

Gerade die dänische Westküste war als Urlaubsort bei Deutschen lange nicht mehr so beliebt wie zurzeit. In Zeiten von Terroranschlägen und Konflikten überall auf der Welt zieht es viele in das friedliche, kleine Nachbarland im Norden. "Die Menschen wünschen sich mehr Platz im Urlaub und wollen raus in die Natur", sagt eine Sprecherin von Visit Denmark. Schon 2015 beobachtete die Tourismuszentrale einen großen Anstieg an Übernachtungen vor allem in Ferienhäusern. "In diesem Jahr ist der Trend wieder positiv", sagt die Sprecherin.

Viele Ausländer könnten sich vorstellen, eins der gemütlichen Holzhäuser zu kaufen und jeden Sommer wiederzukommen. "Wenn Deutsche Ferienhäuser kaufen dürften, würde das natürlich einen ganz neuen Markt eröffnen", sagt Makler Mathias Heiberg Frich aus Hvide Sande. "Es gäbe viel mehr Käufer." Die Modys meinen, ihr Ferienhaus besser verkaufen zu können, wenn der Markt für Ausländer geöffnet würde. "Zu Anfang wäre die Nachfrage sicher groß, folglich würden die Preise steigen", sagt Astrid Mody. Die sind in letzter Zeit nur gesunken. Ihre Preisvorstellungen für das 83 Quadratmeter große Sommerhaus in Hvide Sande hat die Familie schon zweimal nach unten korrigiert. Das Haus steht seit mehr als 500 Tagen zum Verkauf.

Manche Häuser haben noch viel längere Liegezeiten - sogar im beliebten Hvide Sande bis zu mehreren Jahren. Deswegen hat die dänische Partei Liberale Allianz vor kurzem erneut einen Versuch gestartet, das Kaufverbot für Ausländer - insbesondere für Deutsche - aufzuheben. "Wir Dänen haben die Freiheit, ein Ferienhaus zum Beispiel in Südfrankreich oder Spanien zu kaufen", sagte die Tourismus-Sprecherin der Partei, Christina Egelund, damals. Dass Ausländer dagegen kaum als Käufer dänischer Sommerhäuser in Betracht kämen, sei "merkwürdig und doppelmoralisch".

Im Parlament sind die meisten nicht ihrer Meinung. Kurz vor der Sommerpause entschied das Folketing über den Vorschlag der Liberalen - und schmetterte ihn mit 92 zu 15 Stimmen ab. Nur die neue grüne Partei Alternativet zeigte sich offen für die Abschaffung der Sonderregel, die sich Dänemark beim Eintritt in die Europäische Gemeinschaft gesichert hatte.

Wer als Ausländer ein Domizil in Dänemark kaufen will, braucht deshalb weiter eine Genehmigung, die nicht so einfach erteilt wird. Dazu muss man laut Gesetzgebung "eine ganz besonders starke Beziehung zu Dänemark" haben. 2013 durften laut Justizministerium 40 Deutsche ein Ferienhaus erwerben.

Warum ist die Ablehnung so groß? Das hat nach Einschätzung von Makler Mathias Heiberg Frich einen Grund: "Ich glaube, viele haben Angst davor, dass die Häuser nicht vermietet würden und den Großteil des Jahres leerstünden." Öde Urlaubsorte wären für die Gastwirte, Eisverkäufer und Café-Betreiber aber eine Katastrophe. Zugleich fürchten manche, dass die Preise so in die Höhe schnellen würden, dass sich kein normaler Däne mehr ein Sommerhaus leisten könnte.

Manche meinen sogar, dass die Furcht vor einer Invasion deutscher Ferienhausbesitzer von den Kriegserfahrungen herrührt - würden doch die Deutschen auf diese Weise wieder die Küsten "besetzen". Ein Mini-Deutschland in Dänemark - das wollen viele verhindern.

(dpa)
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