Bäume, Gemüse und Musik Garten auf Hamburger Bunker geplant

Hamburg · St. Pauli ist in Hamburg bekannt für seine nicht immer konformen Bewohner. Große Bauprojekte werden immer wieder von Protesten begleitet. Bei einem neuen Plan für einen riesigen Bunker könnte das jetzt anders sein.

Bäume, Gemüse und Musik: Garten auf Hamburger Bunker geplant
Foto: dpa, bra lre

Eine grüne Oase auf einem Bunker über den Dächern der Stadt: Was wie ein kühner Traum klingt, könnte im Hamburger Stadtteil St. Pauli bald in die Tat umgesetzt werden. Kreative planen einen Garten auf dem ehemaligen Bunker am Heiligengeistfeld. Widerstand gibt es in dem für seine protestfreudigen Bewohner bekannten Stadtteil bisher nicht.

Entwickelt wurde die Idee von Bewohnern des Stadtteils und Architekten - gemeinsam mit dem Eigentümer des Bunkers, Thomas Matzen, Professor an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Auf das Dach des 40 Meter hohen grauen Kriegsbaus sollen ein 20 Meter hoher pyramidenförmiger Aufbau und ein Park gesetzt werden. Einen Garten auf einem Bunkerdach gibt es bisher nicht, so die Ideengeber. Die Matzen KG übernimmt den Angaben zufolge die Kosten. Auf verschiedenen Ebenen sollen Wiesen mit Büdchen und Cafés sowie Bereiche für "Urban Gardening" entstehen, die Anwohner und Schulen aus dem Stadtteil bewirtschaften können. Als grüner Berg soll der Betonriese von weitem zu sehen sein.

Bäume, Gemüse und Musik: Garten auf Hamburger Bunker geplant
Foto: dpa, bra lre

Den Anwohnern wird keine fertige Planung präsentiert - gemeinsam sollen Ideen entstehen, erklärt Tobias Boeing, Koordinator von "Hilldegarden". In der Stadtteilinitiative haben sich Menschen aus St. Pauli zusammengeschlossen, um sich an der Planung der Park- und Gartenflächen zu beteiligen. "Es sollen zusätzlich neue, öffentliche Nutzflächen geschaffen, nicht alte Flächen ersetzt werden", sagt Boeing. "Die Fassade soll unter anderem mit Efeu und Wein begrünt werden, die Flächen mit anderen immergrünen Pflanzen", erklärt Tim Schierwater von dem mit der Planung beauftragten Büro Interpol+-Architecture.

Dass der Stadtgarten auf dem denkmalgeschützten Bunker so gebaut wird, hält Andy Grote (SPD), Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, für realistisch. "Es ist von vornherein ein großes Gewicht auf Akzeptanz und Quartierverträglichkeit gelegt worden", begründet Grote die positive Resonanz auf den Stadtgarten. Gespräche mit dem Denkmalschutzamt habe es bereits gegeben. Geplant sind außerdem ein 1100 Quadratmeter großer Kultursaal für Musik-, Kino- oder Theaterveranstaltungen, Gästehäuser für Künstler, Musikclubs mit Probebühnen und Übungsräumen in den ehemaligen Flaktürmen und ein kleines Amphitheater.

Neue Bauprojekte wurden in der Vergangenheit vor allem von den Aktivisten um das linksautonome Kulturzentrum "Rote Flora" boykottiert. Jetzt rufen alle "Hurra" - von links bis rechts. Noch Ende vergangenen Jahres war es zu Auseinandersetzungen zwischen "Floristen" und Polizei gekommen. Auch als im Mai die sogenannten Esso-Häuser auf der Reeperbahn abgerissen wurden, protestierten Hunderte Menschen - aus Angst vor steigenden Mietpreisen.

"Das Bunker-Projekt erfährt bisher viel Zuspruch im Stadtteil - natürlich gibt es bei einigen aber auch Sorgen über Verkehrszunahme und mögliche Folgen einer Aufwertung", sagt Boeing. Grundsätzlich stehe man dem Stadtgarten offen gegenüber, sagt Michael Osterburg, Stadtentwicklungsexperte der Grünen im Bezirk Mitte. Es sei ein spannendes Projekt. "Es gibt aber viele Fragen die noch nicht geklärt sind." Ein Container vor dem Bunker dient als Treffpunkt und Anlaufstelle - ab Mitte November sind dort regelmäßige Infoveranstaltungen geplant. Die Initiatoren hoffen jetzt auf viele Ideen und Teilnehmer. Mit dem Bau des Gartens soll im ersten Halbjahr 2015 begonnen werden. Bis Mitte 2017 soll alles fertig sein.

(dpa)
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