Badeverbot Warum die Ostsee derzeit lebensgefährlich ist

Düsseldorf · 34 Menschen mussten in den vergangenen Wochen an Nord- und Ostsee gerettet werden. Neun Unfälle verliefen sogar tödlich. Der Timmendorfer Strand bleibt deshalb auch heute gesperrt. Doch was genau macht das Schwimmen an deutschen Küsten derzeit eigentlich so gefährlich?

Badeverbot: Warum die Ostsee derzeit lebensgefährlich ist
Foto: dpa, reh cul

Neun Tote innerhalb von 96 Stunden - das ist die traurige Bilanz der vergangenen vier Schönwettertage an der Ostsee in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Erst gestern Vormittag ertrank ein 70-Jähriger aus Niedersachsen vor der Küste von Scharbeutz, nahe dem beliebten Urlaubsziel Timmendorfer Strand. Ein anderer Badegast zog den leblosen Körper an Land, Wiederbelebungsversuche scheiterten jedoch.

Am Timmendorfer Strand wehten gestern rote Flaggen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die ein generelles Badeverbot anzeigen. Auch heute sollen sie wieder gehisst werden. Das Problem: Viele Badegäste halten sich nicht an das Verbot. In Sellin auf Rügen seien Eltern mit ihren Kindern sogar ins Wasser gegangen, während die DLRG bei einem später verstorbenen Opfer am Strand Wiederbelebungsmaßnahmen durchführte, sagte ein DLRG-Mitarbeiter der "Berliner Zeitung".

Am Montag hatte die Polizei am Timmendorfer Strand deshalb zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen und mit Lautsprecherdurchsagen auf Badegefahren hingewiesen. Das sei jedoch eine einmalige Sache gewesen, sagte der Lübecker Polizeisprecher Stefan Muhtz. Man könne auch nicht überall Streifenwagen aufstellen.

Wodurch die gefährlichen Strömungen entstanden sind

Dass das Schwimmen zurzeit so gefährlich ist, hat mehrere Gründe. "Zum einen haben die Stürme des vergangenen Herbstes sowohl die Strand- als auch die Unterwassergeografie verändert. Dadurch entstehen gefährliche Strömungen. Zudem haben wir seit mehreren Tagen stark auflandigen Wind und dadurch hohen Seegang", erklärt Thies Wolfhagen, DLRG-Geschäftsführer für Schleswig-Holstein.

Rund 450 Retter der DLRG sind zurzeit an Nord- und Ostsee im Einsatz. 34 Menschen haben sie in den vergangenen Wochen bereits vor dem Ertrinken gerettet. Neben der roten Flagge stehen an einigen Stränden auch gelbe Flaggen. Sie signalisieren ein Badeverbot für ungeübte Schwimmer. Besonders gefährdet sind laut DLRG neben Kindern auch Männer über 60 Jahre. Bei ihnen sei Leichtsinn oft gepaart mit einem geschwächten Herz-Kreislauf-System, das zu Herzversagen oder Krämpfen führen kann.

(RP)
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