Die Inselwelten der Florida Keys

Parallel zum Golfstrom erstreckt sich die Inselgruppe weit hinein in den Golf von Mexiko. Ein Paradies für Taucher und Kenner der vielen Meerestiere.

"Delfine sind auch nur Menschen." Sylvia weiß, wovon sie spricht. Seit vielen Jahren ist sie als "Delfinflüsterin" immer weiter in die seelischen Tiefen der intelligenten Meeresbewohner vorgedrungen. Lucky ist eines der vier ihr anvertrauten Tiere in Hawks Cay auf den Florida Keys. Der Delfin erhebt sich mit Hilfe seiner heftig rotierenden Schwanzflosse und tanzt dabei auf dem Wasser. Schon Sekunden später zeigt sich Lucky knapp über der Wasseroberfläche auf Augenhöhe mit einem der zweibeinigen Besucher in seinem Areal. Bereit zu einem Kuss von Säuger zu Säuger. Sollte es tatsächlich so sein, wie manche Verhaltensforscher behaupten, dass Delfine uns direkt ins Herz schauen? Und dabei, ausgestattet mit heilender Energie, diese auf Menschen übertragen? Zumindest in dieser emotionalen Ausnahmesituation kein abwegiger Gedanke.

Ein erstes Inselabenteuer, das neugierig macht. Denn in dem Inselparadies der Florida Keys reiht sich eine Inselwelt an die andere. Wie eine riesige Perlenkette von Key Largo bis Key West. Und jeder Zwischenstopp auf dem Weg dorthin ist versehen mit einer neuen Überraschung.

So zum Beispiel im John Pennekamp Coral Reef State Park bei Key Largo. Kritisch beäugt ein wachsamer Barrakuda die für ihn rätselhafte Gestalt, die mit ihrer Schnorchel-Ausrüstung von der Bootstreppe herab ins Wasser steigt, um das angenehm temperierte feuchte Element zu ergründen. Für ihn lediglich blauer Alltag, für den Schnorchel-Enthusiasten eine Offenbarung. Wenn er sich inmitten leicht in der Strömung schaukelnder Weichkorallen plötzlich umgeben sieht von nahezu hundert dunkelblauen Paletten-Doktorfischen, die sich beim Abgrasen ihrer Unterwasser-Weide nicht aus der Ruhe bringen lassen. In fluoreszierendem Hellblau leuchten ihre Flossenränder im Gegenlicht der Sonne.

Eine andere Art der Begegnung mit der karibischen Unterwasserwelt vermittelt das "Keys Aquarium Encounters" in Marathon. Gerade erst eröffnet, bietet es die Gelegenheit, nicht nur mit den bunten Rifffischen, sondern auch mit Rochen und mehreren Hai-Arten auf Tuchfühlung zu gehen.

Zu einem Höhepunkt des maritimen Lebens auf den Florida Keys entfaltet sich alljährlich das Unterwasser-Musikfestival am Looe Key Reef. Noch während eine ganze Armada von Booten in südliche Richtung ablegt, ist für Neulinge unklar, wie das funktionieren soll. Denn nirgendwo ist eine Band zu sehen, der beim Auftritt unter Wasser die Blasinstrumente volllaufen könnten. Stattdessen, so wird am Ankerplatz klar, befindet sich die Quelle der heißen Meeresrhythmen direkt unter dem Tauchboot, von wo aus ein Lautsprecher das tropische Unterwasser-Leben musikalisch bereichert.

Blickfang ist zweifellos die charmante Unterwasser-Nixe Samantha. Ein rosafarbenes glitzerndes Unterwasserkostüm umhüllt ihren Körper - selbst die einem Delfin nachempfundene Schwanzflosse sitzt. Minuten später schon erfreut sie mit dem Anblick ihrer märchenhaften Erscheinung die um sie gescharrten Taucher auf dem Meeresgrund.

Doch Meerwasser zehrt. Das weiß auch Barbara Abdow, Chefin des "Sundowners"-Restaurants in Key Largo. Barb, wie sie sich nennt, verwöhnt nicht nur hungrige Wassersportler mit ihrer maritimen Küche. Mit Gerichten, die sie wegen der lokalen Herkunft ihrer Produkte und deren unnachahmlicher Zubereitung längst auf den gesamten Keys bekannt gemacht haben. Zum Beispiel ihr "Tuna Poke", bei dem sie ein Thunfisch-Filetstück zu Würfeln zerteilt und mit einem Dressing aus Sesamöl, Sojasoße, Sesamsamen und einem Hauch von Limonensaft veredelt.

Eine Legende der Florida Keys ist auch Paul Menta aus Key West. Als Chef der "Legal Rum Distillery" versteht er sich nicht nur darauf, eine ganze Palette von edlem Hochprozentigem zu destillieren. Auch versteht es niemand so gut wie er, die Geschichte des Rums in diesem Teil der Welt anschaulich und packend zu erzählen. Besonders die aufgewühlte Zeit der Prohibition, als Mafia-Boss Al Capone den Alkohol-Schmuggel in dieser Region überwachte.

Ernest Hemingway, der hier in Key West einen Teil seiner Meeresabenteuer zu Papier brachte, genehmigte sich ab und zu lediglich einen Daiquiri in Sloppy Joe's Bar.

(RP)
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