Raja Ampat Die unbekannte Schönheit

Das indonesische Raja Ampat ist eine Schatztruhe der Natur. Unter Sporttauchern gilt der rund 1800 Inseln umfassende Archipel als eines der spannendsten Reiseziele der Welt.

Neun Uhr früh am Äquator, nur ein paar Köpfe ragen aus dem Wasser, es regnet Bindfäden. Das tut der guten Laune keinen Abbruch. Sarah aus Kuala Lumpur und ihr Freund Duncan aus Perth und der Wahl-Balinese Mario hatten einen unbeschwerten Tauchgang vor Misool, ganz im Süden von Raja Ampat. Hinter ihnen liegen 60 Minuten mit jagenden Thunfischen, flüchtenden Füsilieren und farbenfrohen Nacktschnecken.

Kaum an Bord des kleinen Tenderbootes, das sie zurück zu dem schwimmenden Boutique-Hotel bringen soll, ist ein durchdringendes Prusten zu hören und gleich noch eins. Eine Minkwalmutter mit ihrem Kalb beginnt Kreise um das Bötchen zu ziehen. Ein ums andere Mal zeigt sie ihr gewaltiges Maul, den langen Rücken und die kleine Flosse. Am liebsten würde die Gruppe gleich wieder ins Wasser springen. Aber Mario Gonzales, Tauchlehrer und Kreuzfahrtdirektor, rät ab. Das würde die beiden intelligenten Tiere nur verscheuchen.

Zurück an Bord der Alila Purnama lassen sich weitere Wale blicken - keine Seltenheit in dem rund 1800 Inseln umfassenden Archipel. Unter Sporttauchern gilt die Inselgruppe als eine der spannendsten Unterwasser-Destinationen der Welt. Die artenreichste ist es auf alle Fälle. Denn hier im Westen von Papua haben die Urgewalten der Kontinentaldrift eine einzigartige Unterwasserwelt entstehen lassen. Raja Ampat hat mehr Fischarten zu bieten als das viel größere Great Barrier Reef und mehr Korallenspezies als die gesamte Karibik. Selbst die Indonesier kannten ihre kaum bewohnten Inselschönheiten lange nicht. Und für Ausländer ist die Anreise beschwerlich. Das lässt hoffen, dass sich kein Massentourismus entwickeln wird.

Raja Ampat erkundet sich am besten auf einem der vielen kleinen Kreuzfahrtschiffe des Archipels. Die meisten davon sind auf Hardcore-Taucher zugeschnitten. Die Alila Purnama ist anders. Äußerlich ein 46 Meter langer Zweimaster in klassischer indonesischer Bauweise. Aber statt bis zu 40 Personen kommen hier maximal zehn unter. Es gibt keine Stockbetten, dafür ein Badezimmer für jede Doppelkabine und eine Klimaanlage. Müde Muskeln werden von bordeigenen Spa-Therapeuten reaktiviert.

Für Taucher ist alles an Bord - Tanks mit Pressluft oder Nitroxgemisch, Tarierwesten und Neoprenanzüge. Dazu eine 15-köpfige Mannschaft, die zur Stelle ist, wenn es raus aus den nassen Klamotten geht. Da werden Handtücher gereicht und frische Fruchtcocktails - Papaya-Melone-Ingwer etwa oder Ananas-Guave mit einem Schuss Drachenfrucht.

Kreuzfahrtdirektor Mario Gonzalez führt das schwimmende Luxushotel wie ein kleines Familienunternehmen. Mit freundlichen Worten in der Landessprache, leiser täglicher Personalschulung oder singend an der Gitarre auf dem Achterdeck. Kein Wunder, dass Ingenieurin Sarah und Bohrplattform-Chef Duncan schon zum zweiten Mal mit an Bord sind. Sie kennen alle Crewmitglieder mit Namen, schätzen den unangestrengten natürlichen Service und die Beweglichkeit: "Wir waren auch schon mal in einem Ökoresort hier ganz in der Nähe. Aber da lernt man natürlich nur die Tauchplätze rundum kennen. Wir lieben aber gerade die Abwechslung und Vielfalt."

Die beiden sind seit zwölf Jahren zusammen, leben aber fünf Flugstunden voneinander getrennt. Die indonesischen Gewässer haben sie sich in all der Zeit umfassend erschlossen. Raja Ampat ist ihr Highlight geworden, vor allem der noch unberührte Süden. Voller Begeisterung zeigen sie sich gegenseitig Pygmäen-Seepferdchen und können sich nicht satt sehen an den mächtigen Büffelkopfpapageienfischen, die laut hörbar über die Hartkorallen herfallen.

Mario, der bis vor fünf Jahren noch ein erfolgreicher Architekt in Madrid war, hat da noch ein paar andere Ideen auf Lager - von Stand-up-Paddling bis Birdwatching. Oder heute: Die schmale Sandbank gegenüber dem Liegeplatz lädt doch geradezu zu einem Strandspaziergang mit Picknick ein, oder? Der Küchenchef hat da etwas vorbereitet. Ein bisschen mariniertes Rindfleisch, einen Geflügel-Ananas-Salat und frisches Obst. Sonnenschirme sind schnell aufgestellt, Decken ausgelegt.

Nach ein paar glücklichen Tauchtagen in Raja Ampat geht es zum Abschluss noch zu den abgelegenen Banda-Inseln im Süden. Eine kleine Welt für sich mit einem alles überragenden Bilderbuchvulkan. Banda ist vor allem berühmt für seine Muskatnüsse. Die berüchtigte Ostindische Kompanie hatte hier im 17. Jahrhundert mit Gewalt ein Weltmonopol errichtet und die Inselbewohner brutal abgeschlachtet, verschleppt oder vertrieben. Das kleine Inselmuseum gibt da erschütternde Einblicke.

Taucher kommen heute gerne hierher, weil es die scheuen Hammerhaie zu sehen gibt. Das will auch Duncan. Aber vorher gibt es noch etwas anderes zu regeln. Mit Mario hat er bereits alles besprochen. Am schönsten Strand weit und breit hat das A-Team der Alila ein romantisches Dinner mit Champagner vorbereitet. Der Küchenchef steht am Strandgrill, der Maître übernimmt die liebevolle Dekoration und den Service im Sand.

So erzählt es später am Abend die sichtlich selige Sarah den an Bord zurück Gebliebenen. An ihrem Finger glitzert ein makelloser Einkaräter, der vorher nicht da war. Wie es aussieht, sind die beiden vielleicht zum letzten Mal getrennt ins Paradies angereist.

Die Redaktion wurde von Alila Hotels & Resorts und Airtours zu der Reise eingeladen.

(RP)
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