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Kaltwasser-Geysir in Andernach Die Weltrekord-Fontäne

Düsseldorf (RP). Zehn Millionen Euro wurden in die Naturschau investiert, 100.000 Besucher jährlich sollen staunen: Am Mittelrhein schießt der höchste Kaltwasser-Geysir der Welt auf einer Halbinsel aus einem 350 Meter tiefen Bohrschacht. Ein Besuch in der Erlebniswelt.

 Bis zu 60 Meter spritzt das Wasser in die Höhe.

Bis zu 60 Meter spritzt das Wasser in die Höhe.

Foto: Vulkanpark GmbH

Stahlblau die Sicht bis zum Horizont, keine Wolke zu sehen, 26 Grad im Schatten. Kein Regentropfen zu befürchten. Dennoch hat sich Veit Michael Saul einen roten Schirm unter den Arm geklemmt. Denn gleich wird es aus heiterem Himmel rieseln. Dann spielt der Wind mit einer Fontäne, die urplötzlich aus einem Erdloch auf der Halbinsel Namedyer Werth am Rhein bei Andernach emporschießt. Der Mann mit dem Schirm ist, wie ein Namensschildchen am Parka ausweist, von der "Geländeaufsicht".

Um ihn herum stehen Dutzende Touristen, die staunend zu der Wassersäule hinaufschauen. "So etwa 50 Meter werden es wohl sein", sagt der Mann von der Aufsicht. Will meinen: Der Rekord wurde deutlich verfehlt. Denn bis zu 60 Meter hoch soll der Wasserstrahl aufsteigen und damit rund um den Globus alle Konkurrenten schlagen: als größter Kaltwasser-Geysir der Welt. Und als die neueste, faszinierende Touristenattraktion am Mittelrhein, zu der jährlich 100.000 staunende Besucher erwartet werden.

Es brodelt und faucht in einem aus Basaltklötzen aufgeschichteten Steinhaufen, als die per Schiff angelandeten Ausflügler das Naturwunder in einer grünen, von Weiden und Pappeln umsäumten Arena erreichen. Doch von Weltrekord-Geysir ist nichts zu sehen. Er komme, präziser als die Züge der Deutschen Bahn, alle 90 Minuten, witzelt Geländeaufsicht Saul.

So bleiben bis zum Ausbruch noch einige Minuten für die Erklärungen, dass die erwartete Säule in einem vor achten Jahren gebohrten Schacht aus 350 Meter Tiefe emporschießt, dass sie es mit einem Druck von 35 bar auf ein Tempo bis zu 100 km/h bringt und dass es sich um ein Gemisch von fünf Prozent Wasser und 95 Prozent Kohlendioxid (CO2) handelt. Gasblasen treiben die Flüssigkeit an die Erdoberfläche. Dort liefern sie eine Schau, in deren touristische Vermarktung zehn Millionen Euro investiert wurden.

Plötzlich: Die Erde bebt. Wie in einem Mini-Vulkan röhrt es. Wasserspritzer tanzen über den Steinen. Ein Springbrunnen plätschert. Dann nimmt die Lautstärke zu. "Wir hören am Geräusch, wie hoch die Säule sein wird", sagt Geysir-Guru Saul. Der Ton schwillt an. Die Fontäne steigt in Etappen, wie in einer elektronisch programmierten Inszenierung, spektakulär in die Höhe. Sechs, in günstigen Momenten neun Minuten reckt sich der höchste Kaltwasser-Geysir der Welt Richtung Rekord. Dann fällt er abrupt in sich zusammen. 90 Minuten später folgt das gleiche Schauspiel - staunend verfolgt von einer neuen Schiffsladung voller Touristen.

Wer den Geyir sehen will, muss zahlen

Vor das Geysir-Spektakel hat die Stadt Andernach den Kauf eines Kombitickets für zwei Pflichtstationen gesetzt. Die erste führt in das Ende Mai eröffnete, futuristisch gestaltete "Geysir-Erlebniszentrum" am Rande der Altstadt und direkt an der Rheinpromenade gelegen. Dort begleiten "Opa Schmitz" und seine Enkelin "Marie" die Besucher mittels Lautsprecher bei "einer Expedition in das Innenleben unserer Erde".

Jeweils 15 Personen gleiten im Aufzug in (vermeintlich) 4000 Meter Tiefe. An den Wänden vorbeiziehende Filmanimationen täuschen die Fahrt durch verschiedene Erdschichten vor. Das empfinden einige Fahrstuhl-Passagiere als so echt, dass sie berichten, sie hätten Druck auf den Ohren gespürt. Ralf Schunk, Leiter Wissenschaft und Pädagogik im Geysir-Erlebniszentrum, verrät hinter vorgehaltener Hand schmunzelnd: "Der Lift fährt nur zwei Stockwerke".

Das reicht, um die Besucher - viele Schulklassen darunter - in die Entstehung des Ur-Gesteins einzuführen. Zu Beginn des Rundgangs wabert in einem Schacht unter einem Rost rotes Magma wie perfekt durchgeglühte Grillkohle. "Magma ist geschmolzenes, flüssiges Gestein", lehrt "Opa Schmitz" im Lautsprecher seine Enkelin. Von Raum zu Raum wird der Besucher zu Fragen geleitet wie "Was passiert, wenn CO2 und Wasser sich begegnen?" oder "Welche Kraft lässt den Geysir von Andernach bis zu 60 Meter in die Höhe steigen?" Die Antworten liefern spannende Abläufe an Spielstationen. Die haben Experten des Filmstudios Babelsberg gestaltet.

Je nach Wissensdurst und Engagement der großen - und vielen kleinen - Besucher dauert der Gang durch die Erlebnisausstellung etwa eineinhalb Stunden. Es folgt der Wechsel von der Erde aufs Wasser, auf das wenige Schritte entfernt am Steg liegende Schiff "Namedy". Das kann bis zu 600 Passagiere an der Rheinfront von Andernach und am Weinort Leutesdorf vorbei zur dritten Etappe der Erlebnistour bringen. - Ganz schön clever: Die Ankunftszeiten sind so ausbalanciert, dass der Geysir spuckt.

(RP)
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