Istriens Westküste Wo Ziegen zur "Miss"-Wahl antreten

Kultur, Kulinarik und Badevergnügen - Istrien hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Seit 2000 Jahren ist die Ziege das Wahrzeichen der Region.

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An Istriens Westküste ist die Badesaison in vollem Gange. Auch wer in eindrucksvoller Landschaft wandern, biken oder gar schlemmen möchte, findet mit der Adria-Halbinsel eine Traumdestination. Aber warum begrüßt ausgerechnet eine Ziege den Besucher? In dem Urlaubsparadies im Norden Kroatiens, das in diesem Jahr als Europas Trendziel gehandelt wird, scheint sie allgegenwärtig.

Ob als Schmuckelement an Häuserfassaden oder als Logo auf Infobroschüren und Kartenmaterial, auch in der Landesflagge hat sie ihren Platz. Aufwändig mit Kleidern und Blumenkränzen geschmückt, treten Ziegen einmal im Jahr zur "Miss"-Wahl an, erzählt Stadtführer Adriano und blickt in verblüffte Gesichter. Schon seit 2000 Jahren soll die Ziege das Wahrzeichen der geschichtsträchtigen Region sein, wo sich romanische und germanische Kulturen mit der slawischen mischen. Auch Reliefs des Markuslöwen sind zu finden. Kein Wunder. Lange Zeit Zankapfel zwischen Venedig und Wien, vereint Istrien heutzutage den Charme der Lagunenstadt und der k. u. k. Monarchie.

So auch in dem romantischen Badeort Rovinj. Wahrhaft kaiserlich präsentiert sich gleich neben den ankernden Schiffen am Hafen seit 1913 das Hotel Adriatic. Mit der Generalsanierung fanden darin über 100 Werke regionaler Künstler ihren Platz, wobei die ausgestopften Eulen, die durch das Restaurant "fliegen", mitunter für Kritik sorgen. Dafür punktet das Boutiquehotel mit dem umfangreichsten Whisky-Angebot Kroatiens.

Nur wenige Schritte trennen es vom alten Stadttor aus dem Jahr 1680. Von da führen alle Wege auf den denkmalgeschützten Altstadthügel. Unvermittelt taucht der Besucher in enge Gassen mit schmalen Häusern und venezianischen Palästen ein. Vorbei an kleinen Läden, Cafés und Bars geht es zur Basilika, deren Glockenturm von der Heiligen Euphemia gekrönt wird.

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Foto: Vibrant Image Studio /Shutterstock.com

Als Adriano ihre Legende erzählt, hat sich ein Großteil der Gruppe bereits aus dem Staub gemacht. Zu verlockend war der Duft aus dem Monte, der dem Besucher an der Kirchtreppe in die Nase steigt. Es scheint, als hätte die Schutzpatronin der Stadt ihre Hände über das Restaurant von Danijel Dekic gehalten, denn mit drei Gault-Millau-Hauben ist es das höchstbewertete in ganz Istrien.

Egal, ob international prämierte Gourmettempel oder "Konoba" genannte einfache Familienbetriebe - Spezialitäten wie Olivenöl, Weine, Trüffel, Schinken und Käse sind eigentlich überall zu finden. Auch die Küche ist von den Kulturen beeinflusst, die die Region prägten. Wer über die elegante Strandmeile vom Hafen zum Goldenen Kap vor Rovinj an der Lone-Bucht bummelt, kann nur schwer den vielen Verlockungen widerstehen. Denn hier laden Beach- und Nachtclubs, Café-Bars, Diskotheken und Konobas wie das Kantinon mit Blick auf das Meer beim Sonnenuntergang zum Verweilen ein.

Am Ende der Bucht Lone liegt das gleichnamige Fünf-Sterne-Hotel, wo auf einigen Balkons ein Jacuzzi blubbert. Hier, vor Kroatiens erstem offiziellen Design-Hotel, hat der Gast die Wahl zwischen einer ausgedehnten Poollandschaft und natürlichen Kies- und Felsstränden im mediterranen Gartenpark mit Blick auf Rovinjs Altstadt.

Doch genug gefaulenzt. Wander- und Radwege gibt es nicht nur zu einsamen Buchten und ins grüne Hinterland mit seinen kleinen, auf Hügeln liegenden urigen Bergdörfern. Einst waren diese venezianische Festungen wie Groznjan, heute ein lebendiges Künstlerstädtchen mit Ateliers, Galerien, Konzerten und Festivals. Ein Besuch lohnt, verspricht Adriano. Nicht von ungefähr locken auch Wein- und Olivenölstraßen ins Landesinnere, die nicht nur bei Gourmettouristen beliebt sind. Schließlich gehört zum köstlichen Essen der perfekte Wein.

Pionier der neuen istrischen Weinszene, die sich auf uralte Tradition stützt, ist das Weingut Kozlovic, ein Familienunternehmen in vierter Generation vis-à-vis der Momjan-Burg. Wie der Wein ist auch das Olivenöl Teil des mediterranen Lifestyles. Istrien gilt als nördlichste Region, in der Olivenbäume wachsen. Schon die alten Römer schätzten die besondere Note dieses Öls, sagt Adriano. Der älteste Olivenbaum hier sei 1700 Jahre alt. Die von Dulio Belic nahe Fazana erzeugten zwölf reinsortigen Olivenöle und der Cuvée erhielten Höchstbewertungen. Sie bei Degustationsmenüs zu verkosten ist ein Erlebnis für sich und gesund obendrein. "Der heilige Blasius schützt den Hals vor Schmerzen, aber man braucht keinen Schutzpatron, wenn man Olivenöl hat", scherzt Dulio.

Herrliche Badestrände gibt es auch im weiter nördlich gelegenen Porec. Doch die Touristenmetropole, die einst Teil der Dogenrepublik war, animiert überdies zu einem Ausflug in die römische Vergangenheit mit Resten antiker Stadtmauern und Villen. Schon vor 6000 Jahren besiedelt und später zur römischen Kolonie geworden, ist die Stadt stolz auf die goldenen Mosaiken der in die Unesco-Welterbeliste aufgenommenen Basilika des Heiligen Euphrasius. Zudem übertreffen nach Überzeugung der Istrier ihre byzantinischen Reliefs selbst die in Istanbul erhaltenen an Schönheit.

Die Redaktion wurde vom Tourismusverband Istrien zu der Reise eingeladen.

(RP)
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