Urlaub in der Schweiz Nah am Wasser gebaut

Genf · Genf ist die zweitgrößte Stadt der Schweiz und strahlt eine fast mediterrane Lässigkeit aus. Die Menschen sind wohlhabend, die Lage ist malerisch. Rund um den See und in den 72 Parks scheint die Welt noch in Ordnung.

 Unterwegs auf den Straßen von Genf.

Unterwegs auf den Straßen von Genf.

Foto: dpa

Genf ist anders als Zürich oder Basel. Es ist nicht laut. Oder gar hektisch. Das ist erstaunlich, denn die Metropolregion Genf/Lausanne hat rund 1,2 Millionen Einwohner. In der City gehen schicke Menschen entspannt ihres Weges, plaudern gelassen vor Bilderbuchkulissen, lunchen in französischen Bistros, besuchen ihre Privatbank oder shoppen bei Hermès, Prada, Louis Vuitton, Patek Philippe und Co., als gäbe es keine anderen Labels. Eingebettet zwischen Gebirgsketten, Juragebirge und Alpengipfeln, der Mont Blanc ragt diesseits des Sees wie ein Wächter empor, liegt die französischsprachige Stadt in der Bucht, wo die Rhône den Genfersee verlässt. "Hauptstadt des Friedens" wird der europäische Sitz der Uno und Hauptsitz des Roten Kreuzes genannt, mit seiner humanitären Tradition und dem weltstädtischen Flair. Genf scheint ein wenig aus der Zeit gefallen. Und das in einer Stadt mit der gefühlt höchsten Ferrari- und Bentley-Dichte, und mit in Europa, nach London, den meisten Fünf-Sterne-Hotels - immerhin 14 von insgesamt 130. Menschen aus 150 Nationen leben dort: Diplomaten, Professoren, Forscher, Scheichs, Spitzensportler, Banker, etc. - alles Leute mit Geld. Wer Sehnsucht nach dem alten Europa hat, der ist in Genf gut bedient.

Welche Sehenswürdigkeiten darf man nicht verpassen? Der Jet d'eau, der 140 Meter hohe Wasserstrahl, ist das Wahrzeichen der Stadt. 500 Liter Seewasser spritzen pro Sekunde mit einer Geschwindigkeit von fast 200 km/h in die Höhe. Über fünf Tonnen wiegt das Wasser des Strahls, das sich andauernd in der Luft befindet. Den schönsten Blick auf den Jet d'Eau hat man von den Bains des Pâquis, wo sich ganz Genf zum Baden trifft und im Winter vor dem obligaten Fondue in die Sauna geht (www.bains-des-paquis.ch). Ein Bummel durch die Altstadt - die größte der Schweiz. Am besten lässt man sich durch teils 2000 Jahre alte Gassen treiben mit ihren Boutiquen, Einrichtungs-Geschäften und Galerien, unzähligen Bistros, Cafés und Restaurants. Eine der besterhaltenen alten Straßen ist die Grand-Rue, wo Jean-Jacques Rousseau geboren wurde. Herzstück der Altstadt ist der Place du Bourg de Four und die Kathedrale St. Pierre. Der am Fuße der winkeligen Altstadt gelegene Parc des Bastions ist ein grüner Garten mitten im Stadtzentrum. Dort befindet sich eingebettet in die alten Stadtmauern das Reformationsdenkmal. Vor dem Konzertpavillon kann kostenlos Schach mit Großfiguren gespielt werden; im Winter entsteht dort eine Eislaufbahn. Der größte Sitz der Vereinten Nationen neben dem Hauptquartier in New York befindet sich mitten in Europa an der Avenue-de-la-Paix. Wer das Gittertor zum Uno-Palast durchschreitet, betritt internationales Gebiet. Über 100.000 Besucher jährlich nutzen die Gelegenheit bei Führungen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen (www.unog.ch).

Was darf man nicht verpassen? Am rechten Ufer des Sees befinden sich die meisten großen Hotels und viele Restaurants. Über dem linken Ufer thront die Altstadt. Eine der besterhaltenen alten Straßen ist die Grand-Rue, wo Jean-Jacques Rousseau geboren wurde. Die "Mouettes", eine Art Wassertaxi, ermöglichen die Überfahrt von einem Ufer zum anderen. Sie werden wie Busse und Straßenbahnen benutzt, ähnlich wie in Venedig die Vaporetti. Größere Schiffe laden zu Kreuzfahrten ein. Für einen ersten Überblick bietet sich die einstündige Rundfahrt mit dem Dampfer ab Quai Mont Blanc an. Am Rive Gauche entlang geht es bis La Belotte. Dabei passiert man den Parc de la Grange und den Parc Eaux Vives mit Jahrhunderte alten Bäumen und riesigen Rasenflächen.

Welches der Museen muss man gesehen haben? Der Geburtsort des internationalen Roten Kreuzes beherbergt das einzige Museum, das sich der Geschichte und Arbeit dieser humanitären Organisation widmet (www.redcrossmuseum.ch). Genf ist nicht nur die Stadt der Uno, des Business und der Banken, sondern auch der Uhren. Das Museum des Uhren-Herstellers Patek Philippe im Viertel Plainpalais beherbergt die renommiertesten Kreationen der Genfer Uhrmacher (www.patekmuseum.com). Das Mamco - das größte Schweizer Museum für moderne und zeitgenössische Kunst - ist für seine Ausstellungen in aller Welt bekannt. Zum Bestand des Mamco zählen Arbeiten u. a. von Christo, Martin Kippenberger, Jenny Holzer, Dan Flavin, Sarkis, Franz Erhard Walther, Sylvie Fleury (mamco.ch) . Nicht weit davon entfernt liegt das MEG, das Museum für Völkerkunde. Spektakulär ist der neue Erweiterungsbau, der mit seinem von Rauten durchbrochenen Metalldach Akzente setzt. Der eigentliche Schatz jedoch ist die völkerkundliche Sammlung mit rund 80.000 Objekten und 300.000 Büchern (www.mg.ch) . Das MEG liegt mitten im Quartier des Bains (früher waren dort öffentliche Bäder), das sich zu einem kulturellen Magneten entwickelt hat. Dreimal im Jahr (demnächst: am 19. Januar 2017) verwandelt sich das "Little SoHo" von Genf während der "Nuit des Bains" in eine einzige große Galerie und zieht pro Nacht Tausende Kunstfreunde an (www.quartierdesbains.ch).

Welche Ausflüge lohnen sich? Am Samstagmorgen muss man ins Viertel Carouge mit seinen pittoresken, pastellfarbenen Häusern, das früher zum Königreich Sardinien-Piemont gehörte. Der Stadtteil wird gern als das "Greenwich Village" bezeichnet. Für die Bewohner des Viertels ist der Markt auf dem Place du Marché eine feste Größe. Hier tauscht man sich aus, erfährt Neuigkeiten, trinkt im Café du Marché einen "Café au Lait" oder einen schönen Aligoté-Wein. Fahrräder und E-Bikes kann man in der Innenstadt am Place du Rhône und an vielen anderen Stellen in der Stadt mieten. Nach etwa einer halben Stunde entlang des Rive Gauche ist man im Villenviertel Cologny (hier wohnt auch Alain Delon). Makler nennen den Hügel am linken Seeufer gern Beverly Hills von Genf. Häuser kosten bis zu 150 Millionen Franken. Der Berg Salève, der sich im nahen Nachbarland Frankreich befindet. In weniger als fünf Minuten bringt die Seilbahn den Besucher auf 1100 Meter, von wo aus sich eine einzigartige Aussicht eröffnet.

Welche Restaurants und Cafés sind zu empfehlen? Das Café de la Paix (www.cafedelapaix,ch), eines der ältesten Restaurants der Stadt, ist im Retro-Bistro-Stil eingerichtet. Serviert wird ein Mix aus italienisch-französischen Speisen, aber auch Tapas, Burger und Bagel. Die Stuttgarterin Gaby Azoulai lebt seit mehr als 30 Jahren in Genf und besitzt versteckt im ersten Stock das Restaurant L'Adress in Eaux Vives. Der Mittagstisch, etwa Risotto mit Scampi, kostet bei ihr 15 Euro. Und wer Lust hat, kann dort auch shoppen: Denn L'Adress mit seinem schönem Dachgarten ist auch ein Shop mit Vintage-Möbeln und Avantgarde-Mode (www.ladress.ch). Lunch für 20 Euro bietet auch das L'Hôtel de Ville, eine typische französische Brasserie. Täglich stehen neben den Köstlichkeiten aus der französischen Küche zusätzlich Spezialitäten auf der Karte. Im Sommer gibt es dazu noch eine schöne Außenterrasse (www.hdvglozu.ch) .

Wo kann man gut einkaufen? Abseits der Luxus-Meile Rue du Rhône machen individuelle Läden Lust aufs Bummeln und Shoppen: Concept Sud bietet knallbunte Taschen, Kleider und Schmuck (concept-sud.com). Les Enfants Terribles kombiniert bei Geschirr, Deko und Textil Fünfziger-Design mit kühl-nordischem Look (les-enfants-terribles.ch). Les Fleurs de Frida ist eine Hommage an Frida Kahlo und bietet neben, Schmuck, Duftkerzen, Papeterie auch Kleider aus den Ateliers Genfer Designer, (www.lesfleurs.defrida.ch). Beste Confiserie gibt's bei Arn (swisschocolate.ch) oder bei la Faverger (faverger.com), bei Auer (chocolat-auer.ch). Eine der ersten Shopping-Adressen ist unbestritten das noble Warenhaus Globus, (globus.ch) . In der riesigen Food-Hall wird vom Frühstück bis zum Dinner, vom Sushi bis zum Steak alles offeriert. Leute gucken gibt es gratis.

(RP)
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