Am Set von Harry Potter Gleis 9 ¾ ist das Tor zum Himmel

London · Zauberer für einen Tag: Die Tour durch die Kulissen der acht Harry Potter-Filme in den Studios in Leavesden bei London führt ins Herz von Hogwarts. Auch der neue Film "Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" wurde hier gedreht.

 Die Winkelgasse aus den acht Harry Potter-Filmen lässt sich in den Studios in Leavesden besichtigen.

Die Winkelgasse aus den acht Harry Potter-Filmen lässt sich in den Studios in Leavesden besichtigen.

Foto: Stefanie Bisping

Von einer überdimensionalen Leinwand sprechen Harry, Hermine und Ron - oder vielmehr ihre Darsteller Daniel Radcliff, Emma Watson und Rupert Grint - zum gespannten Publikum. Sie erzählen von jenen zehn Jahren, die sie als Kinder und Jugendliche im Leavesden Filmstudio nordwestlich von London beim Dreh der womöglich erfolgreichsten Reihe in der Geschichte des Films verbrachten. Dann rauscht die Leinwand nach oben, ein imposantes holzgeschnitztes Tor wird sichtbar. Kinder, die heute ihren Geburtstag feiern, dürfen das Portal zum Zauberinternat öffnen.

Schon stehen alle in der großen Halle von Hogwarts: Kinder mit Schals in den Hausfarben Gryffindors und in Zaubererumhängen, würdige Senioren im Dumbledore-Kostüm, Paare und Familien aus allen Teilen der Welt. An den Wänden stehen die Tische der vier Häuser Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin. Mit Äxten und Ketten wurden die Haustische bearbeitet, bis sie aussahen, als hätten viele Generationen junger Zauberer hier gegessen. An der Stirnwand befinden sich die Tafel der Lehrer und die Pädagogen selbst - oder zumindest ihre auf Puppen gespannten Kostüme. Wie alle anderen Kulissen wurde die Große Halle extra für die Potter-Filme gebaut und ausstaffiert; seit 2012 sind sie der Öffentlichkeit zugänglich.

Mit leuchtenden Augen betrachten kleine und große Besucher den Gemeinschaftsraum des Gryffindor-Turms, den Schlafsaal der Jungen, dessen Betten so kurz sind, dass die Darsteller sich in den späteren Filmen verrenken mussten, um noch hineinzupassen, das Büro Dumbledores, die Wohnküche der Weasleys und den Kellerraum, in dem Professor Snape Zaubertränke braut. In einer Ecke können Muggel sich in die korrekten Bewegungsabläufe im Umgang mit dem Zauberstab einführen lassen.

Am sehr breiten Bahnsteig 9¾ wartet schließlich der Hogwarts-Express. Dort wurde die allerletzte Szene der Potter-Filme gedreht - und, bedingt durch technische Abläufe, auch die allererste des ersten Films "Harry Potter und der Stein der Weisen", der vor genau 15 Jahren in die Kinos kam. Die Abteile der knallroten Eisenbahn sehen dank herumliegender Requisiten aus, als machte sich der Zug jeden Moment auf den Weg nach Hogwarts. Und beim Gang durch die - eigens fürs Publikum verbreiterte - Winkelgasse würde man sich kaum wundern, den Halbriesen Hagrid um eine Ecke stapfen zu sehen. So echt wirken die begehbaren Kulissen, dass Fantasie und Realität miteinander verschmelzen.

Dafür verpufft in den Ausstellungen zu den Special Effects so manche Illusion. Dass die Flugszenen vor grüner Wand gefilmt und erst am Computer ihren "echten" Hintergrund erhalten; dass der Drache, auf dem die drei jungen Helden aus der Zaubererbank Gringotts flüchten, nur aus einem kunstvoll gefertigten Stück Stachelrücken besteht, der ebenfalls erst am Bildschirm Körper, Kopf und Schwanz erhielt; dass es vier männliche Schnee-Eulen brauchte, um die eine Hedwig Harry Potters zu verkörpern - all das vermag den Zauber dennoch nicht zu zerstören. Es weckt vielmehr den Wunsch, die Filme gleich nochmal zu sehen, und diesmal vor allem auf Hintergründe und Requisiten zu achten.

Die ersten Kostüme des neuen, ebenfalls in Leavesden gedrehten Potter-Spinoffs "Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" sind bereits im Foyer der Studio-Tour ausgestellt. Zu ihrem fiktiven Schulbuch für das Fach "Pflege magischer Geschöpfe" hat Joanne K. Rowling auch das Drehbuch geschrieben. Im Souvenir-Shop stapeln sich Nachbildungen des eleganten Zauberstabs des Magizoologen Newt Scamander. Der sammelt in den 1920er Jahren magische Wesen und verfasst später jenes epochale Lehrwerk, mit dem auch Harry, Ron und Hermine arbeiten. Fünf Filme sind geplant, der erste läuft derzeit in den deutschen Kinos.

Die Redaktion wurde von Warner Bros. Studio Tour London zu der Reise eingeladen.

(RP)
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