Türkei Ephesos - Die Weltstadt der Antike

In Ephesos wird schnell klar: Es sind sehr viele Touristen unterwegs. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, erlebt einen beeindruckenden Gang durch vergangene Jahrtausende.

Ephesos die Ruinen in Bildern
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Die Ruinen von Ephesos

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Es ist früher Morgen in Kusadasi. Die Kreuzfahrtschiffe liegen im glasklaren Wasser der türkischen Ägäis. Noch sitzen die meisten Passagiere beim Frühstück. Doch schon bald werden sich die Busse in Bewegung setzen und sie ins nahe gelegene Ephesos bringen.

Erster Akt: Die Ankunft

Auf der Route von Kusadasi nach Ephesos blitzt es in der Ferne bereits einmal auf: Die Überdachung des Hanghauses reflektiert die Sonnenstrahlen. Dann verlieren die Busgäste die berühmte Ausgrabungsstätte wieder aus den Augen. Durch Selcuk nähern sie sich der antiken Stadt quasi von hinten. Zwischen den vielen Reisebussen erspähen sie die ersten Ruinenbrocken.

Necdet Akcali dirigiert seine Gruppe durch die Scharen an Reisenden bis hin zum Drehtor. Kurzer Stopp: Wer verloren geht, wartet bitte ganz unten auf den Rest der Truppe! Ein Wiederfinden im Touristengewirr ist nahezu aussichtslos. Dann geht es hinein ins antike Ephesos.

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Foto: shutterstock/ muratart

Die Stadt ist mehrere tausend Jahre alt, erklärt Akcali. "Alle waren hier." Mal war Ephesos hellenistisch, mal römisch, mal byzantinisch.
"Ein kulturreiches Land." So kulturreich, dass noch viel entdeckt werden kann. "Die Wissenschaftler sagen, dass man in Ephesos noch in über 100 Jahren Ausgrabungen machen kann."

Zweiter Akt: Das Bouleuterion

Akcali führt die Gruppe zum Bouleuterion. Es gleicht einem Amphitheater. Hier tagte einst der Rat der Stadt. Außerdem gab es musikalische Aufführungen und Wettbewerbe. Heute sitzt man unter freiem Himmel - damals gab es ein Dach. Das Auditorium wurde etwa 100 nach Christus erbaut - es ist Teil des römischen Ephesos. Mehr als 200 000 Menschen haben damals hier gewohnt, erzählt Akcali. Die Stadt erlebte ihre Blütezeit. Der Hafenzugang machte sie zum Umschlagplatz für Waren aller Art.

Auf dem kiesbedeckten Säulengang, von dem das Bouleuterion abzweigt, arbeitet sich Akcalis Gruppe voran. Eine Katze blinzelt ihnen entgegen und wendet sich dann wieder der Pfütze Wasser zu, die sich auf einer antiken Säule gebildet hat.

Dritter Akt: Auf der Hauptstraße

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Foto: Shutterstock.com / Anton_Ivanov

"Ich bitte Sie, Ihre Fantasie zu bemühen", sagt Akcali. Das hier war quasi die Fußgängerzone von Ephesos: "Hier Burger King, Benetton, McDonalds", zeigt Akcali auf verschiedene Ruinen. So viel Fantasie braucht es gar nicht. Die antike Hauptstraße hat auch so Ähnlichkeit mit der Fußgängerzone an einem Samstagmittag: Ab dem Domitianstempel wird es immer voller.

Der Tempel diente dem Kaiserkult: Auf den Rekonstruktionen macht das Gebäude mit seinen mächtigen Säulen einen erhabenen Eindruck. In der Realität ist nicht mehr viel von ihm übrig: Nach dem Sieg des Christentums wurde er bis auf die Fundamente abgetragen.

Die Touristengruppen wälzen sich nun nebeneinander die leichte Steigung hinab, es wird immer enger. Regenschirme und Selfie-Stangen recken sich ab und zu aus der Masse. Pro Tag kommen manchmal 7000 Menschen nach Ephesos. "Neulich hatten wir drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig hier", erzählt Akcali. "Man konnte sich kaum bewegen." Zwei Mitglieder der Gruppe hat es nun tatsächlich erwischt: Sie haben den Rest verloren.

Vierter Akt: Die Hanghäuser

Vor der Celsus-Bibliothek und dem großen Theater biegt Akcali ab. Ein paar Stufen hinauf geht es zu einem gesonderten Eingang, verborgen von den Blicken der Masse, die sich die Hauptstraße hinunterwälzt. In dem großen Gebäude, das schon aus der Ferne kurz die Blicke auf sich gezogen hatte, legt man die Hanghäuser frei. "Die Häuser wurden treppenartig nach oben gebaut", erklärt Akcali.

Das erkennen Besucher auch heute noch sehr gut. Über Metallgerüste führt ihr Weg über die freigelegten antiken Häuser höher und höher den Hang hinauf, 28 Meter Höhenunterschied sind es, erzählt Akcali.
Dabei bleibt der Blick immer wieder hängen an wunderschönen Mosaiken, die von den Archäologen bereits vom Schmutz der Jahrhunderte befreit wurden. "Seit 20 Jahren legt man die Hanghäuser frei", sagt Akcali.
Insgesamt sind etwa 20 bis 30 Menschen in Ephesos mit den Ausgrabungen beschäftigt. Die Fresken, die dabei zum Vorschein kommen, sind erstaunlich: fein gemalte Tiermotive, Menschen, Pflanzen, in Rot, Grün, Gelb.

"Sklaven am Hauseingang haben Gäste aufgefordert, zuerst mit dem rechten Fuß einzutreten", gibt Akcali Einblick in das Leben vor Hunderten von Jahren. Mit links einzutreten, brint kein Glück, erklärt der Touristen-Guide.

Fünfter Akt: Das Wiedersehen

Ein kleiner Pfad neben den Hanghäusern hinab führt zurück auf die Hauptstraße der antiken Stadt. Ihre vielen Überreste erstrecken sich von hier oben wie kleine weiße Bausteine über die Landschaft. Zurück am Fuß des Hangs angelangt sehen sie schon wieder gewaltiger aus.
Allen voran die Überreste der Celsus-Bibliothek, die jetzt direkt vor den Besuchern liegt.

Bei der richtigen Ausrichtung des Selfie-Sticks kommen die Besucher nun ins Schwitzen: Die Fassade der Celsus-Bibliothek ragt hoch in den Himmel hinein, die 16 Säulen und vier Statuen sollen alle mit ins Bild, und irgendwie muss es auch noch der eigene Kopf davor schaffen.

Zumindest verläuft sich die Touristenschar hier unten ein bisschen.
Das große Theater auf ein Bild zu bekommen, das versuchen die meisten dann gar nicht mehr. Etwa 24 000 Plätze hat es, erzählt Akcali. In römischer Zeit wurde es auch als Gladiatorenarena genutzt.

Von hier blicken die Besucher auf die große Prachtstraße, die von der Ausgrabungsstätte wegführt. Einst endete sie direkt am Meer. "Man konnte Ephesos mit Schiffen erreichen", erklärt Akcali. Heute liegt das alte Ephesos ein Stück im Landesinneren - Versandungen haben es vom Meer getrennt. Die Gruppe schlendert ein paar Meter über die alte Straße, bevor sie zum Parkplatz abbiegt. Dort warten schon die zwei Verlorenen.

(dpa)
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