Die Europäische Kulturhauptstadt Was geht ab in Riga 2014?

Riga · Riga, die Metropole Lettlands, hat sich für sein Jahr als Europäische Kulturhauptstadt 2014 viel vorgenommen. Vor allem die Musik spielt bei den sangesfreudigen Letten eine besondere Rolle. Den Auftakt bildet jedoch eine spektakuläre Aktion zum Thema Buch.

Die Kulturhauptstadt Riga
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Zur Einweihung der neuen Nationalbibliothek am Ufer der Düna, einem Berg aus Glas des gebürtigen Letten und US-Stararchitekten Gunnar Birkerts, bilden die Bürger Rigas Mitte Januar eine Menschenkette von zweieinhalb Kilometern Länge, um Millionen Bücher von ihrem alten Standort in das neue Gebäude zu bringen. Mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen, bekommt da eine neue und außergewöhnliche Bedeutung.

Auch Leib und Seele kommen im lettischen Winter nicht zu kurz: Im "Bauch von Riga", den zum Zentralmarkt umgebauten ehemaligen Zeppelin-Hangaren zwischen der Altstadt und der sogenannten Moskauer Vorstadt, gibt es im Januar inmitten von Marktständen und lettischen Spezialitäten Konzerte, Theateraufführungen und Tanz-Events.

Überhaupt geht es außergewöhnlich musikalisch zu in Riga 2014. Es gibt Aufführungen klassischer Opern - Richard Wagner lebte zwei Jahre lang als Kapellmeister in Riga - sowie zwei Premieren moderner Opern.
Anfang August findet in Sigulda (deutsch Segewold), Rigas lettischer Partner im Kulturhauptstadtjahr, ein großes Operfestival statt.

So schön ist Riga
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Ein absolutes Highlight: die World Choir Games im Juli, ein internationales Chortreffen mit mehr als 20.000 Sängern aus rund 80 Ländern, die die Stadt zum Klingen bringen werden. Die Sirenen und gesanglichen Botschafterinnen Lettlands sind die "Latvian Voices", sieben A-capella-Sängerinnen mit einem breiten Spektrum von Gregorianik bis Volksmusik.

Dass es in Lettland mehr Lieder als Menschen gibt und dass all diese Lieder dennoch gesungen werden wollen, das wird schon in der Mittsommernacht (23. Juni) im ganzen Land unter Beweis gestellt.

Kränze aus Eichenlaub und Sommerblumen

Der Lette fährt dann aufs Land, bindet sich Kränze aus Eichenlaub und Sommerblumen und wirft sich in die Nationaltracht. Entweder man zieht singend von Haus zu Haus oder tanzt und singt am Lagerfeuer. Nach Mitternacht ist Johannistag (lettisch "Jani", 24. Juni);dann freuen sich vor allem die jungen Pärchen des Lebens und der Liebe.

Weniger freudig eröffnet im Januar im Nationalen Lettischen Kunstmuseum die Ausstellung "1914", in der europäische Künstler Perspektiven auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren bieten. Die neue Nationalbibliothek blickt auf 500 Jahre Buchdruck. Rigaer Museen zeigen ganzjährig in einer "Bernsteinstraße" die Kulturgeschichte des sogenannten baltischen Goldes.

Wer sich besonders für Zeitgeschichte interessiert, dem sei das Okkupationsmuseum am Rand der Altstadt empfohlen. Es hat die Zeit der deutschen und der sowjetischen Besetzung (1940-1991) zum Thema und zeigt in beklemmender Intensität diese schmerzhafte Epoche der lettischen Geschichte. Teile der Ausstellung sind allerdings derzeit wegen Umbaus ausgelagert.

"Force Majeure" (höhere Gewalt), so heißt eine Koproduktion von sieben Dokumentarfilmern, die einen spannenden Einblick in die Rigaer Seele verspricht. Ein Festival für zeitgenössische Kunst mit dem Titel "Survival Kit" richtet im September den Blick auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Kernfragen Europas. "Staro Riga" (Riga leuchtet) ist eines der großen Lichterfeste im Norden Europas. Mitte November bildet es einen glänzenden und kreativen Abschluss eines reichhaltigen Kulturjahres.

Daneben bietet Riga natürlich noch die "ganz normalen"Attraktionen der Stadt: den obligatorischen Gang durch das Jugendstilviertel; das kulinarische Must, graue Erbsen mit Speck - was unspektakulärer klingt, als es schmeckt; ein Besuch in den urigen Restaurants "1221" oder "Rozengrals", und - etwas schwieriger, aber auch verheißungsvoll - die Entdeckung der kreativen äußeren Stadtviertel, die sich derzeit rasant entwickeln.

Am anderen Düna-Ufer etwa liegen die lange Zeit verschlafenen Dörfer Agenskalns und Kipsala. Sie bieten noch kaum bekannte Perspektiven auf Europas Kulturhauptstadt 2014.

(KNA)
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