Fernreisen Begegnungen auf der Seidenstraße

Auf einer Reise durch Usbekistan begegnet man gastfreundlichen Menschen. Manche laden einen spontan zum Essen - oder auch zu einem Glas Wodka.

 Auf den Terrassenrestaurants in Buchara kann man sich vor wunderschöner Kulisse verwöhnen lassen.

Auf den Terrassenrestaurants in Buchara kann man sich vor wunderschöner Kulisse verwöhnen lassen.

Foto: Thinkstock/Gargonia

"Darf es noch ein Gläschen Tee, Kaffee, Bier oder Wodka sein?", fragt Olga. Sie ist die gute Seele des Orient Silk Road Express, der als Sonderzug Touristen entlang der einstigen Seidenstraße von Taschkent über Buchara und Chiwa nach Samarkand bringt. Stets hat sie ein Lächeln und nette Worte für ihre Gäste parat. Wenn sie die leckeren Gerichte erklärt, die der Koch auf wundersame Weise in seiner winzigen Bordküche für 40 Mitreisende zubereitet, dann kommt sie schon mal ins Schwärmen. "Was wäre das Leben ohne eine gute Mahlzeit!" Und ihre Augen beginnen zu leuchten, wenn der Zug auf sein Tagesziel zusteuert. Man merkt ihr an, dass sie sich genauso auf die Märchenstädte aus "Tausendundeine Nacht" freut wie ihre Gäste.

Buchara: Da der Reiseveranstalter in Buchara für die Zug-reisenden Hotelzimmer gemietet hat, kann auch Olga durch die Straßen bummeln und sich selbst in einem Terrassenrestaurant verwöhnen lassen. Ihr Blick schweift über das Wasserbecken der Innenstadt auf das gegenüberliegende Ufer, wo gerade die Scheinwerfer aufleuchten, die am Abend die Koranschule in Szene setzen. Währenddessen haben es sich ihre Zuggäste an einem der Tische im Innenhof einer weiteren Medrese (Koranschule) gemütlich gemacht. Bunte Leuchten tauchen die Szenerie in unterschiedliche Farbtöne, Musiker greifen zu ihren traditionellen Instrumenten, begleitet von einem Tanzensemble orientalisch gekleideter Frauen.

Samarkand: Schon der erste Abend in der 2700 Jahre alten Stadt scheint alle Klischees der Märchenwelt zu bedienen. Im Restaurant "Samarkand" feiert eine buntgekleidete Schar von etwa 40 Frauen den ersten Geburtstag eines Kindes. Alle weiblichen Verwandten sind dazu angereist. Die Tafel biegt sich unter der Last leckerer Gerichte, Süßigkeiten, Obst und Wein. Es wird gelacht und erzählt, und ein Tischspruch jagt den nächsten, sodass die Kellner sich sputen müssen, um die Wodkagläschen nachzufüllen. Sobald die ersten Töne orientalischer Musik erklingen, hält es keine der Feiernden am Tisch, und beim Sturm auf die Tanzfläche werden möglichst viele mitgenommen, die bislang noch unbeteiligt an den Nebentischen verweilten - egal, ob Tourist oder kopftuchbedeckte Muslima.

Magische Moscheen entlang der Seidenstraße
8 Bilder

Magische Moscheen entlang der Seidenstraße

8 Bilder
Foto: shutterstock/ Lockenes_Bukhara

"Feiern sind bei uns mehr als ein Fest", sagt Ali, der deutsche Reisegruppen mit seiner Heimat vertraut macht. "Geselligkeit gehört zu unserem Leben wie Salz zum Brot. Wir verreisen wenig, also machen wir uns das Leben daheim so angenehm wie möglich." Den Usbeken liegen Geselligkeit und Gastfreundschaft seit zwei Jahrtausenden im Blut, als Fremde aus aller Welt mit Kamelkarawanen auf der Seidenstraße Städte wie Chiwa, Buchara und Samarkand zu Umschlagplätzen für edle und gefragte Waren machten und damit zur Blüte verhalfen.

Die Zeit der Karawanen, die oft Monate oder gar Jahre unterwegs waren, ist längst vorüber. Fährt man heute mit dem Orient Silk Road Express entlang der einstigen Seidenstraße, so verschläft man die langen Wüstenabschnitte und wacht jeden Morgen in einer neuen Metropole auf. Tag für Tag taucht man in eine Welt ein, in der mittelalterliche Prachtbauten, ein Volk mit großer Seele und Gastfreundschaft, althergebrachte Traditionen und ein toleranter Islam mit der digitalen Neuzeit verschmelzen. Alle Sinne werden geweckt, wenn Händler auf den märchenhaften Basaren Gewürze, Seide, Kaschmir und Tee anpreisen - gleich neben dem Stand mit den aktuellsten Smartphones. Wird man angesichts der Größe und Schönheit der Koranschulen und Moscheen nahezu sprachlos, so lockern die herzlichen Begegnungen mit den Menschen die Stimmung wieder auf. Manchmal fühlt man sich aber ein wenig ratlos, wenn man etwa am Rande eines Basars unvermittelt zum Plov eingeladen wird, wie das Nationalgericht aus Reis, Möhren, Zwiebeln und Hammel heißt. Aber Gastgeber Ruslan wischt die Sprachbarrieren einfach mit einem Gläschen Wodka für seinen neuen Gast beiseite.

Die Redaktion wurde von Lern-idee Erlebnisreisen zu der Reise eingeladen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort