Provinz Guanacaste Ein Garten im Naturparadies

Während die Bauern Costa Ricas früher etwa ein Drittel der Wälder als Weidefläche für ihre Kühe nutzten, um McDonalds und Co. mit Fleisch zu beliefern, erkennen sie in den Wäldern heute einen touristisch wertvollen Schatz.

Costa Rica - eines der grünsten Länder der Erde
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Otto Mendez sieht mit seinen streng zu einem Zopf geordneten Haaren nicht nur aus wie ein Künstler. Mit grenzenloser Fantasie und fundierten botanischen Kenntnissen ausgestattet, vermag er innerhalb weniger Wochen trostlose Sandbrachen in blühende Landschaften zu verzaubern.

Rund um sein Haus im costa-ricanischen La Tigra wähnt man sich in einem botanischen Garten. Überall sprießen Blumen, Sträucher und Bäume aus aller Herren Länder in den buntesten Varianten. Palmen aus Malaysia, Japan und Madagaskar gedeihen neben Pandanusbäumen aus Australien oder Mandelbäumen aus Mittelamerika: Mutter Natur platzt auf Ottos Grundstück aus allen Nähten.

Aus einer kleinen Quelle ließ der Landschaftsgärtner eine terrassenförmig angelegte Teichlandschaft entstehen, eingesäumt von sechzig Bromelienarten, Farnen, Helikonien, Amelien, Hortensien und Calatheen - ein ausuferndes Grün, in dem sich die schönsten Pflanzen der Regenwälder unserer Erde ein Stelldichein zu geben scheinen. "Tropische Gärten sind unglaublich faszinierend", schwärmt Mendez. "Farben und Formen sind in ständiger Veränderung begriffen, nichts ist statisch - ein lebendiger Organismus, der sich nach der Startphase ohne jedes Zutun des Menschen weiterentwickelt." Gern führt Mendez deutsche Touristen durch sein Pflanzenparadies, das sich beim näheren Hinsehen auch als idealer Biotop für Frösche, Basilisken, Vögel, Schmetterlinge und Insekten aller Art entpuppt. Unter einer Helikonie bettet sich gerade ein Vogel zur Nacht, auf dem benachbarten Busch kuscheln zwei rotäugige Laubfrösche miteinander, ein aus der Familie der Leguane stammender Basiliskus lässt sich auf einem großen Farnblatt vom Wind schaukeln, Kolibris sammeln emsig den letzten Nektar zum Abendessen ein und aus dem Inneren einer Bromelie schaut neugierig ein winziger Pfeilgiftfrosch nach dem Rechten. Eine Wildtiersafari in Afrika könnte kaum aufregender sein als dieser Abendspaziergang durch diesen Garten.

Mendez ist schon wieder in einem neuen Projekt involviert. Vor acht Jahren hatten seine Freunde Paul und Gelbert gemeinsam mit dem deutschen Reiseveranstalter Travel to Nature auf einer ehemaligen Rinderweide etwa eine halbe Autostunde von Mendez' Haus entfernt mit einem sechs Hektar großen Aufforstungsprojekt begonnen. Aus einigen der inzwischen herangewachsenen Bäume entstanden in achtmonatiger Bauzeit zehn Ferienhäuser, wobei nur selbstgepflanztes Bauholz Verwendung fand. "Bei unserem aktuellen Tourismusprojekt La Tigra haben wir uns konsequente Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben", sagt Mendez. "Aktivtourismus und die Renaturierung ehemaligen Weidelandes ergänzen sich dabei beispielhaft. Was unsere Väter und Großväter der Natur nahmen, werden wir ihr jetzt zurückgeben."

Mittlerweile machen die ersten Reisegruppen aus Deutschland in den Ferienhäusern Station und jeder Besucher pflanzt auf einem hinzugekauften zweieinhalb Hektar großen Gelände einen Baum. "Die von Menschenhand angepflanzten Guabas, Rambutan-, Doraden- und Brotfruchtbäume, Caobillas und Mandelbäume gedeihen in dem Boden, der von Vulkanasche gedüngt und jährlich mit bis zu 6000 Millimetern Regen bewässert wird, prächtig. Sie locken Vögel an, die weitere Samen herantragen und damit die Biodiversität vergrößern. So entsteht ein Bewuchs, der dem ursprünglichen Primärwald unseres Landes sehr ähnlich ist", freut sich Mendez, der auch bereits einen ersten Teich angelegt hat.

Für die Uferbepflanzung will er aber im Gegensatz zu seinem heimischen Garten nur regionale Arten verwenden. Bald soll es in dem entstehenden Biotop auf dem Rande eines uralten Vulkankraters genauso von Reptilien, Fröschen, Amphibien, Vögeln, Schmetterlingen und Insekten wimmeln wie bei ihm Zuhause. Tourismus in und mit der Natur ist die Vision, die bislang erst selten mit einer solchen Konsequenz umgesetzt wurde, wie beim "La Tigra"-Projekt.

Erfahrungen sammelten die am Projekt Beteiligten unter anderem im Ökozentrum von Danaus nahe der Touristenhochburg La Fortuna am Fuße des Vulkans Arenal. Auf einem nur drei Hektar großen Wiesenstück ließen sie einen Sekundärwald mit einem tropischen Ökosystem entstehen, der heute mit seinen Kaimanen, Fröschen, Faultieren, blauen Morphus-Schmetterlingen und zahlreichen Vogelarten Besucher anlockt wie ein Zoo. Einer Insel inmitten von Rinderweiden, Tarot-, Maniok- und Zuckerrohrfeldern gleich bietet Danaus den Tieren einen geschützten Lebensraum, der von ihnen gern angenommen wird. Die Redaktion wurde von Travel to Nature zu der Reise eingeladen.

(RP)
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